Gelebtes Brauchtum seit 1974

Ab Freitag ist der Samichlaus unterwegs. Der Samichlaus Birrfeld ist seit 50 Jahren ­aktiv und erfreut Kinder nach wie vor.
Dieses Jahr sind die Samichläuse vom 6. bis zum 8. Dezember unterwegs. (Bild: af)

Schon seit 50 Jahren dabei ist Toni ­Aeschi. Früher war er selbst als Samichlaus unterwegs, heute ist er, wie ihn die Kollegen der Pastoralgruppe Birrfeld nennen, als Samichlaus-CEO ­tätig. Er organisiert die Besuche, die Reinigung der Gewänder und die ­Verpflegung von Samichlaus und Schmutzli. Die Namen der aktuellen Samichläuse sollen hier nicht enthüllt werden. Für die Kinder soll die Identität der Samichläuse ein Mysterium bleiben. Es sei verraten, dass höchstens vier Samichläuse in der Region von Lupfig, Birr, Scherz, Mülligen und Birrhard unterwegs sind. Einer allein könnte die vielen Besuche gar nicht bewältigen. Denn auf jeden Familienbesuch muss sich der Samichlaus vorbereiten, dafür hinterlassen die ­Eltern bei der Anmeldung eine Notiz mit den wichtigsten Informationen zu den Kindern. Jeder Besuch ist individuell, es gibt Kinder, die Angst vor dem Samichlaus haben, und solche, die dem Samichlaus eher forsch entgegentreten. 

Individueller Besuch
Ein Samichlaus erzählt: «Man merkt, wenn eine neue Kindergartenlehrerin im Dorf ist.» Dann würde plötzlich ein neuer Vers rezitiert. Er erinnert sich an ein Kind, das nur die erste Hälfte des Gedichts konnte. Der Junge reagierte souverän und erklärte ihm: «Du gehst ja noch zu meinem Klassenkameraden, der kann den Rest.» So gelassen sind aber nicht alle Kinder, wenn sie den Samichlaus treffen, selbst wenn manche durchaus schlagfertig sind. Ein Kind antwortete einmal auf den Vorwurf, dass es seinen Eltern nicht immer gehorche: «Meine Eltern folgen mir auch nicht immer.» So sei der Samichlaus weiterhin eine Respektsperson, sogar Schlingel seien beim Samichlaus artig. Deshalb musste er noch nie ein Kind in den Sack stecken und mitnehmen.

Leuchtende Kinderaugen
Der Rekord waren einmal 80 Familienbesuche in einem Jahr, dieses Jahr sind es 37, hinzu kommen Gruppenbesuche. Manchmal kann er einen Esel auf seine Tour mitnehmen. Dieser käme aber eher bei einer Gruppe zum Einsatz, wenn sie im Wald Kindergartengruppen besuchten oder auf dem Adventsmarkt unterwegs seien. Diese Gruppenbesuche haben seit Corona zugenommen, als nur Waldweihnachten möglich waren. Ein Samichlaus schwärmt: «Das goldigste Alter ist das Kindergartenalter. Die Kinder sind verträumt und freuen sich über den Schnee, den Samichlaus und Weihnachten.» Ihre Augen würden richtig leuchten, vor lauter Freude über den Winter und die Weihnachtszeit.

Interkultureller Samichlaus
Der Samichlaus hier ist zwar von der Pastoralgruppe unterwegs und orientiert sich an der christlichen Tradition des Sankt Nikolaus von Myra mit einem Messegewand und der Mitra auf dem Kopf, aber er ist interkonfessionell und sogar mehrsprachig unterwegs. Aufgrund der BBC, die früher hier ansässig gewesen sei, habe es viele Zuwanderer in der Region gegeben, vor allem viele italienische Familien, sodass bereits beim ersten Samichlausbesuch 1974 ein italienischsprachiger Samichlaus unterwegs gewesen sei, erzählt Toni Aeschi. Gegründet wurde die Gruppe damals von Ernst Looser und Walter Brühlmeier, die auch als Samichläuse unterwegs waren. Einen fixen Preis hat der Samichlausbesuch nicht, die Eltern können so viel bezahlen, wie sie möchten. Die Gruppe verdient nichts daran, schliesslich geht es gemäss der christlichen Tradition um Nächstenliebe. Alles, was über die Fixkosten hinausgeht, wird anschliessend gespendet. 

Fachkräftemangel
Die Gruppe, die natürlich auch über ein paar Schmutzlis verfügt, hat aber durchaus mit modernen Herausforderungen zu kämpfen. Auch bei den ­Samichläusen zeigt sich der Fachkräftemangel. Es ist immer schwieriger, neue Samichläuse für den Dienst zu rekrutieren. Die jüngsten drei wurden entweder persönlich angesprochen, weil sie einen der Chläuse kennen, oder sie kamen über die Kirche zur Gruppe.

Dieses Jahr sind die Samichläuse von Freitag, 6. Dezember, bis Sonntag, 8. Dezember, unterwegs. Allerdings starten sie nicht am 6. Dezember, weil das der Samichlaustag ist, sondern weil der Freitag und das Wochenende am familienfreundlichsten sind. Und so ziehen sie ab morgen wieder durch die Dörfer und bringen Kinderaugen zum Strahlen.