Nur zehn Minuten Achtsamkeit

Pranam Horlbeck hat sein Glück in der Chinmoy-Bewegung gefunden. Sein bewegtes Leben hat der Ehrendinger in seinem Buch verarbeitet.
Pranam Horlbeck in der Redaktion der «Rundschau». (Bild: sma)

Seit 2024 haben auch die Vereinten Nationen einen Weltmeditationstag. Der 21. Dezember soll den Menschen jedes Jahr die Möglichkeit geben, innezuhalten und auch in herausfordernden und unruhigen Zeiten einen klaren Kopf zu bewahren – der innere Frieden als mögliche Problemlösung.

Mit dem Thema des inneren Friedens befasst sich auch der Ehrendinger Autor Pranam Horlbeck. Als Anhänger des spirituellen Lehrers Sri Chinmoy veröffentlichte er 2023 seinen Lebensweg in Buchform. Mit vielen persönlichen Beispielen erzählt er in «Echte Zufriedenheit ist …» von seiner schwierigen Kindheit und der Suche nach einem erfüllten Leben.

Zeit für sich selbst
Pranam, der mit ersten Vornamen René heisst, unterrichtet als Meditationskursleiter in einem Yogazentrum in Winterthur, tritt bei Konzerten auf und bereist als Geschichtenerzähler die Welt. Nebenbei arbeitet er noch als Vertreter bei einem Unternehmen, welches sich auch zur Chinmoy-Bewegung zählt. «Ich möchte Menschen anhand meines Beispiels Inspiration geben», erzählt Horlbeck. In seinen kostenlosen Einführungskursen gibt er einen Überblick zu den Meditationsübungen: Atmung, Entspannung, Konzentration, Achtsamkeit.

«Mein persönliches Thema sind die zehn Minuten, die man sich am Tag als Zeit für sich selbst nehmen soll», sagt der Buchautor. Nicht nur seien zehn Minuten für jeden eine machbare Aufgabe, sie lassen sich zudem auch frei aufteilen. Allerdings eignet sich der Morgen am besten, gleich nach dem Aufstehen, bevor der Alltagsstress überhaupt beginnt. «Es ist wie eine Einzahlung in eine innere Bank», so Horlbeck.

Neben Meditationsübungen können auch ganz einfach Dinge wie ein Spaziergang, etwas frische Luft oder entspannte Musik zu den Minuten zählen und dazu beitragen, dass man seinen inneren Frieden für einen guten Schlaf findet.

Ein Idol
An dem Buch, welches sich aktuell in der zweiten Auflage befindet und in Kleinstauflage gedruckt wurde, hat Horlbeck über drei Jahre gearbeitet. Von Freunden und aus der Community hat er dafür viel Unterstützung und durchweg positives Feedback bekommen. Der einzige Kritikpunkt: es sei zu kurz, erzählt der Autor mit einem Lachen. Zudem hat er es selbst auch in die englische Sprache übersetzt. Das auf dem Buchcover gross sein spiritueller Führer Sri Chinmoy (1931–2007) prangert, ist genauso gewollt wie sein eigener spiritueller Name als Autor: Pranam.

«Das Foto von Chinmoy habe ich 1992 auf einem Vortragsposter gesehen, und es hat mich auf meiner Suche nach innerer Zufriedenheit inspiriert», erklärt Horlbeck. Auch seinen neuen Vornamen habe er von Chinmoy erhalten, den er bis zu dessen Tod mehrmals im Jahr getroffen hat. Wörtlich übersetzt heisst Pranam: «Sich dem Göttlichen hingeben». Und so ist es heute nicht nur Horlbecks Rufname, sondern steht auch so in seinem Pass.

Neben einer herausfordernden Jugend befasst sich die Biografie auch mit dem Thema Burnout – oder schlicht der chronischen Erschöpfung, unter der auch der Autor litt. «Es gibt keine Patentlösung beim Burnout, kein Medikament aus der Schulmedizin, das allen hilft», sagt Horlbeck. Ihm selbst geht es heute wieder besser, aber seiner Arbeit als Vertreter gehe er noch nicht wieder in Vollzeit nach.

Eine Frage des Mindsets
Dass die UNO mit ihrem Weltmeditationstag den Trend aufgreift, gefällt auch Horlbeck. «Jetzt kommt eine neue Welle», sagt der Kursleiter und verweist auf die steigende Nachfrage nach Meditationskursen und -angeboten. Auch für viele Entscheider und Entscheiderinnen in Unternehmen seien Themen rund um das Mindset heute kein Fremdwort mehr, sondern Teil ihres Alltags. «Wenn man sein Denken verändert, verändert man auch sein Konsumverhalten», erklärt Horlbeck. Dazu gehören auch ein bewussterer Lebensstil und die Akzeptanz von anderen Lebensstilen: «Unser Gehirn schafft unsere Realität.»

Das Thema der Akzeptanz spielt auch in der Bewegung eine grosse Rolle, die sich auch nach dem Tod des Gründers nicht als Religion versteht und keine expandierende Gemeinschaft ist. Alle Glaubensrichtungen und Menschen sind hier willkommen. «Wir wollen Menschen inspirieren, aber nicht konvertieren», so Horlbeck. So wurden am traditionellen Weihnachtskonzert in Zürich auch zahlreiche christliche Lieder gesungen.

Dass aus den zehn Minuten Selbstfürsorge schnell mehr werden können, zeigt ein Blick in Horlbecks Alltag. Sportliche Betätigungen, Meditation und Gesangstraining nehmen mehrere Stunden des Alltags ein. «Es ist etwas, was sich langsam aufbaut. Beim Laufen fängt man auch nicht mit einem Marathon an», so der Chinmoy-Anhänger. Ausdauer und Disziplin sind Faktoren, die die Bewegung auszeichen. Wenn Pranam am Abend bei der Meditation sitzt, erwischt er sich bei dem Gedanken: «Ich bin der glücklichste Mensch, den es gibt.»