Krafttraining ist Medizin

1967 erkannte Werner Kieser die gesundheitsfördernde Qualität von Krafttraining. Ein Wendepunkt in der Fitnessgeschichte.
Bilder: zVg

Als 18-Jähriger zog sich Werner ­Kieser beim Boxen eine Rippenfellquetschung zu. Er erkannte, dass ein kurzes, intensives Training mit einem sich anpassenden Widerstand an ­Trainingsmaschinen zu den besten Genesungsresultaten führte, und so gründete er ein erstes Kraftstudio in Zürich. Mittlerweile gibt es zahlreiche Kieser-Trainingszentren schweizweit. Diese zeichnen sich durch ihre Schlichtheit aus. Keine Musik, keine Spiegel und die Reduktion auf das Wesentliche. Ganz nach Kiesers Philosophie: «Es braucht schliesslich viel, dass es nach wenig aussieht.» Die Maschinen wurden in Eigenregie weiter spezialisiert, stets unter Berücksichtigung der aktuellsten medizinischen Erkenntnisse. 

Auch Baden verfügt über ein Kieser-Trainingszentrum am Gstühlplatz 1. Die «Rundschau» hat sich mit dem Sportwissenschaftler Florian Stemmer unterhalten.

Krafttraining ist Medizin. Was ist ­damit gemeint?
Beim Wort Krafttraining entstehen in der Bevölkerung oft die unterschiedlichsten Bilder im Kopf. Nicht selten wird an schwitzende Muskelpakete gedacht. Krafttraining ist aber viel mehr als das. Wir setzen das Training seit Jahren ein, um dem altersbedingten Abbau entgegenzuwirken.

Eine Vielzahl von Studien zeigt positive Effekte auf den gesamten Körper und seine natürlichen Funktionen. Der Schwund an Muskulatur – auch als Sarkopenie bezeichnet – erhöht die Sterblichkeitsrate drastisch. Mit Krafttraining gilt es, diesen Abbau zu stoppen und verlorene Strukturen zurückzugewinnen. Dabei spielt das Alter keine Rolle.

Welche Funktionen hat Muskulatur?
Am offensichtlichsten ist sicherlich die Bewegungsfunktion. Diese hilft uns im Alltag, mobil zu sein. Oft dabei vergessen werden die Schutz- und Stützfunktion der Skelettmuskulatur.

Viele Beschwerden entstehen über einen langen Zeitraum und sind Abnutzungserscheinungen aufgrund fehlender funktioneller Muskulatur. Eine Verspannung hier, ein kurzer Schmerz dort, und am nächsten Tag scheint alles wieder gut zu sein. Jedoch entstehen genau so mittel- und langfristige Beschwerden am Bewegungsapparat. Speziell das Thema Arthrose ist meist ein Prozess, der über die fehlende Stabilität im Gelenk und/oder durch übermässige Belastung entsteht.

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Wie beschreiben Sie Krafttraining jemandem, der bisher keinen Bezug dazu hatte?
Krafttraining ist der Service für den Körper. Führen wir diesen wie beim Auto regelmässig durch, können wir uns über Zuverlässigkeit und Belastbarkeit im Alltag freuen. Selbstverständlich funktioniert es auch ohne Krafttraining, jedoch werden speziell bei regelmässiger Nutzung die Zuverlässigkeit und die Haltbarkeit schwinden. Somit gilt es, das Thema zeitnah und kontrolliert anzugehen, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Genügt es nicht einfach, im Alltag sportlich aktiv zu sein oder sich zu bewegen?
Grundsätzlich ist jede Bewegung besser als Inaktivität. Jedoch müssen wir bei Sport in verschiedenen Fähigkeiten denken, die wir jeweils verbessern. Die meisten Aktivitäten sind dem Ausdauerbereich zuzuordnen. Dazu zählen Wandern, Joggen, Velofahren oder Schwimmen usw. Dadurch verbessert man seine Widerstandsfähigkeit gegen Ermüdung und kann dadurch länger aktiv sein. Krafttraining jedoch verbessert die gezielte Kraftproduktion gegen Widerstand. Das benötigt man speziell im Alltag beim Tragen der Einkäufe, beim Aufstehen vom Stuhl oder wenn man unvorhergesehen einen Sturz abbremsen möchte. Betrachtet man die Gesellschaft, fällt es vielen Personen leicht, mit dem Hund spazieren zu gehen oder eine Velotour zu machen. Sobald es aber um den Gang in den zweiten Stock, das Aufstehen vom Stuhl ohne Hände oder das Tragen von Kindern geht, kommen die meisten an ihre Grenzen. Um kraftvoll und sicher durch das Leben zu gehen, muss man den Körper bewusst mit steigendem Widerstand konfrontieren. Erst dann wird der Körper bestrebt sein, seine Strukturen aufzubauen und nachhaltig zu erhalten.

Welche Zielsetzungen haben Ihre Kundinnen und Kunden?
Die Bandbreite ist so vielfältig wie unser Kundenstamm. Vom Fussballer, der zur Leistungsoptimierung und Verletzungsprävention seine Muskulatur auftrainieren möchte, bis zur Grossmutter, die gern ohne Beschwerden ihre Enkel hochheben will. Gleichzeitig unterstützen wir tagtäglich Personen mit akuten Beschwerden oder nach erfolgreicher Operation. So vielseitig wie die Vorteile sind, so unterschiedlich sind die Zielsetzungen unserer Kundinnen und Kunden.

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Wie kann ich mir das Training bei ­Ihnen vorstellen?
Zum Start gestalten wir eine
sehr ausführliche Einstiegsberatung. Diese dient dazu, einen Überblick über die Gesundheitshistorie der Kundin oder des Kunden zu bekommen und die Erwartungen in Erfahrung zu bringen. Im Anschluss gestalten wir ein kurzes Training. Mit weiteren begleiteten Trainingseinheiten stellen wir in den Folgeterminen sicher, dass die Kundinnen und Kunden das Training erlernen und Sicherheit im Umgang erhalten. Durch die intensive Betreuung zu Beginn können wir eine gute Basis für das selbstständige Training legen.

Was passiert, wenn ich die Einführung abgeschlossen habe?
Wir empfehlen ein bis zwei Trainingseinheiten pro Woche. Eine Einheit dauert etwa 45 Minuten. Unsere Hauptarbeit besteht darin, die Kundinnen und Kunden in ihren selbstständigen Trainingseinheiten weiter zu unterstützen. Wo Fehler und Unsicherheiten entstehen, greifen wir ein und stellen so eine dauerhafte Betreuung bei jedem Training sicher. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Kundin oder der Kunde um 7 Uhr morgens oder an Weihnachten um 16 Uhr zum Training kommt. Unsere Trainer vor Ort betreuen mit Fachwissen und Empathie.

Wann genau sollte ich mit Krafttraining beginnen?
Grundsätzlich ist der einfachste Zeitpunkt der, wenn es noch keine ­Beschwerden gibt. Ist erst einmal ein Schmerz oder eine Verletzung vorhanden, schliesst das nicht das Training aus. Vielmehr zwingt uns unser Körper, etwas zu machen. Selbstverständlich können wir diese Warnsi­gnale ignorieren, jedoch holt uns das Thema wieder ein. Es gilt, die Ursachen der Beschwerden in den Griff zu bekommen und nicht nur die Symptome zu lindern. Durch eine gute Betreuung unserer Trainer und Physiotherapeuten schaffen wir es zu jedem Zeitpunkt, die Person abzuholen und die Zielsetzung zu verfolgen. Gern können sich Interessierte für eine unverbindliche Erstberatung mit uns in Verbindung setzen. Denn es ist erwiesen: Ein starker Körper ist die Voraussetzung für ein aktives, beschwerdefreies Leben.

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