Mit der Stiftung in Bhutan

Alle fünf Sekunden erblindet ein Mensch. Dagegen muss ­etwas unternommen werden. Die Stiftung Vision Himalaya aus Brugg handelt.
Thomas Büchli 2023 in einem Gemeindeaugenzentrum in Mahankal, das er der Gemeindebehörde übergab. (Bild: zVg)

Die Koffer sind gepackt, die Flugtickets bestellt, und die nötigen Dokumente liegen bereit. Nur mit viel Organisationsgeschick ist es möglich, mit Thomas Büchli aus Rüfenach noch ein Interview zu führen. «Ich bin wirklich auf dem Sprung und freudig aufgeregt», berichtet er. Der 69-Jährige hat einmal mehr Grosses vor. In zwei Tagen reist er ab. Zusammen mit seiner Tochter Tselhamo. Ihr Ziel: die Hauptstadt Thimphu in Bhutan. Ihre Mission: mit der Stiftung Vision Himalaya Gutes tun und Augenlicht schenken. Die Stiftung Vision Himalaya, die im Jahr 2006 in Brugg von Thomas Büchli, Hans Setz und Karin Gross ins Leben gerufen wurde, ermöglicht den ärmsten Menschen in ländlichen Regionen des Himalaja-Gebiets den Zugang zu einer kostenlosen Augenoperation.

Der graue Star ist die Hauptursache für Blindheit. 18 Millionen Menschen – Kinder und Erwachsene – sind weltweit betroffen. Die meisten davon leben in Entwicklungsländern, in Gebieten, die hoch gelegen und starker Ultraviolettstrahlung ausgesetzt sind. Mit einer knapp 15-minütigen Operation könnten die Erblindeten ihr ­Augenlicht zurückerhalten, doch kaum jemand hat die finanziellen ­Mittel dafür.

«Im Himalaja sind überdurchschnittlich viele Menschen als Folge des grauen Stars erblindet. Die Betroffenen verlieren ihre Selbstständigkeit, ihr Selbstwertgefühl und ihre sozialen Kompetenzen. Für die Menschen ist der Verlust ihres Augenlichts katastrophal», sagt Thomas Büchli, Präsident des Stiftungsrats. Ziele der Stiftung sind die Verstärkung der unentgeltlichen Hilfe im gesamten Himalaja sowie die Ausbildung von lokalem ophthalmologischem Personal, ebenfalls der Aufbau von Augenkliniken und eine vermehrte Durchführung von augenchirurgischen Camps im ganzen Himalaja.

Persönliche Motivation
Thomas Büchli ist mit Yangchen, einer Tibeterin, verheiratet. Die beiden lernten sich mit 14 Jahren kennen. Yangchen lebte als Pflegekind in einer Brugger Familie. Als junge Erwachsene unternahmen sie gemeinsame erste Reisen nach Indien und in den Himalaja. Als Yangchens leibliche Mutter erblindete, war dieses Ereignis sehr prägend für das junge Paar. Es erkannte schnell die Tragweite hinter dieser gesundheitlichen Tragödie und setzte alle Hebel in Bewegung, um das zu ändern. «Ich bin also persönlich und familiär motiviert, das Thema Augenlicht anzugehen», erklärte er später.

Thomas Büchli berichtet an Vorträgen, unter anderem an Schulen und in Kirchgemeinden, von seiner Arbeit und macht so auf das Thema aufmerksam. «Auch verfassen wir jährlich einen überaus persönlichen Rundbrief, den wir an sämtliche Gönnerinnen und Gönner, Spenderinnen und Spender sowie weitere Sympathisanten verschicken. Insbesondere die eigenen Erfahrungen und ehrlichen Einblicke in unsere Arbeit mit der Stiftung sind ausschlaggebend, dass wir zwischenzeitlich über ein grosses stabiles Netz an Interessierten und Unterstützern verfügen.»

Botschaft mit im Boot
Aber zurück zur bevorstehenden Reise. «Zuerst werden wir in Nepal ein Gemeindeaugenzentrum eröffnen. Wir werden drei Tage vor Ort sein. Später reisen wir nach Thimphu in Bhutan weiter. Dort unterstützen wir seit geraumer Zeit Augencamps. Partner für die ganze Arbeit im Himalaja ist das Tilganga Institute of Ophtalmology. In Bhutan wird die Schweizer Botschafterin in Indien und Bhutan, Maya ­Tissafi, anwesend sein.»

Die beiden freuen sich schon sehr auf diese Einsätze. Es sei wie ein Heimkommen, sagen sie. Bei der aktuellen Reise ­haben sie noch etwas Spezielles im Gepäck. «Eine Schweizer Herstellerfirma hat uns hochwertige Operationsmesser geschenkt. Diese Diamantklingen sind unentbehrlich für die Augenoperationen», weiss Thomas Büchli. «Auf diese Instrumente hat das ansässige Ärzteteam schon lang gewartet. Und ebenfalls im Gepäck haben wir neben vielen Geschenken natürlich Schweizer Schokolade. Und diese kommt erst recht gut an, und zwar bei der Ärzteschaft wie bei den Patientinnen und Patienten.»