Steuerfuss bleibt, doch Ausgaben steigen

Nicht ohne Nachfragen wurde in Würenlingen über die ­kommenden Aufgaben und die finanziellen Herausforderungen diskutiert.
101 Stimmberechtigte nahmen an der Versammlung teil. (Bild: sma)

Zu Beginn begrüsste Gemeindeammann Patrick Zimmermann die Jungbürger und Jungbürgerinnen, begleitet mit der humorvollen Hoffnung, dass sie künftig an allen Versammlungen teilnähmen. Vor der Einwohner- und der Ortsbürgergemeindeversammlung am 14. November in der Mehrzweckhalle Weissenstein wurden die jungen Erwachsenen durch das Gemeindehaus geführt, um sie im politischen Alltag der Gemeinde Würenlingen willkommen zu heissen.

Die ersten Informationen der Veranstaltung betrafen die Neuzugänge der Gemeinde. Der neue Hauswart, der auch für Weissenstein verantwortlich ist, wurde von den Anwesenden begrüsst. Mit Myriam Gessler erhält die Schule Würenlingen ab Februar 2025 eine neue Co-Schulleiterin.

Zu den negativen Meldungen zählte die Zukunft der Poststelle. Im Zuge der Modernisierung des Filialnetzes der Post soll es in den kommenden vier Jahren schrittweise auf eine Filialpartnerschaft hinauslaufen. Die Gespräche dafür seien aufgegleist, der Gemeinderat wurde allerdings erst kurzfristig informiert. «Wir alle sind schuld», kommentierte Zimmermann den Abschied von der alten Poststelle, weil immer weniger Menschen das Angebot vor Ort nutzten.

Steigende Kosten
Der Steuerfuss in der Gemeinde bleibt für das Jahr 2025 bei 100 Prozent, allerdings muss man sich ernsthaft damit beschäftigen, ob für 2026 nicht eine Erhöhung um 4 Prozent sinnvoll wäre. Nicht nur, weil ein auf null kalkuliertes Budget für Überraschungen sorgen kann, sondern weil künftig grössere Investitionen auf die Gemeinde Würenlingen zukommen. Dazu zählen laut Zimmermann die Feuerwehr, die Brücken und Strassen und die Sanitäranlagen Weissenstein. Damit verbunden ist ein budgetierter Anstieg der Nettoschulden pro Einwohner von 512 auf 729 Franken im Jahr 2025. Das Budget selbst steigt im kommenden Jahr um 1 Million Franken auf insgesamt 22 Millionen Franken. Zimmermann verweist dabei auf die schlanke Verwaltung für eine 5100-Einwohner-Gemeinde und gibt als Ziel das noch genauere Budgetieren aus.

Zum Thema meldete sich anschliessend Hansulrich Brauchli, Präsident der Finanzkommission (Fiko): Die Fiko sei unzufrieden mit der Kostenentwicklung der letzten Jahre. Konkret kritisiert wurden der Sach- und der Betriebsaufwand im Budget. Seit 2019 gab es hier eine Steigerung um 36 Prozent, was in diesem Ausmass nicht mehr mit der Inflation und der allgemeinen Teuerung der letzten Jahre zu erklären ist. Brauchli forderte eine feste Zielvorgabe von 3,8 Millionen Franken beim Sach- und Betriebsaufwand für das Jahr 2026. Für das kommende Jahr budgetiert sind in diesem Bereich 4,11 Millionen Franken. Nach einer Stellungnahme von Zimmermann, der davor warnte, eine übergeordnete Zahl im Budget anzustreben, anstatt einzelne Kostenstellen zu prüfen, wurde der Antrag Brauchli knapp mit 47 Nein- zu 37 Ja-Stimmen abgelehnt. Das Budget und der Steuerfuss wurden danach ohne Gegenstimmen angenommen.

Die Bedeutung der Vereine
Ohne Gegenstimmen angenommen wurde ebenfalls der Beitritt der Gemeinde Würenlingen zum Gemeindeverband Kreisschule Surbtal. Da die Bezirksschule Endingen seit 2009 Teil des Verbands ist, erhält Würenlingen durch den kostenlosen Beitritt offiziell ein Stimmrecht. Zudem stellt man als Gemeinde fast einen Klassenverband pro Jahrgang. Ein gutes Schulsystem in der direkten Umgebung sei ausserdem unerlässlich für ein aktives Vereinsleben im Dorf, betonte Zimmermann. Die Bedeutung der Vereine für ein lebendiges Würenlingen war schon zu Beginn der Versammlung ein Thema. Der Gemeinderat hat dafür ein Treffen mit allen Vereinen veranstaltet, um zu erfahren, was von Vereinsseite benötigt wird, und um eine bessere Übersicht zu erhalten. Denn nicht alle Vereine sind gleich sichtbar in ihren Tätigkeiten.

Die weiteren Abstimmungen über Infrastrukturprojekte wie die SBB-Brücke Althau und die Sanierung Birkenweg wurden ohne Gegenstimmen angenommen. Und nur bei der Revision der Bau- und Nutzungsordnung folgte noch ein Gegenantrag, der allerdings nach einer inhaltlichen Aufklärung von Gemeinderätin Melanie Gasser nur fünf Ja-Stimmen sammeln konnte.