Um Schülerinnen und Schülern einen realitätsnahen Einblick in die Berufswelt zu gewähren und um Branchen sichtbar zu machen, die für die angehenden Berufseinsteigerinnen und -einsteiger in die engere Auswahl kommen könnten, gibt es den Berufserkundungstag. Er dient als Vorbereitung für eine mögliche Schnupperlehre, als Lehrstellenvermittlung und als Rekrutierungsinstrument für die Unternehmen.
Berufsalltag zum Anfassen
Eneas ist 14 Jahre alt und besucht die zweite Klasse der Oberstufe in Gebenstorf. Am 18. Oktober hat er mit seiner Klasse und der verantwortlichen Klassenlehrperson Josef Meier, Schulhaus Brühl, an der Berufserkundung teilgenommen.
«Ich war als Erstes bei der Firma Bafento AG als Metallbauer», berichtet Eneas, nachdem sich seine Eindrücke etwas gesetzt haben. «Nach dem Metallbauer war ich bei der Firma Eglin Elektro AG, die zu uns ins Schulhaus kam, um sich vorzustellen, als Elektromonteur/Installateur. Zum Schluss ging ich als Sanitärinstallateur zur Firma Felix & Co. AG in Gebenstorf.»
Er habe sich für diese drei Berufsbranchen entschieden, weil er gern körperlich arbeite, erklärt der Oberstufenschüler. Bei allen drei Stationen am Berufserkundungstag sei ihm genau gezeigt worden, wie bestimmte Arbeitsschritte abliefen: «Beim Elektromonteur hat sich das Team und dann die Firma vorgestellt, und es wurde darüber informiert, wie viele Schulfächer man in der Lehre hat», fasst Eneas zusammen. Die Schülerinnen und Schüler erhielten ausserdem Informationen, die ihnen halfen, eine Selbsteinschätzung vorzunehmen: «Zum Beispiel, welche schulischen Stärken man haben muss», so Eneas.
Bei Bafento wurde der Realschulklasse ein Film präsentiert, der den Tagesablauf als Elektroinstallateurin oder -installateur zeigt. Die anschliessende Präsentation aller Werkzeuge, die dabei zum Einsatz kommen, brachte den angehenden möglichen Absolventinnen und Absolventen einer Schnupper- oder Berufslehre das Gesehene praktisch und zum Anfassen näher. «Zum Schluss haben wir ein Verlängerungskabel hergestellt.» Auch als Sanitär hat Eneas die Werkstatt besucht, wo demonstriert wurde, wie Rohre befestigt werden und wo sie überall zum Einsatz kommen.
Die Wahl steht fest
Am besten gefallen Eneas die Eindrücke, die er als Elektromonteur/Installateur gesammelt hat. «Der Berufserkundungstag hat mir dabei geholfen, eine berufliche Richtung zu finden», stellt Eneas fest: «Ich wähle den Beruf Elektromonteur/Installateur.»
Danach gefragt, was ihn an seinem künftigen Beruf fasziniere, sagt Eneas: «Mich interessiert Elektrizität und dass man nicht immer am gleichen Ort arbeitet und nicht die ganze Zeit das Gleiche macht.»
Als verantwortlicher Klassenlehrer war Josef Meier am Berufserkundungstag dabei. «Der Anlass findet während der Schulzeit statt. Die Lehrpersonen sind deshalb auch für die Lernenden verantwortlich», bestätigt er.
Berufsfindung: Nicht immer einfach
Der Berufserkundungstag hat in Gebenstorf eine langjährige Tradition. Josef Meier, der seit bald 20 Jahren unterrichtet, war schon etliche Male dabei. «Die beteiligten Firmen geben sich stets die grösste Mühe, in der kurzen Zeit ihren Betrieb und einen Beruf zu präsentieren – es ist ja eine Berufsbesichtigung von 45 Minuten Dauer und keine Schnupperlehre», hält Meier fest.
Meistens, so hat der Oberstufenlehrer in den vielen Jahren festgestellt, treten auch firmeneigene Lernende auf und bereichern den Anlass mit Erfahrungen, die sie mit den angehenden Lehrlingen und Lehrtöchtern teilen. «Leider sind nicht immer alle Schülerinnen und Schüler gleichermassen an den Berufen interessiert», berichtet Meier. Ergänzend gebe es das Schulfach Berufliche Orientierung zur Vertiefung.
Meier ist aber von der praktischen Seite der Berufsbesichtigung überzeugt: «Wenn uns der Gewerbeverein dieses Angebot zur Verfügung stellt, müssen wir es nutzen. Es ist eine wertvolle Ergänzung zu den Berufsmessen, denn nicht alle Eltern besuchen mit ihren Kindern Messen, Infotage oder andere Angebote», weiss Meier.
Bei ihm selbst sei die Berufswahl anders abgelaufen. Meier besuchte die Bezirksschule in Suhr. «Das Ziel war die Kantonsschule, nicht die Berufswelt.»
Im Unterricht damals habe man die Berufswahl nicht thematisiert. Gegen Ende seiner Schulzeit hatte Meier noch keine Ahnung, was er einmal werden wollte. «Meine Mutter machte mich auf eine Lehrstelle als Koch aufmerksam, weil ich als Kind einen Kochkurs der Migros-Klubschule besucht hatte und dann zu Hause ab und zu kochte. Also wurde ich Koch», erzählt Meier. «Eigentlich war es eine Entscheidung meiner Mutter.»
Meier hatte das Glück, daheim eine private Berufsberatung zu erhalten: «Heute muss ich sagen, dass sich meine Mutter richtig entschieden hat.»
Bei der Berufsfindung unterstützt Meier die Jugendlichen an seiner Schule und nimmt dafür auch in seiner unterrichtsfreien Zeit an Anlässen wie dem Berufserkundungstag teil, um die Erfahrungen und Eindrücke, die seine Schülerinnen und Schüler dort gemacht haben, mit ihnen zu teilen und einzuordnen.