Schule mit Perspektive Aargau

In der Aargauer Politik sind Anpassungen im Schulwesen angedacht, die von vielen Fachpersonen als Rückschritt gewertet werden.
Eine Gruppe von Bildungsfachpersonen will verhindern, dass die Volksschule im Aargau wieder zur Baustelle wird Bild: Schulhaus. (Tannegg | Archiv)

In der politischen Diskussion um die Volksschule Aargau stehen derzeit zentrale Bildungsthemen im Fokus. Dabei geht es unter anderem um die integrative Schulung und die Beurteilung der Schülerleistungen. Vor diesem Hintergrund haben aktive und ehemalige Lehrkräfte, Schulleiterinnen und Schulleiter die Initiative «Schule mit Perspektive Aargau» ins Leben gerufen. Gemeinsam mit zahlreichen Unterstützerinnen und Unterstützern aus den Bereichen Bildung und Pädagogik – davon etliche aus der Region – setzen sich die Initiantinnen und Initianten dafür ein, dass bewährte Konzepte erhalten bleiben und die bildungspolitische Debatte aus einer berufsfachlichen Perspektive heraus geführt wird. «Unter Bildungsdirektor Alex Hürzeler wurden Strukturen geschaffen, unter denen sich Schulen den lokalen Begebenheiten anpassen konnten», erläutert der Mitinitiant Thomas Birri, Bildungs- und Organisationsberater, die Stossrichtung der Gruppe. «Wir wollen den bestehenden Gestaltungsspielraum erhalten. Es braucht keine strengeren Regulierungen.»
Derzeit sind auf kantonaler Ebene Forderungen hängig, die integrative Schule als gescheitert zu erklären und stattdessen Klein- oder Förderklassen wieder einzuführen. Ebenso gibt es politische Vorstösse, Prüfungsnoten ab der dritten Klasse verbindlich einzuführen. Solche Massnahmen würden den Gestaltungsspielraum der Schulen, der bisher den Gemeinden überlassen war, erheblich einschränken. Aus Sicht der Initiantinnen und Initianten würde das Entwicklungen gefährden, die über Jahre hinweg wissenschaftlich fundiert aufgebaut wurden und in deren Umsetzung Lehrpersonen viel Zeit und Energie investiert haben.


Eintreten für den integrativen Ansatz
Hinter «Schule mit Perspektive Aargau» steht eine Gruppe politisch unabhängiger Bildungsinteressierter, die sich aktiv in die politische Diskussion einbringen möchten. Ziel der ­Initiative ist eine Volksschule, die Gestaltungsspielraum hat, sich an zukunftsorientierten Konzepten ausrichtet, differenzierte Beurteilungen vornimmt und den Wert bereits geleisteter Entwicklungsarbeit anerkennt. Zudem soll das integrative Schulmodell an Aargauer Schulen weiterhin die Regel bleiben und dessen Weiterentwicklungen auf berufsfachlichem Wissen basieren.
Die Gründung von «Schule mit Perspektive Aargau» war von verschiedenen bildungspolitischen Herausforderungen motiviert. So wird beispielsweise die Wiedereinführung von Klein- oder Förderklassen als ineffizient angesehen, da sie vor allem Schülerinnen und Schüler mit langfristig ungenügenden Leistungen betreffen, während die Regelklassen ohne zusätzliche Unterstützung bleiben. Ausserdem wäre eine umfassende Einführung und Ausstattung solcher Klassen mit hohen Kosten und einem geschätzten Bedarf von rund 1000 zusätzlichen Lehrpersonen verbunden.
Darüber hinaus wird betont, dass die integrative Schule keineswegs gescheitert ist, sondern sich in einer kontinuierlichen Entwicklung befindet. Bestehende erfolgreiche Ansätze sollten gewürdigt und weiter verbessert werden, statt sie voreilig abzuschaffen. Ebenso wird auf die Bedeutung einer zukunftsorientierten Bildung hingewiesen, die nicht nur die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen stärkt, sondern auch soziale, personale und digitale Fähigkeiten fördert.
Ein weiteres zentrales Anliegen ist die differenzierte Beurteilung von Schülerleistungen. Während Prüfungsnoten eine einfache, aber wenig aussagekräftige Form der Leistungsrückmeldung darstellten, sei mit informativen und differenzierten Rückmeldungen eine gezieltere Unterstützung der Lernenden möglich. Eine rein notenbasierte Beurteilung lasse dagegen wichtige Aspekte der Lernentwicklung unberücksichtigt.
Wer mehr über die Initiative erfahren möchte, findet unter schule-mit-perspektive.ag weitere Infos.