Das Zwilag öffnet seine Tore

Das Zwischenlager für radioaktive Abfälle in Würenlingen zelebriert sein Jubiläum am kommenden Samstag mit einem Tag der offenen Tür.
Tag der offenen Tore in Würenlingen.Am Samstag lädt das Zwischenlager für radioaktive Abfälle Menschen aus der Region ein. (Bild: sma)

Würenlingen – Was sonst fest verschlossen hinter dicken Betonwänden und Schleusen liegt, lässt sich am kommenden Samstag besichtigen. Die Zwilag Zwischenlager Würenlingen AG feiert in diesem Monat den 25-jährigen Betrieb der Anlage für schwach, mittel- und hoch radioaktive Abfälle. Dabei verspricht man einen exklusiven Einblick für Neugierige, Wissbegierige und natürlich alle Menschen aus der Region.
Die Geschichte der Zwilag geht allerdings noch ein bisschen weiter zurück. Bereits 1989 entschieden sich die Stimmbürger und -bürgerinnen in Würenlingen für den Bau eines Zwischenlagers. Kurz danach wurde die AG gegründet, und 1996 bewilligte schliesslich der Bundesrat den Bau und den Betrieb des Zwischenlagers. Am 27. April 2000 fand die offizielle Einweihung statt, die nun zelebriert wird.

Geschäftsführer Bruno Ulrich (Bild: sma)

Schleusen auf
Kurz vor dem Tag der offenen Tore für die Bevölkerung wurde die Presse zu einer umfangreichen Tour durch die Anlage eingeladen. Bruno Ulrich, der die Zwilag AG seit 2023 leitet, führte durch die scheinbar endlosen Gänge des Zwischenlagers und gab zugleich Auskunft: «Wir wollen den Menschen hier einen Einblick geben, was wir hier machen und wie wir mit den radioaktiven Abfällen umgehen.» Dabei geht es auch um das Thema Sicherheit, das man in der Anlage grossschreibt. Schon bei der Anmeldung wurde man wie an einem Flughafen kontrolliert, bevor es in der Umkleide Helm, Mantel, Socken und Schuhe für alle gab. Und die schweren Stahltüren der Schleusen öffneten sich erst, nachdem mehrere Mitarbeiter eingecheckt hatten. «Wir wollen zeigen, dass wir den Umgang mit radioaktivem Material verantwortungsvoll handhaben», so Ulrich.
Während des Rundgangs sah man noch Mitarbeitende bei der Arbeit. Jeder Bereich, den am Samstag die Besuchenden erkunden dürfen, musste vorher von Hand freigemessen werden. Ein Negativbeweis, der vom Eidgenössischen Nuklearsicherheits­inspektorat (Ensi) gefordert wird. Bisher wurde allerdings noch an keiner Stelle eine Kontamination gemessen, wo sie nicht sein sollte.

In diesen Containern kühlen die hoch radioaktiven Abfälle ab, bis das Endlager eröffnet wird. (Bild: sma)


Es gibt immer etwas zu tun
«Das ist ein schönes Jubiläum. Die Zwilag ist ja eigentlich 35 Jahre alt», sagte Ulrich auf die Frage, was der Jahrestag für ihn bedeute. Der Standort Würenlingen hat sich bewährt. «Wir sind hier in der Region gut angenommen worden», so der Zwilag-Chef weiter. Nach 25 Jahren Betrieb sei man nun in einem Erneuerungs­zyklus, in dem viele Projekte anstünden.
Darunter die Rauchgasreininug der Plasmaanlage, die 2029 überarbeitet werden soll. In der Anlage werden schwach radioaktive Abfälle verbrannt. Zweimal im Jahr läuft der Prozess für mehrere Wochen im Schichtbetrieb. Der Laser mit einer elektrischen Leistung von einem Megawatt erhitzt die Abfälle unter Beimischung von Glas. Am Ende des Prozesses hat man nur noch ein Fünftel der ursprünglichen Abfallmenge, und die Stoffe sind gebunden. Die schwach und mittelradioaktiven Abfälle machen im Zwischenlager einen Grossteil der Gesamtmenge aus. Gelagert werden sie in Fäsern in einer grossen Halle. Seit Beginn wurden hier bereits 1500 Tonen an Material freigemessen – was bedeutet, dass sie anschliessend zusammen mit herkömmlichen Abfällen entsorgt werden können. Im Zwischenlager landet dabei alles Material, was kontaminiert ist. Abfälle aus der Wiederaufbereitung, die Brennelemente selbst sowie Stilllegungsabfälle. «Hier hat es genug Platz für das, was heute geplant ist», erklärt Ulrich auf Nachfrage. Spätestens seit sich die AKW-Lobby wieder selbst mit Plänen für Neubaue ins Gespräch gebracht hat und die Laufzeiten der Schweizer Atomkraftwerke verlängert wurden, stellte sich für viele Anwesende die Frage nach dem Lagerplatz. Auch weil sich das Schweizer Atommüllendlager noch in der Planungsphase befindet. Frühestens ab 2050 sollen im Tiefenlager Nördlich Lägern Abfälle eingelagert werden. Die hoch radioaktiven Abfälle sogar noch etwas später, aufgrund ihrer thermischen Abklingung von rund 40 Jahren. Wie das funktioniert, konnte man in der Halle mit den grossen weissen Zylindern selbst spüren. Einige Container waren lauwarm, während sich die Aussenhülle der erst kürzlich befüllten Container richtig heiss anfühlte. Auch die mobilen Dosimeter schlugen schnell Alarm – hier strahlt etwas. Zugleich war es der sicherste Ort. Nicht umsonst werden die Container mit einem sogenannten Flugzeugabsturzdeckel versiegelt.

Samstag, 5. April, 9 bis 17 Uhr
Industriestrasse Beznau 1, 5303 Würenlingen