Gespenstischer Streit ums Erbe

In diesem Jahr hat sich der Verein Theater Lengnau für eine komödiantische Geistergeschichte entschieden. Das Stück läuft an fünf Abenden.
Kommissarin Klein (Corinna Felix) ermittelt im Wohnzimmer. (Bilder: sma)

Eine ausverkaufte Mehrzweckhalle Rietwise wartete am vergangenen Freitag auf die Schauspielenden des Theaters Lengnau. Pünktlich um 20 Uhr erschien der erste Geist auf den Vorhängen, bevor ein kurzes Video das neue Stück «Wär glaubt scho a Geischter?» einleitete. Nacheinander flogen Rosen, Erde und sogar ein Kaktus auf die Kamera – bevor es auch dem Letzten im Publikum klar wurde, dass es sich hier um die Sicht eines Sargs handelt.

Und so setzt der erste Akt des Theaterstücks gleich im Anschluss an die Beerdigung von Thomas Herzog (gespielt von Daniel Moser) an. Den Frauenhelden der Stadt hat es völlig überraschend bei einem Autounfall erwischt – nicht ganz ohne begründete Zweifel, wie der Ermittlungseinsatz der Kommissarin zeigt. Da es nach seinem Ableben an einem Testament fehlt, steht seine langjährige ­Lebensgefährtin Eva (Erika Werder) vor einem Scherbenhaufen, hat sie Thomas und sein Unternehmen doch jahrelang finanziell unterstützt. So stehen schnell die Erbschleicher aus der Familie Herzog vor der Tür.

Gemeinsam mit ihrer Haushälterin Lily (Barbara Lüscher) und der Nachbarschaft greift Eva zum Mittel der Geisterbeschwörung. So soll sowohl das Rätsel um das Erbe als auch um Thomas’ frühzeitiges Ableben geklärt werden.

Als Geist hat Thomas nur 48 Stunden Zeit.

Viel Wortwitz
In drei Akten mit ausreichend langen Pausen dazwischen, um sich mit Desserts und Getränken zu versorgen, unterhielt die achtköpfige Schauspielertruppe das Publikum blendend. Das aufwendig dekorierte Wohnzimmer von Hauptfigur Eva bot viel Raum für Bewegung, Slapstick und aberwitzige Situationen. Mit einigen bekannten Witzen über die Schwierigkeiten des Ehelebens sowie die Unterschiede zwischen Frauen und Männern brachten die Schauspielenden die Anwesenden ebenso zahlreich zum Lachen wie mit den temporeichen Dialogen. Die grössten Lacher erntete dabei der Witz über Haushälterinnen im Surbtal, der ein wenig auf Kosten des Publikums ging.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler nutzten dabei den Saal selbst für einige Szenen. So schlich das Ehepaar Willi und Hildi Herzog samt Leiter durch die Zuschauenden, bevor es komödiantisch über das Fenster in die Wohnung einbrach. Durch den Einsatz von Räucherstäbchen und Giesskanne wurde es gerade für die ersten Tischreihen ein immersives Erlebnis. Vor allem der erste Akt überzeugte mit seiner gelungenen Einführung der Figuren, viel Dynamik und jeder Menge Komik auf dem Weg zur Geisterbeschwörung. Ein Highlight dabei: Jenny Schüpach als Medium.

Ein eingespieltes Team
Beim Team hinter und vor der Bühne zeigte man sich erleichert nach der Premiere: «Neben den Schauspielenden wurde die Technik gelobt. Wir haben in den letzten Jahren aufgerüstet und ein eingespieltes Team beisammen.» Und auch wenn die Vorstellungen am Samstag und Sonntag nicht ganz ausverkauft waren, zeigte man sich sehr zufrieden mit der Nachfrage im Surbtal und aus der Region. Und: «Das zweite Wochenende ist erfahrungsgemäss besser besucht», so Matthias Haag aus dem Organisationskomitee des Vereins. Wer also noch herausfinden will, ob Geist Thomas das durch ihn entstandene Schlamassel rechtzeitig lösen kann, hat am kommenden Wochenende die Chance dazu. Die letzten beiden Vorstellung von «Wär glaubt scho a Geischter?» finden am Freitag und Samstag, 24. und 25. Januar, um 20 Uhr statt.