Die römischen Thermen von Aquae Helveticae, wie Baden zu römischen Zeiten genannt wurde, gehörten zu den bedeutendsten Anlagen der römischen Zeit nördlich der Alpen, sagte Co-Museumsleiterin Lisa Schlittler an der Vernissage vom vergangenen Donnerstag. Die umfangreichen Ausgrabungen, die zwischen 2006 und 2022 im Bäderquartier stattfanden, hätten beeindruckende archäologische Fundstücke ans Licht gebracht und zu neuen Erkenntnissen geführt.
An einer Podiumsdiskussion unter der Leitung von Kurator Kurt Zubler gaben Archäologin Andrea Schaer, Matthias Flück von der Kantonsarchäologie Aargau und Illustrator Jonas Christen Einblicke in den Prozess, in dem aus den vielen ausgegrabenen Fundstücken und mit Hilfe der neu gewonnenen Erkenntnissen die Ausstellung «Die Römer sind unter uns» entstand.
«Römer bekämen einen Lachanfall»
Zu den vier «Lebensbildern» aus verschiedenen Epochen, die in der Ausstellung durch «Guckis» in 3D bestaunt werden können, meinte Andrea Schaer, vieles davon basiere lediglich auf Vermutung. Natürlich sei genau darauf geachtet worden, dass die Illustrationen historisch möglichst korrekt seien. Trotzdem denke sie, die darauf abgebildeten Leute «bekämen einen Lachanfall», wenn man ihnen die «Lebensbilder» – heutige Vorstellungen des damaligen Alltags der Menschen – zeigen würde.
Wer die Ausstellung besucht, startet am Kurplatz, der mit grossformatigen Fotos im Historischen Museum nachgebildet wurde. Mittendrin gibt es den Wasserverteiler aus Steinzeug zu bestaunen, der von 1944 bis 2020 das Thermalwasser nach einem genauen festgelegten Schlüssel zwischen den Badehotels verteilte. Noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts gab es auf dem Kurplatz Freibäder, deren Fundamente aus der Zeit der Römer stammten. Die Museumsgäste erfahren, warum die Freibäder im 19. Jahrhundert vom Platz verschwanden und sehen anhand von Funden, wie die Römer in Baden gebaut, gebadet und ihre Götter verehrt haben. Auch ein Blick in die vorrömische Zeit, mit Funden aus Bronze- und Eisenzeit, ist Teil der Sonderausstellung zu den Ursprüngen der Stadt Baden.
Zu entdecken gibt es Fundamente römischer Bassins aus Holz und Überreste von Altären römischer Tempel im Bäderquartier. In Vitrinen sind Kleinobjekte wie Schröpfhörnchen, römische Mosaiksteinchen, Schmuckstücke und Münzen zu sehen. Weiter das «erste Badener Souvenir». Dabei handelt es sich um den Bronzebeschlag einer Messerscheide, den der römische Schmied Gemellianus um das Jahr 200 nach Christus hergestellt hat. Die Besucherinnen und Besucher können ein römisches Mühlespiel spielen oder in einem Schreibwettbewerb ihre eigene Legende dazu schreiben, wie die Quellen einst entdeckt worden sind; das war lange bevor die Römer kamen.
Zur Ausstellung gibt es ein vielfältiges Rahmenprogramm, zum Beispiel am Sonntag, 20. Oktober, wo bei einem «Tag wie im alten Rom» ein Programm für die ganze Familie angeboten wird. Bei Führungen berichten Expertinnen und Experten von der neusten Forschung und den Erkenntnissen zu den verschiedenen Bauten, Lebensweisen und Badegewohnheiten von damals. Im Bad zum Raben kann zudem mehrmals gebadet werden.
Die Sonderausstellung «Die Römer sind unter uns. Geheimnisvolle Entdeckungen aus den Tiefen des Kurplatzes.» läuft bis am 29. Juni 2025.
Informationen zur Ausstellung:
museum.baden.ch/roemer