Er war ein grosser Macher für die Natur

Es gibt glücklicherweise noch viele Freiwillige, die sich für den Naturschutz und die Erhaltung der Biodiversität einsetzen. So auch André Salm aus Riniken.
André Salm informiert über das Projekt und die geplanten Arbeiten. (Bild: bhe)

Am 17. Dezember 2024 verstarb André Salm durch einen tragischen Unfall. Er ging am Nachmittag von zuhause weg, um im Gebiet des Ibergs einige grössere Steine für einen Steinhaufen zu sammeln. Als er nach dem Eindämmern nicht zuhause auftauchte, machten sich seine Familie und Freunde auf die Suche, und seine Söhne fanden ihn leblos an einem Abhang. Er muss gestolpert oder ausgerutscht und kopfvoran auf einen Felsen gestürzt sein.

Zur Abdankungsfeier am 10. Januar 2025 kamen so viele Leute, dass nicht alle im grossen Saal des Zentrums Lee in Riniken Platz fanden. Viele verfolgten die Trauerfeier im Vorraum stehend. Mitglieder der Trauerfamilie stellten das Leben und Wirken von André mit Geschichten und Anekdoten vor. Er war ein vielseitiger und regional gut vernetzter Mensch: Fussballer, Langstreckenläufer und Briefmarken-Sammler, aber immer auch ein leidenschaftlicher Feldornithologe und vor allem ein aktiver Naturschützer.   

Lebensraum für den «Glöggli­frosch»
Rückblende ins Jahr 2017: Wenn der Tierarzt, der Aussendienstberater, die Ortsparteipräsidentin und viele weitere Riniker und Leute aus der Region für einen Einsatz «in die Arbeitshosen steigen», dann steckt André Salm dahinter. Dem Aufruf des eifrigen Organisators des Arbeitseinsatzes vom Samstag, 4. November, folgten über 30 freiwillige Helferinnen und Helfer. André hatte auch die notwendigen schweren Maschinen «für das Grobe» organisiert, Landwirte mit Frontlader-Traktor und den Gartenbauer mit Bagger. Die Baustellen hatte er zuvor für diesen Arbeitstag sorgfältig vorbereitet. 

Zu Beginn informierte André Salm über das Gesamtprojekt sowie die in diesem Jahr geplanten Arbeiten: «Es geht darum, neuen Lebensraum für die gefährdete Geburtshelferkröte – im Volksmund wegen seines glockenartigen Rufes ‹Glögglifrosch› genannt – zu schaffen. Die noch schwach besetzten Standorte in Riniken und am Bruggerberg sollen aufgrund einer Studie und eines Konzepts von CreaNatira mit zwei gut besetzten Standorten in Remigen und Rüfenach vernetzt werden. Von diesen Aufwertungen profitieren weitere bedrohte Arten wie Hermelin, Vögel, weitere Amphibienarten und Reptilien.» Im Herbst 2016 wurden bereits vier neue Feuchtbiotope, d.h. mit grossen Bollensteinen ausgelegte Folienteiche, gebaut. Um die Wanderung der Amphibien zu ermöglichen, arbeitete André im Frühjahr mit einigen Helfern an einem naturnahen Korridor zwischen dem Waldrand und der Remigerstrasse, bestehend aus Hecken, Obstbaumreihen sowie Stein- und Asthaufen.

Handgezeichnete Pläne – sein Markenzeichen
Seine Projekte hielt André immer in detailreichen, von Hand gezeichneten Plänen fest. Es war ihm wichtig, die freiwilligen Helfer zu informieren und zu motivieren, damit sie genau wussten, für was sie sich stundenlang mit schweren Steinbrocken und grossflächigen Abdichtfolien abmühten. Am diesjährigen Arbeitstag standen drei neue Feuchtbiotope auf dem Programm: ein grösseres beim Steinbruch in Riniken und zwei kleinere am Waldrand des Iberg. André war ständig zwischen den einzelnen, örtlich verteilten Arbeitsgruppen unterwegs. Er koordinierte, kontrollierte, ob alles nach seinen Vorgaben umgesetzt wurde, legte aber auch selber Hand an.

Wer hart arbeitet, muss gut verpflegt sein
Wenn der Abend näherrückte, verschwand André jeweils, um die Verpflegung für die ganze Helferschar zu beschaffen. Dies war für ihn stets ein zentrales Anliegen. In einer zuvor zum «Ess-Saal» umfunktionierten Scheune eines nahen Landwirtschaftsbetriebs trafen sich alle zum Essen von Pizza, die er in der Tannegg frisch zubereitet abgeholt hatte. Bei Speis und Trank war die Mühsal des Tages schnell vergessen und ein jeder berichtete über seine persönlichen Erlebnisse bei diesem für viele ungewohnten Arbeitseinsatz. Es war für alle ein schönes Gefühl, einen Beitrag für Fauna und Flora geleistet zu haben.

Ziel erreicht – die Geburtshelferkröte kehrt zurück
Ein Jahr später wurden im Teich oberhalb des Itelebachs Kaulquappen der Geburtshelferkröte gesichtet. «Ich empfinde innerlich grosse Freude», meinte André Salm damals, «dieser Erfolg gibt mir Kraft, das Projekt mit der dritten Etappe abzuschliessen.» Diese umfasste weitere Teiche oberhalb von Riniken und in Hinterrein sowie weitere Vernetzungskorridore. Durch Corona wurden die grossen Einsätze in den Folgejahren etwas ausgebremst. André arbeitete aber weiter. Allein, im Zweierteam oder in kleineren Gruppen realisierte er noch viele Mosaiksteine dieses grossen Amphibien-Vernetzungsprojekts – bis in die Gegenwart. 

Weitere seiner vielen Naturschutztätigkeiten: Er schuf und unterhielt viele Nistkästen für Schwalben, Turmfalken, Eulen und Fledermäuse im grösseren Umkreis von Riniken und beteiligte sich am Amphibien-Monitoring des Kantons. In früheren Jahren war er beim Bau des Amphibienschutzgebiets (von nationaler Bedeutung) Schwarzmatt auf dem Bözberg beteiligt. Ein eigenes Grundstück im Gebiet Deckerhübel oberhalb von Villnachern liess André schon früh von Ziegen beweiden, um den lichten Wald als Orchideenstandort zu erhalten.

Es ist von grosser Tragik, dass André ausgerechnet beim Ausüben seiner Passion tödlich verunglückt ist.

Seine Söhne haben sich bereit erklärt, die anstehenden Naturschutzprojekte ihres Vaters zu vollenden und weiterzuführen.