Der Anlass hat Tradition: Bereits zum 15. Mal verhiess der Martini-Treff eine lohnende Auseinandersetzung mit einem Thema von besonderer Relevanz. Hinter dem Erfolgsrezept steht der Wille der Organisatoren, den Anlass mit hochkarätigen Referenten auf ein beträchtliches Niveau zu stellen. Offensichtlich mit Erfolg. Dario Abbatiello, Präsident KMU Region Brugg, konnte eine erstaunlich grosse Zahl von Vertretern unterschiedlichster Firmen, Gemeinden und von politischen Gremien begrüssen, darunter den Aargauer Ständerat Thierry Burkart.
Die Situation im Aargau
In einem einleitenden Kurzreferat skizzierte Beat Bechtold, Direktor der Aargauer Industrie- und Handelskammer, den Aargauer Ist-Zustand in Sachen Berufslehre. Er zeigte auf, dass die Berufsbildung nach wie vor der beliebteste Weg für junge Schulabgänger ist, treten doch vier von fünf Jugendlichen als Erstausbildung eine Berufslehre an.
Und doch gehe es weiterhin darum, die Attraktivität der Berufsausbildung hochzuhalten, denn KMU Region Brugg stellt fest: «Unternehmen, die offene Lehrstellen zu besetzen haben, sehen zwei Probleme: zu wenig Jugendliche, die sich bewerben. Und unter jenen, die sich doch bewerben, fehlt es oft an ausreichender Qualifikation.» Bechtold betonte aber, dass es für die einzelnen Berufsgruppen unterschiedlich schwierig sei, Lehrlinge zu rekrutieren. Bei der Informatik, bei Wirtschaft, Verwaltung und Tourismus sieht es bedeutend besser aus als zum Beispiel im Baugewerbe oder im Verkehrssektor.
Bechtold plädierte dafür, die Attraktivität der Berufslehre vermehrt aufzuzeigen: «Erfolgsgeschichten statt Gejammer!» In illustrativem Sinn wurden die erstaunlichen Karrieren von Bundesrat Beat Jans (Berufslehre als Landwirt) und UBS-Chef Sergio Ermotti (KV-Lehre) genannt. Konkret schlug Bechtold vor, die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Schule zu stärken und die Berufslehre für Erwachsene zu fördern.
Der Faktor Mensch
Die Moderatorin Judith Wernli wandte sich dann Michael Gamp und Noah Lüscher zu, beide junge Absolventen einer Berufslehre als Zimmermann, beide ehemalige Bezirksschüler, Gamp sogar mit abgeschlossener Kantonsschulbildung. Aus ihren Voten ging die Bedeutung von Bezugspersonen und einem guten, motivierten Team hervor, das sie als Lernende angetroffen hatten. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit müssten sowohl die Berufsbilder als auch die Perspektiven aufgezeigt werden, die es im weiteren Berufsleben gebe.
Konkrete Gedankenansätze
Im anschliessenden Podiumsgespräch bat Judith Wernli drei führende Persönlichkeiten um ihre Gedanken zur Thematik des Abends: Urs Furrer, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands, Matthias Kunz, Leiter der Sektion Betriebliche Bildung des Kantons Aargau, und Urs Widmer, Geschäftsleiter des Aargauischen Gewerbeverbands. Dabei kam eine ganze Reihe von wichtigen und realisierbaren Ansatzpunkten zur Sprache, zum Beispiel folgende (stichwortartig genannt): Ausbildung der Ausbildner im Sinne eines Wiederholungskurses, Abbau von Bürokratie, Betonung der Gleichwertigkeit von Hochschule und beruflicher Weiterbildung, alle Jugendlichen im Auge behalten, auch solche mit geringerer Qualifikation. Positiv erwähnt wurden die eminente Bedeutung von Schnupperlehren und die Tatsache, dass junge Schweizer Berufsleute im internationalen Vergleich regelmässig Spitzenplätze einnehmen.
Das Claudia-Masika-Trio umrahmte den Anlass musikalisch, und der bekannte Kabarettist Veri sorgte zum Schluss des Programms für Heiterkeit. Der Apéro riche bot sodann Gelegenheit für einen weiteren Gedankenaustausch.