Dankbarkeit, Neugier und Freude

George Malcotsis aus Baden steht mit 79 Jahren noch aktiv im Berufsleben, engagiert sich sozial und legt Wert auf gesunde Ernährung.
George Malcotsis hat mit 79 Jahren noch viele Ideen und Projekte – Stillstand kommt für ihn nicht infrage. (Bild: ub)

Baden – Die leicht ausgebeulte Hose von George Malcotsis hat schon bessere Tage gesehen. Er macht sich mit einer Heckenschere daran, die Pflanzen auf dem weitläufigen Areal des ehemaligen Bahnhofs Oberstadt zu stutzen. Garten- und Reparaturarbeiten aller Art liegen ihm. «Do it yourself» ist seine Devise, doch der Mann kann auch ganz anders.
Als Finanzberater steht er Führungskräften bei grossen Firmenkäufen zur Seite. Dann geht es schon mal um Millionenbeträge, und der Wirtschaftsexperte tauscht seine Arbeitskleidung mit einem gepflegten Sakko. Ob er aber ein kleines Heckenröschen sorgfältig zurechtschneidet oder grosse Player der Geschäftswelt berät: Alles, was er anpackt, macht er mit Freude. «Dankbarkeit, Neugier und Freude sind für mich elementar, um gut zu altern», sagt er. Statt Routine, die sich im Spätherbst des Lebens nur allzu oft einschleicht, packt er immer wieder Neues an.
Vor einem guten Jahr rief er beispielsweise den überdachten Design- und Flohmarkt Baden Bazaar ins Leben, der jeden zweiten Sonntag im Monat stattfindet und zu einem beliebten Treffpunkt geworden ist. George Malcotsis wohnt nicht nur selbst mit seiner Frau Hanni im einstigen Bahnhof Oberstadt, sondern stellt die Räume auch für Kurse des Kinder- und Jugendtheaters Lampefieber, für Proben der irischen Band An Solas und viele weitere Kulturinitiativen zur Verfügung. Dabei steht er in regelmässigem Kontakt mit jungen Menschen und freut sich über ihren Elan. Oft umgeben sich Seniorinnen und Senioren nur noch mit ihresgleichen und haben zu wenig Kontakt mit den nachfolgenden Generationen, die ihnen andere Impulse als die des Älterwerdens vermitteln könnten und eine regelrechte Energiequelle sind.

Fremdsprachen halten geistig fit
George Malcotsis wurde in Athen geboren. Kurz nach seiner Geburt wanderten die Eltern nach Ägypten aus. Er besuchte das Gymnasium in Alexan­dria und absolvierte ein Ingenieurstudium mit Doktorabschluss in Cambridge. «An der Universität lernte ich eine schöne Aargauerin kennen», erinnert er sich und schmunzelt. 1976 kam er mit Lebensgefährtin Hanni in die Schweiz, das Paar hat zwei Töchter und mittlerweile fünf Enkelkinder. Malcotsis verfügt über eine Wirtschaftsprofessur in Edinburgh, unterrichtet an einer Universität in Kairo und war für seine Arbeit in der ganzen Welt unterwegs. Die Reisetätigkeit hat er reduziert und nimmt nur noch einzelne Beratungsmandate an. Dabei kommen regelmässig die fünf Sprachen, die er spricht, zum Einsatz. Wie Studien belegen, halten Fremdsprachen die grauen Zellen fit und verlangsamen den Alterungsprozess des Gehirns wesentlich.

Teilen macht Freude
Malcotsis’ Frau Hanni förderte stets Kunstschaffende aus dem In- und Ausland. Anfang der Neunzigerjahre kaufte das Paar den stillgelegten Bahnhof Oberstadt und eröffnete darin die Galerie Anixis. Weil er geschäftlich viel in Osteuropa und im Kaukasus unterwegs war und sie ihn ab und zu begleitete, entstanden enge Kontakte zu verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern vor Ort. Vor allem in den Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion waren viele von ihnen an einem Nullpunkt, und die Malcotsis brachten sie in die Schweiz. In den Werkstätten neben der Galerie konnten sie kostenlos wohnen und arbeiten. Am Schluss ihres Aufenthalts wurden ihre Arbeiten in einer Ausstellung der grossen Öffentlichkeit gezeigt. Für viele war das ein Karriereschub.

Gute Ernährung und ethischer Kompass
George Malcotsis hilft gern. Sich phi­lanthropisch zu engagieren, ist für ihn ein Lebenselixier. Luxus interessiert ihn nicht im Mindesten. Er hat keine teuren Hobbys, ernährt sich einfach und gesund und trinkt kaum Alkohol. «Mens sana in corpore sano» ist seine Devise. Und er hält sich an feste ethische Werte, die ihm wichtig sind. Nachhaltiges Handeln gehört dazu. Er fährt ein Elektroauto und betreibt eine Solarheizung. Schwere Schicksalsschläge habe er bis jetzt noch nie einstecken müssen, sagt er. Ausser Knieschmerzen nach einem Unfall, die später eine Prothese erforderlich machten, erfreut er sich bester Gesundheit und führt das wiederum auf seine positive Grundhaltung und vor allem die Lebensfreude zurück, die ihm auch seine Mutter vermittelt hat: «Sie ist damit 106 Jahre alt geworden, lebt in der Nähe von Athen, und wir telefonieren immer noch regelmässig miteinander.»