Ein neues Kapitel für den «Leuen»

Im «Leuen» verkündete Beny Ruhstaller die Zukunft seiner Immobilien in Scherz. ­Darunter fällt das Traditions­restaurant selbst.
Beny Ruhstaller berichtete über seine Pläne im «Leuen». (Bild: nb)

Für Beny Ruhstaller und seine Frau Brigitte geht ein 30-jähriges Kapitel zu Ende. So war auch die Zukunft seiner drei Immobilien in Scherz noch unklar, vor allem des «Leuen», ein beliebtes Lokal. Deshalb gab er neben einer Abschiedsfeier am vergangenen Donnerstag die Zukunft der drei Immobilien im besagten Lokal bekannt.

Gangster und Betrüger
Für alle geladenen Gäste, vor allem Einheimische und Bekannte von Beny Ruhstaller, war für das leibliche Wohl mit einem Apéro gesorgt. Man spürte Gelassenheit und Euphorie, während Beny Ruhstaller von seiner Vergangenheit in Scherz zu erzählen begann. Als der gebürtige Zürcher nach Scherz kam, war es, wie er selbst sagte, eine echte Herausforderung, da es vor 40 Jahren kein GPS oder Handy gab, mit dem man sich hätte orientieren können. Deshalb nahmen er und seine Frau eine Karte zur Hand und fuhren bis zur Ausfahrt Baden Dättwil und anschliessend zum örtlichen Scherzer Dorfbrunnen.

Nachdem er falsch abgebogen war, machte er seine erste Begegnung mit der kleinen Scherzer Gemeinschaft, als er sich erkundigte, wo die Hinterdorfstrasse sei, weil er dort an einem Haus interessiert sei. Darauf bekam er die Antwort, bloss nicht zu kaufen, es seien nur Gangster und Betrüger in der Gegend. Von dieser ersten sonderbaren Begegnung liessen sich die jungen Immobilieninvestoren nicht be­irren und gingen trotzdem zu dem besagten Haus, mit dem sie zufrieden waren. Ein wenig später, im Mai 1985, zogen sie ein und lernten das Dorf richtig kennen. Er erzählte, sie hätten in der ersten Nacht einen grossen Teil des Mobiliars draussen hingestellt. Am nächsten Tag sei fast alles weg gewesen. Grosses Gelächter erfasste die Gäste, als er das erzählte. Sie hätten dann das meiste unten im Dorf zusammensammeln müssen. Wie er später erfuhr, waren die in Scherz berüchtigten Maibuben am Werk gewesen. So hätten sie praktisch zwei Mal gezügelt.

Geladene Gäste unterhalten sich am Apéro. (Bild: nb)

Niemand muss Koffer packen
Beny Ruhstaller garantierte, dass er sich stets wohlgefühlt habe, selbst wenn am Anfang die alte Generation in Scherz etwas skeptisch den fremden Zürchern gegenüber gewesen sei. Ein Kichern ging dabei durch die Runde. Nun will er mit Blick auf die Zukunft, da er langsam ins Rentenalter kommt, die Perspektive wechseln.

Er bleibt im Aargau, um genau zu sein, zieht es ihn nach Beinwil am See. Hinsichtlich seiner drei Immobilien informierte er, dass die «alti Gnossi» an der Hinterdorfstrasse 59 an Nadja Wagenbichler und Naratip Sriutama­yothin und die Immobilie an der Hölistrasse 4 an die Familie Holzherr verkauft worden sei.

Das Pro­blemkind und wohl seine wichtigste Immobilie, der «Leue», wurde bis jetzt noch nicht verkauft. Er habe eine dreimonatige Frist gesetzt, die bald ablaufe. Falls er bis dahin nicht verkaufen könne, behalte er das Lokal, da es noch vieles gebe, was er gern im «Leuen» zu Ende bringen möchte.

Man merkte, dass die Nervosität bei allen Anwesenden deutlich nachliess, da der «Leue» im Umkreis von Scherz seit Jahrzehnten ein wertvolles Lokal für die Gemeinschaft ist und es Sorge gab, dass dieser einfach verschwinden würde. Beny Ruhstaller garantierte, dass niemand die Koffer packen müsse, er habe den Pächtern nicht gekündigt. Ein neues Kapitel beginnt für Beny Ruhstaller und seine Frau. Mit Spannung bleibt abzuwarten, was die Zukunft für den «Leuen» bringt.