«Tschugger bi de Brugger» werden?

Dem Personalmangel trotzen müssen auch Polizeikorps. Die Regionalpolizei Brugg versucht es nun mit kreativer Nachwuchswerbung.
André Scheidegger, Stellvertreter II des Repol-Chefs, und Kommandant Andreas Lüscher präsentieren die selbst entwickelte Werbekampagne. Das Plakat zeigt die Einsatzbereiche der Repol – rechts die Flussrettung. (Bild: bkr)

Nicht nur verschiedenste Handwerksbetriebe und die Gastronomie klagen über Fachkräfte- und Nachwuchsmangel, das Phänomen hat ebenfalls seit Längerem unsere Verwaltungen und Polizeikorps erreicht. Neben der Kantonalpolizei gibt es im Aargau 15 regionale Polizeiorganisationen. Gleich drei befinden sich im Bezirk Baden (die Stadtpolizei Baden sowie die Regionalpolizeien [Repol] Rohrdorferberg-Reusstal und Wettingen-Limmattal). Präsident der Vereinigung Aargauer Regionalpolizeien ist René Lippuner. Er ist Kommandant der Repol Zurzibiet, die mit den Surbtal-Gemeinden auch einen Teil des Einzugsgebiets der «Rundschau Nord» betreut. Für sein Polizeikorps bezeichnet er die Personalsituation als gut. «Wir sind dabei, neue Mitarbeitende einzustellen.» Von anderen Repol weiss er, dass diese zur Personalgewinnung verschiedenste Aktionen gestartet haben. «Wir sind überzeugt, gute Aspiranten und Aspirantinnen zu finden», sagt Lippuner.

Besonders kreativ: Repol Brugg
Aus den vielen Plakaten, Fahrzeugaufklebern und Flyern von anderen Polizeikorps sticht die Personalwerbung der Repol Brugg heraus. Auf den in den purpurnen Farben des Repol-Logos gehaltenen Plakaten fordert sie junge Leute auf: «Wird Tschugger bi de Brugger.» «Keine», sagt Andreas Lüscher, Chef der Repol Brugg, lachend auf die Frage, welche PR-Agentur hinter der Kampagne stecke. «Den Slogan haben wir selbst entwickelt, und ein gestalterisch und fotografisch versierter Polizist hat das Plakat realisiert. Wir wollen als Arbeitgeberin mit einem frischen Auftritt auch die junge Generation Z ansprechen und Passantinnen und Passanten zum Schmunzeln bringen – Bürgernähe zeigen», sagt Lüscher. Auslöser für die Kampagne war die im Juni vom Einwohnerrat bewilligte Aufstockung des Personalbestands der Repol um 400 Stellenprozent.

Projektleiter der Werbekampagne war Lüschers Stellvertreter II, André Scheidegger. Er ist sehr in die Ausbildung von Polizeiaspirantinnen und -aspiranten involviert und Experte an der Interkantonalen Polizeischule in Hitzkirch. An ihn war die Frage gerichtet, weshalb man bei einer Repol und nicht bei der Kantonspolizei anheuern solle? Scheidegger meint dazu: «Das erste Ausbildungsjahr in Hitzkirch verläuft für alle angehenden Polizistinnen und Polizisten gleich.» Nach einer ersten Prüfung geht es für das zweite Ausbildungsjahr in die Korps. «Eine Repol arbeitet sehr bürgernah – bei uns ist man Frontpolizist mit geringerem Anteil an Büroarbeit.» Was weniger möglich sei, sei eine Spezialisierung. Ein Beispiel ist die Kriminalpolizei. Sie gibt es bei einer Repol nicht. «Aber seit einigen Jahren verfügen wir im weiten Umkreis als einzige Blaulichtorganisation über eine gut ausgerüstete Einsatzgruppe Flussrettung», ergänzt Lüscher.

Die Situation im Limmattal
In der jüngeren Vergangenheit haben nicht besetzte Stellen bei der Repol Wettingen-Limmattal für Schlagzeilen gesorgt. Die Verantwortlichen haben sich inzwischen zu einem engeren Schulterschluss mit der Kantonspolizei entschlossen. Sind sie damit die Personalsorgen los? Der Wettinger Gemeindeammann Roland Kuster sagt Nein. «Derzeit sind wir auf der Suche nach einer Aspirantin oder einem Aspiranten.» Im grenznahen Wettingen spüre man bei der Besetzung von Polizeistellen eine Konkurrenzsituation – die Personalwerbung der Kantonspolizei Zürich. Wie wirbt Wettingen um Personal? Kuster: «Wir gehen mit der Website karriere-wettingen.ch neue Wege.» Auf der Website würden die «positiven Attribute» der Arbeitgeberin Gemeinde Wettingen hervorgehoben. «So kann sich Wettingen von anderen Arbeitgeberinnen der öffentlichen Hand abheben», sagt Kuster.