Daten für ein effizientes Mobilitätssystem

Im Campussaal in Windisch folgten rund 170 Teilnehmende am Impulsforum von RVBW und Postauto den Ausführungen zur Mobilitätsdateninfrastruktur.
Podium (von links): Christa Hostettler, Direktorin des Bundesamts für Verkehr, Moderatorin Judith Wernli, Ueli ­Stückelberger, Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr, Jessica Schmid, Mitglied von 42 Hacks. (Bild: pg)

Windisch – Nach der Begrüssung der Teilnehmenden durch Stefan Kalt, Direktor der RVBW AG, hiess die SRF-3-Moderatorin und Gesprächsleiterin Judith Wernli die Gastreferentin Christa Hostettler willkommen. Christa Ho­stettler ist seit dem 1. August 2024 ­Direktorin des Bundesamts für Verkehr. Sie war zuvor als Leiterin Markt und Kunden und Geschäftsleitungsmitglied der Postauto AG tätig. Ihr ­Fokus: Kunden, Werte und Wertschöpfung – für einen starken Service ­public von morgen. Ihre Expertise rund um Mobilität, den öffentlichen Verkehr, Infrastruktur und Digitalisierung versprach ein spannendes Impulsreferat, gepaart mit Einblicken in die Zukunft der Mobilitätsdateninfrastruktur (Modi). Die Mobilität von morgen wird durch Daten angetrieben. Sie bilden neben Strassen und Schienen eine dritte, systemrelevante Infrastruktur. Derzeit sind die Daten isoliert und in Silos gefangen. Daten spielen in der Mobilität eine immer wichtigere Rolle. «Damit intelligente Verkehrssysteme und vernetzte ­Mobilitätslösungen Realität werden, sind ein einfacher Zugang zu Daten und eine Harmonisierung der Datenströme unerlässlich», so die Referentin. Ein möglichst reibungsloser ­Informationsfluss zwischen Infrastrukturbetreibern, Verkehrsunternehmungen, privaten Anbietern von Mobilitätsdienstleistungen und den Verkehrsteilnehmenden trägt dazu bei, das Verkehrswachstum besser zu bewältigen.

Mobilitätsdaten optimal nutzen
«Der Betrieb einer Disco setzt vertrauensbildende Massnahmen wie Eingangskontrolle, Kontinuität, technische Lösungen sowie einen Animator voraus, der das Ganze orches­triert», so die Referentin. Und so soll die Modi die technischen und organisatorischen Voraussetzungen schaffen, um den Informationsfluss hinsichtlich aller Aspekte der Mobilität dauerhaft, sicher und frei von kommerziellen Interessen zu gewährleisten. Dabei sind die Grundsätze Unabhängigkeit, Verlässlichkeit, Offenheit, keine Diskriminierung, Transparenz, keine Gewinnorientierung und Flexibilität entscheidend. Während der ersten zehn Jahre soll die Finanzierung der Modi durch den Bund sichergestellt werden. Danach soll sie über Nutzungsgebühren finanziert werden. Die Multimodalität wird weiter an Bedeutung gewinnen. Das dürfte zu einer Auslastung der wichtigsten Verkehrsinfrastrukturen beitragen.
Beim anschliessenden Podium diskutierten Christa Hostettler, Ueli Stückelberger, Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr, und Jessica Schmid (42 Hacks) unter der Gesprächsleitung von Judith Wernli über die Chancen und Herausforderungen der Transformation.

Autos stehen gelassen
Das Hauptaugenmerk lag dabei auf dem von der Genossenschaft 42 Hacks und der Stadt Winterthur im Sommer 2024 durchgeführten Experiment. Über 1000 Teilnehmende liessen das eigene Auto stehen. Dieser Verzicht ermöglichte es ihnen, während 31 Tagen klimafreundliche Mobilitätsangebote kostenlos zu testen. Die überwiegende Mehrheit machte äusserst positive Erfahrungen. Es blieb ihnen mehr Zeit, um im Zug zu lesen, sie hatten keinen Stress im Strassenverkehr, mehr Bewegung dank Radfahren oder erlebten neue Reisevarianten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Zeit ohne eigenes Auto wurde von vielen als Glücksexperiment wahrgenommen. Die Challenge hat dazu geführt, dass 563 Autos oder mehr als 1 Prozent der Personenwagen in Winterthur während 31 Tagen stehen blieben, was zu einer Einsparung von ungefähr 100 Tonnen CO2 geführt hat. Einige haben sich entschieden, ganz auf ihr Auto zu verzichten.
Noch vor dem Apéro wurde RVBW-Direktor Stefan Kalt, der im kommenden Herbst in den Ruhestand gehen wird, von Patrick Zingg, Leiter Marketing und Kunden Nord der Postauto AG, mit einem Präsent und vom Publikum mit tosendem ­Applaus verabschiedet.