Z

In der Rubrik «Querbeet» beleuchten namhafte Autorinnen und Autoren ein von ihnen gewähltes Thema – und sorgen damit wöchentlich für Inspiration.
In der Rubrik «Querbeet» beleuchten namhafte Autorinnen und Autoren ein von ihnen gewähltes Thema – und sorgen damit wöchentlich für Inspiration.

Nein, nicht auf das Z des russischen Kriegstreibers und auch nicht auf die hyperflexible work-live-balancierende Generation Z sei hingewiesen, sondern auf ein Hochglanz-Magazin einer bedeutenden Schweizer Tageszeitung. Das Blatt eröffnet uns als «Die Substanz des Stils» mit bewundernswert irrealen Bildern und raffinierten Texten eine Blendwerkwelt, die mit teuren Parfums und Uhren verführt und anpreist, was gegen Pigmentflecken hilft oder wie gesund Hefeflocken sind.

Kurz, eine makellos aufgebrezelte Serie von Miniaturen für Betuchte, jede Seite ein ästhetisches Hohelied, pure Wonne, keine Mode für die Tonne. Man blättert darin und ist froh, sich das Meiste gar nicht leisten zu können, somit nicht in Versuchung zu geraten und dabei noch gutgelaunt zu bleiben.

Nein, jetzt nichts von Glamour, sondern etwas über die Z-Mannequins oder vielmehr ihre Foto-Shooting-Gesichter. Nur zwei deuten ein Lächeln an. Der Rest posiert mit frostigem Ernst, mit Frageblicken von tiefstem Weltschmerz und einer Mimik abweisender Hochnäsigkeit. Als Zugabe gibt’s dann einen blasierten Erling Haaland (Muss man den kennen?) mit blondem Drahthaarschnitt.

Was nur haben die Fotografen den Mannequins da bloss eingebläut? «Schaut arrogant und distanziert in die Kamera? Aber vor allem, unter keinen, unter gar keinen Umständen, lächelt! Die Welt ist ein Jammertal für uns Erdenwaller im Staub. Verstanden?»

So guckt uns dann eine an, als hätte sie in eine Limette gebissen und danach einen Kanarienvogel verspeist. Eine andere sieht aus, als hätte jemand ihr Gucci-Täschchen geklaut und ihre Louis-Vuitton-Sonnenbrille zerkratzt. Eine blickt in die Welt, als hätte ein Bekannter eine Flasche Château Pétrus auf ihr Poltrone-Sofa verschüttet und ihre Schmusekatze den Minotti-Fauteuil zerkratzt. Und da ist noch eine, die uns tieftraurig anstaunt, als hätte sie soeben «Die Elenden» von Victor Hugo fertiggelesen. Und sie alle tun das kunstvoll verkrampft und depressiv melancholisch, als dächten sie verbittert an ihre Zwangsdiät.

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