Allerlei mit Nachhaltigkeit

Ein neues Leben für alte Schätze: Claudia Zuber bietet in ihrem neu eröffneten ­Geschäft in Brugg Secondhandartikel an.
Claudia Zuber vor ihrem neu eröffneten Geschäft. (Bild: isp)

Seit Ende Oktober ist die Hauptstrasse in Brugg um ein Secondhandgeschäft reicher. «Mein Laden Gloria Mundi ist für alle da», sagt Claudia Zuber, Geschäftsinhaberin. Bei der 40-Jährigen findet man Kleidung, ­Accessoires und viel Allerlei, und zwar alles aus zweiter Hand. «Mit ­Gloria Mundi habe ich ein Herzensprojekt lanciert, um meine Leidenschaft für Fashion, Styling und Design auf persönliche und lebendige Weise mit vielen Menschen zu teilen. Seit mehr als 20 Jahren stöbere ich liebend gern durch Brockenhäuser. Wo ich hingehe, ich halte stets Ausschau nach Brockis und werde eigentlich immer und überall fündig.» Regelmässig sei sie im Brockiland Fahrweid oder in den Brockenhäusern der Heilsarmee anzutreffen. Auch die Brockenhäuser verschiedenster Frauenvereine in den Gemeinden seien oft wahre Fundgruben. Claudia Zuber ist ausserdem davon überzeugt, dass bei der jüngeren Generation ein Wandel stattfinde, mehr Secondhand zu tragen. Sei es wegen Umwelt-, Budget- oder Stylefragen. Secondhand sei ein Riesentrend. Man wolle nicht das tragen, was momentan in den Kleiderläden hänge und für alle zugänglich sei, zudem sei es preislich attraktiver. 

Sich mit Schönem umgeben
Der Geschäftsname stammt aus einem Zitat und bedeutet «Ruhm» oder «Glanz der Welt». «Das Vergängliche, Alte ist ja oft mit einem besonderen Glanz behaftet, diese Vorstellung gefällt mir. Alles Schöne zieht mich an, und ich habe das Bedürfnis, mich mit Schönem zu umgeben, mich um schöne Dinge zu kümmern, sie am ­Leben zu erhalten», sagt die sympathische Frau. Dass Schönheit vergänglich sei, stimme sie manchmal melancholisch. Vordergründig überwiege zum Glück aber die Freude am Umgang mit Schönem. «Früher empfand ich das oft als oberflächlich, ­inzwischen stehe ich voll und ganz dazu und bin überzeugt, dass Schönheit in jegliche Bereiche unseres ­Lebens vordringen kann und soll. 

Querbeet – von No Name bis zu ­berühmten Fashionlabels
Im Erdgeschoss befindet sich das ­Ladengeschäft, im Untergeschoss beherbergt Claudia Zuber ihr eigenes Atelier, aus dem sie ab und zu Neues hervorzaubert. Hergestellt aus Altem, selbstverständlich. Donnerstags und freitags während der Ladenöffnungszeiten können Sachen vorbeigebracht werden. Es werden nur ausgewählte Artikel/Kleider angenommen, die ins Sortiment und zur Saison passen und bei denen die Qualität stimmt. Im Secondhandbereich bewegt sich Gloria Mundi im mittleren Preissegment, also im Bereich von 40 bis 60 Prozent des Neupreises. Zu finden sind Kleidungsstücke aller Art bis hin zu berühmten Fashionlabels. Bei einzelnen Kleinmöbeln oder speziellen Lampen kann es etwas teurer werden. 

Perfektionismus steht ­manchmal im Weg
Als Ästhetin mit einem ausgesprochenen Faible für Schönes und Gebrauchtes endet Claudia Zubers Perfektionismus nicht selten im kreativen Chaos. Als Perfektionistin sei die Arbeit einfach nie fertig, stets sei Verbesserungspotenzial vorhanden. Was dazu führe, dass vieles angefangen und nicht fertig gemacht werde. Sie habe oft so viele Gestaltungsideen, dass sie gar nicht wüsste, wo sie anfangen solle. «Oft wünsche ich mir, ich hätte einige Stunden mehr pro Tag zur Verfügung.» Zusammen mit ihrer Familie zelebriert sie seit einiger Zeit den einfachen Grundsatz «Gut genug ist genug gut», was ihr inzwischen auch bei ihrer Arbeit ein hilfreicher Leitsatz sei, und mit dem Älterwerden sei sie zudem effizienter geworden. 

Studium in Modedesign
Ihr früh aufkeimender Gestaltungsdrang führte sie vor 20 Jahren nach Basel für ein Modedesignstudium. Ein knappes Jahrzehnt entwickelte sie Kollektionen im Rahmen eines eigenen Labels und realisierte diverse Kundenprojekte, wie zuletzt die Bekleidung der Mitarbeitenden des Flughafens Zürich oder ein Bühnenshowpiece für «Nemo». «Mein Fachwissen kommt mir jetzt natürlich zugute, da ich mich mit Schnitten, Materialien aber auch mit der Pflege von Kleidungsstücken auskenne. Ich behebe kleine Defekte oder kann auch einmal eine Hose für eine Kundin kürzen. Im Bereich der Wohnaccessoires – ich biete Kleinmöbel, Lampen, Vasen und Weiteres an – kenne ich mich weniger gut aus, hier verlasse ich mich auf mein Gefühl», ergänzt Claudia Zuber. Dass Secondhandwaren im besten Fall nachhaltiger sind als Neuwaren ist eher ein dankbarer Nebeneffekt, denn ihr liegt klar die Gesundheit unseres Planeten am Herzen. Jedoch ist das nicht der zen­trale Antrieb hinter ihrer Arbeit. «Gebrauchtwaren gefallen mir schlicht besser, ich umgebe mich gern damit. Neues bereitet weniger Freude. Das Einkaufserlebnis ist ganz anders, wenn man sich überraschen lassen darf, welche Schätze einen erwarten. Auch privat kaufe ich sehr wenig Neues, es gibt von fast allem mehr als genug auf dieser Welt. Es ist etwas zeitintensiver, secondhand einzukaufen, diese Zeit nehme ich mir jedoch gern», so die Geschäftsführerin.

Hütehund wäre optimal
Durch einen Umzug im Sommer 2024 fand sie mit ihrer Familie den Weg aus der Stadt Zürich in die alte Spinnerei in Windisch und mit dem historischen Ladenlokal in Brugg eine neue Wirkungsstätte. «Obwohl ich nun von der Stadt aufs Land gezogen bin, fehlt mir momentan die Bewegung in der Natur. Letztes Jahr ist unsere Hündin gestorben, seither gehe ich nicht mehr in den Wald – allein ergibt es einfach keinen Sinn. Ich würde mich sehr über einen Hütehund freuen. Ab und zu spazieren zu gehen, wäre ein super Ausgleich», so Claudia Zuber.

Gloria Mundi, Hauptstrasse 44, Brugg
gloriamundi.ch