Turnverein kann Sport und Unterhaltung

Gasthof zur Linde heisst das geschlossene Restaurant in Oberflachs. Der Turnverein machte aus dem lieb gewonnenen Restaurant das Grandhotel Linde, in dem sich der Unterhaltungsteil des Turnerabends abspielte. Der allererste Auftritt war vor allem ohrenbetäubend, laut trommelnd marschierten die Turner durch das Publikum auf die Bühne. Den Auftakt machten die Kinder, die als Kellner den etwas älteren Turnern und Turnerinnen das Essen servierten. Bald darauf gab es den ersten Sketch mit Linda und Kari im Hotel. Während Linda ein Work-out für den perfekten Körper macht, golfen geht, sich sonnt und dann total erholt schlafen geht, verbringt Kari den Tag an der Bar und kippt einen Drink nach dem anderen. Verantwortungsvoll gespielt, trank Kari hauptsächlich Orangensaft. Um stilecht zu bleiben, leerte er die Gläser ausnahmslos in einem Zug. 

Anschliessend zeigten die Männer und Frauen des Turnvereins einen ­Linedance, kunstvoll gemixt mit akrobatischen Elementen, zu einer Discoversion von Cotton Eye Joe. Spätestens beim nächsten Sketch gab es keinen Zweifel mehr daran, dass man in Oberflachs kein Blatt vor den Mund nimmt. Ein Kunde beschwerte sich bei der Hotelapotheke, die Dosis des Abführmittels sei anhand des Heimwegs berechnet worden, und zwar genau nach Meter bis zur Haustür, inklusive Treppenstufen bis zur Wohnungstür und bis zur Toilette. Aber leider habe man nicht einberechnet, dass der Toilettendeckel noch unten gewesen sei, sagt es und zeigt dem Publikum das bekleidete Hinterteil mit braunem Fleck. 

Herzige Pagen
Danach flitzten die Kinder als Hotelpagen mit verschiedenen Koffern durch die Gegend. In Abstimmung mit der Musik sausten sie mit Staubsauger, Fischerruten oder Golfschlägern auf der Bühne umher, bevor sie sich dann damit in die Ferien aufmachten. Beim nächsten Sketch war ein junges Paar beim romantischen Dinner im Hotelrestaurant. Die Dame wollte ein 400 Gramm schweres Steak mit Pommes frites, traute sich aber nicht, dieses Gericht zu bestellen, aus Angst, sie könnte verfressen wirken. Ihr Partner, ganz der Gentleman, schlug vor, dieses Menü für sie zu bestellen, dann könne sie für ihn bestellen. Als sie dann für ihn das Menü Nummer 35 bestellte, traf sie fast der Schlag, als sie erfuhr, dass es sich dabei um die Schlachtplatte für zwei Personen mit extra viel Sauerkraut handelte. 

Männer mit Masken
Schliesslich stiegen drei Männer mit leuchtenden Masken aus einer kleinen Truhe vorn auf der Bühne, was beinahe unheimlich wirkte, falls man nicht bemerkte, dass sie unter dem Boden durchkamen. Dann zeigten die Herren mit ihren Turnerkollegen eine perfekt choreografierte Show am Barren, die nicht nur kraftvoll und elegant war, sondern den Turnern auch Kraft abverlangte, sodass ein Turner beim Applaus zwischendurch dem Publikum signalisierte, es solle noch etwas weiterklatschen, bis sie wieder zu Kräften kämen. Vielseitig waren die Turner und Turnerinnen unterwegs, so waren sie nicht nur am Pool anzutreffen und hüpften ins supponierte Wasser, sie traten ebenso in Militär- und Strandkleidung auf und nahmen an einer Yogastunde teil. 

Premiere
Vor und nach der Pause wurde nicht irgendein Sketch gezeigt, sondern ein Kurztheater kam auf die Bühne, geschrieben von Pedro Lenz. Darin wurde eine Sitzung des Organisationskomitees (OK) gespielt, wobei plötzlich zwei Saudis auftauchen: ein reicher Scheich und sein Freund und Übersetzer. Das OK, das sich gerade noch über die begrenzten finanziellen Mittel des Turnvereins unterhalten hat, war etwas überrascht und überfordert vom Angebot des Scheichs, das Grandhotel Linde zu kaufen. Als sie erklärten, dass dieses nicht zum Verkauf stehe, weitete der Scheich sein Angebot auf das ganze Dorf, ja das ganze Schenkenbergertal aus. Obwohl die Turner sich einen Moment lang überlegten, ob ihnen der Scheich nicht doch finanziell unter die Arme greifen könnte, kam am Ende kein Deal zustande. Das Thema dieser ­Uraufführung, Besuch aus Arabien, wurde in einer Nummer des Männerturnvereins nochmals aufgegriffen. Im zweiten Teil des Theaters wurde das Ganze in einer Diskussionssendung am Fernsehen thematisiert. 

Turnerabend Oberflachs

Der Scheich mit seinem Überseitzer im Theaterstück von Pedro Lenz (Bilder: af)

Turnerabend Oberflachs

Beim Kurztheater geschrieben von Pedro Lenz, inszenierte der Turnverein eine Diskussionsrunde im Fernsehen.

Turnerabend Oberflachs

Sowohl im Pool als auch in Uniformen machen die Turner eine gute Figur.

Turnerabend Oberflachs

Turnerabend Oberflachs

Mit viel Engangement und Herzblut trat der Turnverein auf.

Turnerabend Oberflachs

Der Sketch, der am meisten Begeisterung auslöste: drei Herren die freihändig Klavier spielten.

Turnerabend Oberflachs

Der Frauenturnverein bei der Schlusspose. (Bilder: AF)

Prominente Unterstützung
Der Kameramann war dabei Werner de Schepper, der die Zusammenarbeit mit Pedro Lenz gefördert hat. Dieser schrieb das Kurztheater eigens für diesen Turnerabend. Werner de Schepper und Pedro Lenz sind befreundet, und der Schriftsteller aus Olten war schon häufiger in Oberflachs und in der restlichen Region Brugg unterwegs. Er schrieb zum ersten Mal ein Theater für einen Turnerabend und war an der Uraufführung dieses Stücks persönlich anwesend. Dabei handelte es sich um seinen ersten Besuch eines Turnerabends. 

Der Turnverein Oberflachs ist so populär, dass die meisten Nummern zweimal getanzt oder geturnt werden mussten. Die freche und äusserst kreative Sketchgruppe freute sich zwar ebenfalls über den vielen Applaus, aber nur ein Sketch musste wiederholt werden: drei Männer, die sich hinter einem Klavier ihrer Hose und Unterhose entledigen und ihre Unterhosen schwungvoll ins Publikum schmissen, um dann ohne Hände Klavier zu spielen. Mindestens solang bis einer Turnerin die Geduld ausging und sie die Klappe des Klaviers zuschlug. 

Freitag, 15. November, 20.15 Uhr
Samstag, 16. November, 20.15 Uhr
Mehrzweckhalle, Oberflachs