Die Welt im Kleinformat

Ivan Pierrats Herz schlägt für Miniaturfiguren, von denen er 25 000 besitzt. Nun plant er, diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Spielverein Baden plant ein Minimuseum für Miniaturen.
Ivan Pierrat ist ein leidenschaftlicher Sammler von Miniatur- und Modellfiguren. Bald eröffnet er ein Museum mit seinen Sammlerstücken. (Bild: isp)

«Ich habe als Jugendlicher aus reinem Zeitvertreib begonnen, Miniaturfiguren anzumalen. Anfangs waren es eher Science-Fiction- oder Fantasy­figuren. Ich malte sie mit jeglichen Motiven an, die mir gefielen», erzählt Ivan Pierrat (60). Später wandte er sich geschichtlich historischen Motiven zu. Diese Entwicklung überrascht nicht, hat der gebürtige Franzose doch später Geschichte studiert. Mittlerweile verfügt Ivan Pierrat, der seit 30 Jahren in der Schweiz lebt, über eine stattliche Sammlung von 25 000 Miniatur- und Modellfiguren.

Miniaturen als Vermittler
Während seines Studiums fiel Ivan Pierrat auf, dass viele Menschen Geschichte als trocken empfinden. Für ihn jedoch ist ein Blick in die Vergangenheit alles andere als langweilig. Er sieht es als faszinierend an, wie sich die Lebensweise, die medizinische Versorgung und der Kleidungsstil unserer Vorfahren kontinuierlich verändert haben. Um die Geschichte auf interessante Weise zu vermitteln, plant er, ein Museum zu eröffnen, in dem er mit seinen Miniaturfiguren bedeutende historische Ereignisse nachstellen möchte. Schliesslich waren die Römerzeit, das Mittelalter, zahlreiche Kriege oder geschichtliche Entwicklungen hochinteressant. So könnte er sich vorstellen, zum Beispiel die Schlacht bei Hastings (Eroberung von England im Jahr 1066) bildhaft nachzustellen oder Pavia (die Schweizer im Italienkrieg im Jahr 1524) zu visualisieren. Die Szenarien würden dabei durch Hinweistafeln zu den jeweiligen ­Epochen ergänzt. In einer Nebenausstellung ­sollen ausserdem Motive aus der Fantasywelt präsentiert werden – alles im Miniformat.

Modellfiguren sind Ivan Pierrats Leidenschaft. (Bild: isp)

Die üblichen Figuren sind zwischen 2,5 und 3 Zentimeter gross. Daneben gibt es solche, die nur 6 Millimeter messen, aber auch solche, die bis zu 11 Zentimeter gross sind. Früher waren sie aus Zinn und Blei, bis das verboten wurde und sie vom Markt genommen wurden. Später wurden die Figuren aus Weissmetall oder Resin (Naturharz) hergestellt. Heute bestehen sie aus Plastik, und viele stammen aus 3-D-Druckern. Die vorgefertigten Giessformen entstehen grösstenteils in England, Amerika, Deutschland, Italien und Spanien. Ivan Pierrat plant, künftig monatliche Malkurse für Kinder anzubieten, um ihre Feinmotorik zu fördern. Gemalt wird mit Acrylfarben und Rotmarderhaarpinseln. Das Museum soll zwei Mal im Monat von 16 bis 18 Uhr für Besuchende geöffnet sein. Ebenfalls sind wiederkehrende Brettspieltreffen in Planung. Zudem wird die Ausstellung regelmässig umgestaltet.

Netzwerk aus- und aufbauen
Ivan Pierrat ist nicht allein mit seiner Leidenschaft für Miniatur- und Modellfiguren. Zwischenzeitlich hat sich der in Kappelerhof wohnhafte Franzose ein gutes Netz an Interessierten, Kolleginnen und Vereinsmitgliedern aufgebaut: «Unser Spielverein Baden ist seit Wochen mit der Umsetzung eines Minimuseums für Miniaturen beschäftigt.» Die Vereinsmitglieder sind voller Tatendrang. Auch eine Zusammenarbeit mit bekannten Schlössern in der Umgebung schliesse er nicht aus. An Mittelaltermärkten mit den Miniaturfiguren teilzunehmen, beabsichtigt der Verein sowieso. Ein geeigneter, jedoch etwas versteckter Raum für das Museum wurde bereits gefunden.

Derzeit lagern die 25 000 Miniatur- und Modellfiguren noch in Ivan Pierrats Werkstatt, werden aber zeitnah äusserst sorgfältig in Schachteln und Behältern verpackt und ins Museum gebracht, dessen Eröffnung für Ende Mai geplant ist. Das genaue Datum für das Eröffnungsfest kann den Accounts von Ivan Pierrat auf den sozialen Medien entnommen werden. «Jetzt geht es vor allem darum, die Wegweiser zum Museum anzubringen, damit man uns überhaupt findet», witzelt er voller Vorfreude.