In der Turnhalle ist ausgeturnt

Zur Aufhellung der Finanzen will der Gemeinderat Hausen Liegenschaften ohne Eigenbedarf veräussern. Die älteste Turnhalle gehört dazu.
Die Gemeinde Hausen benötigt die 1946 erstellte Rothübel-Turnhalle nicht mehr für den Eigengebrauch. (Bild: zVg)

Die Gemeinde Hausen besitzt mit ihren 3800 Einwohnerinnen und Einwohnern drei Turnhallen. Die jüngste Doppelturnhalle ist 6-jährig, ihre Vorgängerin, die alte Mehrzweckhalle 58-jährig und die älteste Rothübel-Turnhalle 78-jährig. Sie dient dem ursprünglichen Zweck nicht mehr und bietet trotz gelegentlicher anderweitiger Verwendung keinen angemessenen Gemeinnutzen mehr. Deshalb fasst der Gemeinderat ihren Verkauf ins Auge, wie er in einer Pressemitteilung bekannt gibt.  

Eine neue Strategie
Hausens Behörde verfolgt mit einer neu erarbeiteten Liegenschafts- und Werterhaltungsstrategie das Ziel, die Investitions- und Betriebskosten durch zeitgerechte Erneuerungs- und Sanierungsmassnahmen möglichst gering zu halten. Zudem sollen gemeindeeigene Liegenschaften ohne Eigenbedarf «in Wert gesetzt», also veräussert werden und dazu beitragen, die angespannte Finanzlage wieder ins Lot zu bringen. In den letzten zehn Jahren hat die Gemeinde über 22 Millionen Franken in Neubauten investiert.

Die finanzielle Entlastungsmassnahme wurde dem Gemeinderat auch von der Gemeindeversammlung nahegelegt. Im Fokus steht der Verkauf von zwei Parzellen «im Stück». Dafür wurde eine Projektgruppe gebildet. Ein weiteres Devestitionsobjekt sieht der Gemeinderat in der für keine öffentlichen Zwecke mehr benötigten Rothübel-Turnhalle. Er bietet die Liegenschaft neben der in den 1970er-Jahren gebauten Dorfkirche aus naheliegenden Gründen vorab der reformierten Kirchgemeinde Windisch zum Kauf an. 

«Schöne Aussicht»
Die Kirchenpflege prüfe an ihrer nächsten Sitzung, ob sie der Kirchgemeindeversammlung im Frühjahr 2025 eine entsprechende Vorlage unterbreiten wolle, teilte die Präsidentin Barbara Stüssi-Lauterburg am Wochenende in ihrem Newsletter mit. Sie werde an der Budgetversammlung am 10. November darüber informieren. Zur Liegenschaft gehört ein kleiner Streifen Land. Die Parzelle befindet sich nach der BNO-Revision neu in der Wohnzone A. Der grosse Parkplatz bleibt hingegen in der Zone für öffentliche Bauten und im Eigentum der Einwohnergemeinde.

Möglich wäre anstelle der alten Turnhalle ein Neubau «mit schöner Aussicht» und drei Wohnungen, bestätigte der gemeinderätliche Vorsteher des Ressorts Bau, Kurt Schneider, auf Anfrage. Wenn die Kirchgemeinde am Objekt nicht interessiert sei, würde es auf den freien Markt gebracht. Die Gemeindeversammlung soll im Juni 2025 über den Verkauf entscheiden. Schon 1974 stand die Veräusserung der Turnhalle im Zusammenhang mit dem Kirchenbauprojekt zur Diskussion. Sie wurde damals mit der Begründung abgelehnt, die Halle werde noch von Kindergarten und Musikgrundschule sowie von Vereinen belegt und für militärische Einquartierungen gebraucht. 

Das «Rütli der Turner»
Der Rothübel ist sozusagen das Rütli der Hausener Turnerschar. 1911 stellte der drei Jahre zuvor gegründete Turnverein das Gesuch, am Ostrand des Turnplatzes über dem Dorf in Eigenregie einen Turnschopf erstellen zu dürfen, weil der «Rössli»-Wirt das bisherige Übungslokal nicht mehr zur Verfügung stellen mochte. Der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben zu und bewilligte einen Beitrag von 200 Franken unter der Bedingung, dass die Turngeräte auch von der Schule benützt werden dürften.

Den baufälligen Turnschopf ersetzte die Gemeinde 1946 durch die ebenfalls aus Holz konstruierte neue Turnhalle. Sie kostete 37 000 Franken und galt damals in der Region als Vorzeigebeispiel. Aber schon nach sechs Jahren war eine erste Sanierung fällig: Der Holzofen wurde durch eine Warmluftheizung ersetzt. Weil die wachsende Gemeinde mehr Platz brauchte, baute sie 1966 für 1,3 Millionen Franken eine Mehrzweckhalle und 2018 für 13,9 Millionen Franken eine Doppelturnhalle plus Gemeindesaal.