Im Unscheinbaren das Wunderbare sehen

Wer auf Facebook unterwegs ist, dürfte ihm schon öfter begegnet sein. Die Bilder von Markus Canzani aus Brugg kann man gar nicht übersehen.
Markus Canzani auf seiner Terrasse. (Bild: pbe)

Von seinem Terrassenhaus an der Herrenmatt überschaut Markus ­Canzani die ganze Brugger Altstadt und die nähere Region, sozusagen das innere Revier, wo er wieder und wieder auf Fotopirsch geht. Fast täglich erscheinen die Früchte seiner Arbeit auf Facebook. Sie offenbaren seinen ungewöhnlichen Scharfblick, sein sicheres Gespür für Licht und Schatten, sein Auge für das Unscheinbare, für jene Dinge, die sonst kaum Beachtung finden. Seine Aufnahmen lösen Betroffenheit aus: Hier bin ich doch schon unzählige Male vorbeigegangen und habe das so noch nie beachtet! Immer wieder glaubt man, nun sei jeder, wirklich jeder Winkel der Stadt von Markus Canzani fotografiert worden. Aber stets findet er Neues, lässt Bekanntes in einem anderen Licht erscheinen, nähert sich seinem Objekt mit der unstillbaren Neugier des ­Forschenden.

Markus Canzani, eine banale Frage: Warum fotografieren Sie?
Aus zwei Gründen: Erstens macht mir das Fotografieren an sich grossen Spass, die Suche nach einem lohnenden Sujet. Und zweitens versuche ich, mich bei der Bearbeitung der Fotos so nah wie möglich dem Eindruck anzunähern, den ich beim Fotografieren wahrgenommen habe. Beides übt eine grosse Faszination auf mich aus.

Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Gut möglich, dass mein Vater daran mitschuldig ist. Er besass schon sehr früh einen Fotoapparat, und so wurde ich auf diese Art des Abbildens aufmerksam. Dazu kam in sehr jungen Jahren mein Flair für Bildnerisches, für Kreativität im weitesten Sinne.

Sie haben sich also nicht in dieser Kunst ausbilden lassen?
Nein, ich bin von meinem Naturell her ein Autodidakt. Grundsätzliches habe ich mir aus der Literatur angeeignet. Ich habe meine Arbeiten aber von jeher kritisch hinterfragt und so festgestellt, dass sie nach und nach an Qualität gewonnen haben.

Was erachten Sie als abbildungswürdig?
(Lächelt.) Eigentlich fast alles. Meistens nähere ich mich einem Sujet gar nicht gezielt. Ich trete vors Haus, frage mich, ob ich in den Schachen oder zur Brunnenmühle, nach links oder nach rechts gehen soll – und mache mich auf den Weg. Den Sujets begegne ich wie von selbst. Ich bleibe stehen und betrachte die Dinge ohne Hast. So komme ich ihnen nah. Ich brauche diese Ruhe. Ich gehe also nicht spazieren; ich gehe schauen, ich gehe fotografieren.

Was ist für Sie ein gutes Bild?
Eines, das mich spontan, auf den ersten Blick anspricht. Das kann am Bildaufbau liegen, an der Bildgestaltung oder – vor allem – an der Bildaussage. Jedes Bild hat eine Aussage, eine, die mich kaltlässt, oder eine, die mich berührt. Bei längerer Betrachtung kann sich dieser Eindruck merkwürdigerweise in die eine oder andere Richtung verändern.

Wie kam es dazu, dass Sie Ihre ­Bilder auf Facebook öffentlich ­zugänglich machen?
Das geschah auf Anregung einer Nichte. Ursprünglich hatte ich dieser Idee gegenüber grosse Vorbehalte. Ich fühlte mich bei all den dümmlichen Dingen, die dort gepostet werden, eher abgestossen. Aber dann sagte ich mir, man könne sich ja nur jene Beiträge anschauen, die tatsächlich Beachtung verdienten. Und jetzt bin ich froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe.

Finden Ihre ins Netz gestellten ­Bilder ein Echo?
Ja, viele Personen reagieren darauf entweder mit einem ganz kurzen, eher pauschalen Kommentar. Es kommt aber auch vor, dass sich jemand gezielter äussert oder ergänzende Bemerkungen zu einem Bild macht. Sogar aus dem Ausland erhalte ich Rückmeldungen. Ein gewisser Peter Käser aus Costa Rica zum Beispiel meldet sich regelmässig. All diese Reaktionen wirken ungemein motivierend auf mich. Wenn sich niemand äussern würde, liesse ich das alles bleiben.
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Die amerikanische Autorin Pearl S. Buck hat geschrieben: «Wahre ­Lebenskunst besteht darin, im Unscheinbaren das Wunderbare zu sehen.» Als hätte sie damit Markus ­Canzani gemeint.

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Weitere Bilder sind in der Facebook-Gruppe «Bilder von Markus Canzani» zu finden. (Bilder: zVg Markus Canzani)

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Weitere Bilder sind in der Facebook-Gruppe «Bilder von Markus Canzani» zu finden. (Bilder: zVg Markus Canzani)

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Weitere Bilder sind in der Facebook-Gruppe «Bilder von Markus Canzani» zu finden. (Bilder: zVg Markus Canzani)

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