«Damals war alles viel kleinräumiger»

1975 standen sie zum ersten Mal auf der Bühne. Nun feiert die Brugger Formation Space In Time um Bandleader André Bernath Jubiläum.
André Bernath kehrt mit Space In Time auf die Bühne zurück. (Bild: zVg)

André Bernath, vor 50 Jahren hatte Ihre Band Space In Time den allerersten Auftritt. Was haben Sie für Erinnerungen an das Konzert?
Es war eine ganz andere Zeit als heute. Wir spielten in der Turnhalle Freudenstein in Brugg und hatten beim Zigarettenhersteller Camel 150 Konzertplakate herstellen lassen. Sie waren gratis, weil Raucherwerbung darauf war. Wir verteilten die Plakate in der Umgebung, und am Ende standen rund 400 Leute in der Turnhalle.

Das ist mehr als ordentlich für ein erstes Konzert.
Ja, damals war in der Umgebung nicht so viel los wie heute – der Veranstaltungskalender in den Zeitungen war mehr als überschaubar.

Wie muss man sich die Brugger Rockszene der mittleren 70er-Jahre vorstellen?
Alles war viel kleinräumiger, langsamer und weniger organisiert. Man wusste, was in der eigenen Stadt läuft, aber was nur schon in Basel oder Zürich los war, bekam man nicht so schnell mit. Dafür war der Lokalbezug umso wichtiger. Eine unserer bedeutendsten Bezugspersonen war Werni Ammann von der Brugger Band Herodes. Seine Formation war eine der ersten Schweizer Rockbands, die am Fernsehen zu sehen waren. Und ich erinnere mich, dass er seinen Übungsraum im Lokal des Blauen Kreuzes in der Altstadt hatte – das war unterhalb des Schwarzen Turms. Dort traf sich die Szene, und irgendwann tauchte ich mit meiner Gitarre auf. So kam der Kontakt zustande.

Hatten Sie je den Traum, mit Space In Time irgendwann professionell Musik zu machen und davon zu leben?
Ja, wie die meisten jungen Musiker träumten wir davon. Es war Teil unseres Antriebs. Aber irgendwann wurde mir klar, dass ich, um von der Musik wirklich leben zu können, Unterricht geben müsste. Das war keine Option für mich. Also entschied ich mich für einen gutbürgerlichen Beruf und wurde am Ende ­Klimatologe und Hydrologe an der ETH in Zürich.

Space In Time in den Startlöchern im Jahr 1975. (Bild: zVg)

Die erste Single der Band erschien 1978. Wie war es damals, eine ­Single aufzunehmen?
Auch das war ganz anders als heute. In Aarau gab es ein Studio, das eher mässig ausgerüstet war, aber immerhin eine 16-Spur-Maschine hatte. Dort spielten wir unsere neuen Songs zwei- oder dreimal ein – und das wars dann.

Früher war es deutlich teurer und aufwendiger, ein Album aufzunehmen. Und es gab nur wenige Labels. War das der Grund, weshalb es 20 Jahre dauerte, bis die erste und einzige abendfüllende CD von Space In Time erschien?
Absolut. Wir brachten zunächst nur eine Single heraus, ein paar Jahre später dann eine sogenannte Maxisingle und dann wieder eine Single. Ich erinnere mich, als wir in den bekannten Powerplay-Studios zwischen Weihnachten und Neujahr einmal zwei Tage günstige Studiozeit bekamen. Eigentlich war die bekannte kanadische Band Saga am Aufnehmen, aber die Mitglieder hatten sich freigenommen. Also durften wir das Studio für ein paar Hundert Franken benutzen.

Space In Time war vor allem eine Liveband und spielte unter anderem im Vorprogramm der britischen Bluesrock-Formation Climax Blues Band. Wie sieht es heute aus? Ist die Band nach 50 Jahren noch in Form?
Wir geben mit Space In Time zwar nur noch sporadisch Konzerte, zum Beispiel zu unserem 40-Jahr-Jubiläum oder ab und zu an einem Geburtstag, aber wir sind alle in sonstigen Formationen musikalisch aktiv und deshalb nicht eingerostet. Mit meiner Band Rave Up, die am Jubiläumskonzert ebenfalls auftritt, hatten wir bis zur Coronapandemie ziemlich viele Konzerte und veröffentlichten 2018 ein Album. Ausserdem bin ich seit zwölf Jahren als Solointerpret mit einem Bluesprogramm unterwegs. Und unser Schlagzeuger spielt sonst bei den Bluesaholics, einer sehr bekannten und aktiven Band. Wir haben das Spielen also nicht verlernt.

Samstag, 29. März, 19 Uhr
Salzhaus, Brugg

Sänger und Gitarrist André Bernath steht seit einem halben Jahrhundert auf der Bühne. (Bild: zVg)