Sonntagmorgen, 8.30 Uhr, zu Hause bei Adrian Stern (49) am Küchentisch. Der Badener Musiker und Songwriter ist für einmal nur Beisitzer, mit etwas heiserer Stimme und wie gewohnt dekorativ verstrubbelt. Hauptperson ist seine zwölfjährige Tochter Mina, neuer Stern am Pophimmel, die strahlend neben ihm sitzt.
Mina, weshalb treffen wir uns so früh, nur anderthalb Tage nach deinem Sieg in der Show «Dein Song»? Hast du noch viele Medientermine?
Nein, heute war als reiner Familientag geplant, weshalb ich wollte, dass er nicht vom Interviewtermin zerschnitten wird. Leider fällt das Fussballmatch meiner Schwester nun wegen des schlechten Wetters aus, aber ich bin froh, etwas allein zu sei, um das verarbeiten zu können, was ich gerade erlebt habe.
Jury und Coaches waren von Anfang an von dir und deinem Lied «Butterfly In A Glass» begeistert. Warst du trotzdem überrascht, als dein Sieg verkündet wurde?
Das positive Feedback gab mir Sicherheit, und ich dachte, dass ich gute Chancen habe, doch realisierte ich im Finale erst richtig, wie sehr sich die anderen Songs im Lauf der Staffel weiterentwickelt hatten. Ich wusste, dass alle gewinnen können, und es war mir auch egal, wer gewinnt. Alle hatten es verdient. Natürlich habe ich mich trotzdem sehr über den Sieg gefreut.
Die Kamera zeigte immer wieder, wie deine Familie und Freunde zuvorderst in deinem Fanblock standen und dich unterstützten. Wie viel hast du davon mitbekommen?
Als zu Beginn alle Finalisten auf die Bühne kamen, nahm ich es am stärksten wahr und fand es sehr schön. Als ich später meinen Song vortrug, versuchte ich, mich voll darauf zu konzentrieren, blinzelte aber doch zwei-, dreimal hinüber. Als ich «Butterfly In A Glass» ein zweites Mal singen sollte, fiel die Anspannung ab und ich konnte meinen Gefühlen freien Lauf lassen.
Hast du seither viele Autogramme geben oder Selfies machen müssen?
Direkt nach der Show wollten viele Kinder und ein paar Jugendliche in meinem Alter Autogramme auf die Hand oder das T-Shirt, andere ein Selfie, das fand ich sehr rührend.
Gab es prominente Gratulanten?
Sina, Produzent Thomas Fessler und viele andere Musiker, die ich durch meinen Vater kenne, waren begeistert und haben sofort geschrieben. Auch frühere «Dein Song»-Finalisten.
Für die Proben bist du mit deiner Mutter drei Tage früher angereist. Was hat sich dir besonders eingeprägt?
Ich habe diese Zeit unheimlich genossen, fast noch mehr als das Finale. Wir frühstückten zusammen, wurden im Studio gecoacht, wie man sich auf der Bühne bewegt und wie Lip-Synching geht. Wir sangen ja nicht live, sondern zum Playback, das wir im Tonstudio auf Ibiza aufgenommen hatten. Das Highlight waren jedoch die Abende im Hotel.
Wie sahen diese aus?
Zuerst sassen wir immer in einem der Zimmer zusammengequetscht auf einem Bett, schauten vergangene «Dein Song»-Folgen und hatten Spass. Da uns die Hoteldirektion verboten hatte, in den Zimmern Musik zu machen, gingen wir nach dem Abendessen in die Tiefgarage. Dort sangen wir gemeinsam Coverversionen oder stellten einander neue eigene Lieder vor.
Welchen Einfluss hatte deine Songpatin Aisha Vibes auf die Entwicklung von «Butterfly In A Glass»?
Sie hat geholfen, ihn stärker zu machen, damit er dem Publikum noch besser im Ohr haften bleibt. Sie hatte gute Ideen für den Rap-Part, den wir uns teilten, und verlieh dem Lied zusätzlich Wärme und Tiefe.
Wie schwierig war es, einen der Papierschmetterlinge zu fangen, die auf dich hinabregneten, um ihn am Ende gekonnt wegzupusten?
Ich erwischte zwei, wovon ich einen in der Hand halten konnte. Ich hatte wirklich Glück.
Wie habt ihr nach dem Finale gefeiert?
Zuerst im Studio und dann in einem Lokal, das wir selbst gebucht hatten. Ich hatte jedoch keinen Appetit, wurde relativ schnell müde und ging kurz nach Mitternacht ins Bett. Nach einem grossen Interview für Kika am nächsten Morgen gingen wir mit der Familie in ein tolles vietnamesisches Restaurant essen, das mein Vater und ich einige Wochen zuvor bei einem Tiktok-Dreh entdeckt hatten. Am Abend fuhren wir mit dem Zug nach Hause.
Wie hat man in deiner Schule auf deine Teilnahme bei «Dein Song» reagiert?
Unterstützend! Meine Klasse hat für mich ein Plakat gestaltet, was mich riesig gefreut hat. Meine Freundinnen in der Klasse bekamen sogar frei, um mit uns ans Finale kommen zu können. Die Schule bewilligte meine Urlaubsgesuche unkompliziert, und die Lehrpersonen erlaubten mir, verpasste Prüfungen nachzuholen.
Wie aktiv bist du nun auf Social Media?
Ich habe schon gemerkt, dass man durch «Dein Song» mehr Aufmerksamkeit bekommt, und versuche, sie auf Instagram für etwas Werbung zu nutzen.
Postest du mehr als dein Vater?
Ich denke, dass ich es lieber mache als er. Da ich erst zwölf Jahre alt bin, geschieht das jedoch noch unter Aufsicht. Wobei wir beide die gleiche Managerin haben – meine Mutter. (Lacht.)