Tanzschule lud zum letzten Tanz

Reni Schneider geht nach 30 Jahren als Tanzlehrerin in den Ruhestand. Zum Abschluss organisierte sie eine letzte grosse Tanzparty.
Reni Schneider blickt zurück. (Bild: zVg)

Würenlingen – Immer wieder kämpfte Reni Schneider an der Abschiedsparty unter dem Motto «Enjoy the last dance» mit den Tränen, wenn sie die Darbietungen ihrer Tanzschülerinnen und Tanzschüler ansagte. Kein Wunder, denn nach 30 Jahren Engagement konnte sie noch einmal einen Abend lang die Früchte dieser Arbeit sehen. «Es ist einfach schön, wenn ich die Leute motivieren kann, sich zu bewegen, und dann so tolle Shows dabei herauskommen», sagt Reni Schneider.
In der Mehrzweckhalle Weissen­stein standen in 25 Showacts 180 Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne, vom Kindergartenkind bis zur Grossmutter, von 5 bis über 50 Jahren. Und die meisten von ihnen haben schon als Kind ihren ersten Hip-Hop-, Jazztanz- oder Streetdance-Kurs bei Reni Schneider selbst oder zumindest in ihrer Tanzschule Enjoy Dance besucht. «Sie sind für mich zu einer zweiten Familie geworden», sagt die 61-Jährige. Wobei Ehemann Andi und die drei erwachsenen Söhne ebenfalls mehr oder weniger Teil dieser Tanz­familie sind.

Ein Bewegungsmensch
Von Beruf ist Reni Schneider, die in Würenlingen aufgewachsen ist, medizinische Praxisassistentin. Sie sagt von sich, sie sei ein Bewegungsmensch. Als Zehnjährige ging sie in die Mädchenriege, später spielte sie Volleyball und Handball im Turnverein Würenlingen. Als junge Mutter begann sie Anfang der 1990er-Jahre Trainings der Damenriege zu leiten und Schulsportkurse im Tanzen zu geben. «Andi hat die Buben gehütet, wenn ich um 18 Uhr Schulsport gab, und weil die Turnhalle Weissenstein so nahe ist, war ich schnell wieder daheim, wenn er später noch an einen Vereinsabend oder zum Jassen gehen wollte.» Manchmal nahm sie die Buben mit ins Training: Claudio, heute 29, habe dann gleich mitgetanzt. ­Sandro (35) wurde bald einmal vom Tanzvirus gepackt, während Mirco (34) dafür in der Dorfmusik Trompete spielt.

Endlich mehr nach draussen
2003 begann Reni Schneider im Keller des Teppichgeschäfts der Familie Schneider Kurse zu geben, 2011 wurde der Containerbau mit dem heutigen Tanzstudio aufgestellt. Viele tanzten hobbymässig und ohne grosse Ambitionen, manche Einzeltänzerinnen und -tänzer sowie Gruppen ­nahmen erfolgreich bei Schweizer ­Meisterschaften und internationalen Tanzwettbewerben teil, wovon viele Urkunden, Medaillen und Pokale ­zeugen, die im Tanzstudio ausgestellt sind.
Noch bis im Sommer gibt Reni Schneider wöchentlich 15 bis 17 Lektionen: von Jazzdance und Tanztechnik über Hip-Hop/Streetdance bis zu Pilates und Beckenbodentraining. «Langsam bin ich nicht mehr so fit», sagt sie über sich selbst. Zwar ist sie nach wie vor beweglicher als viele 30-Jährige, aber sie meint: «Ich ­erhole mich nicht mehr so schnell wie früher.» Deshalb möchte sie jetzt ­etwas kürzertreten. Sich bewegen will sie weiterhin, vielleicht wieder einmal reiten oder sich einen Hund kaufen, der beim Joggen mitlaufen kann zum Beispiel. Und in erster ­Linie mehr nach draussen, nachdem sie in den letzten 30 Jahren meistens in Innenräumen Sport gemacht hat. «Und vor allem werde ich es geniessen, weniger Verpflichtungen zu ­haben und mehr gesellige Abende mit Familie und Freunden verbringen zu können.»

Die Söhne machen weiter
Der rote Containerbau an der Siggenthalerstrasse, in dem sich das Tanzstudio befindet, steht zum Verkauf. An diesem Standort wird ein Mehrfamilienhaus gebaut. Ganz erlischt das Tanzfieber in Würenlingen mit Reni Schneiders Ruhestand allerdings nicht. Nach den Sommerferien starten die Söhne Claudio und Sandro sowie drei junge Tänzerinnen mit einem neuen Tanzkonzept für Junioren und Erwachsene. Kindertanzen wird keines mehr angeboten. «Manche sind natürlich traurig», sagt Reni Schneider, «aber ich denke, es gibt heute für die Kinder viele Freizeit­angebote in Würenlingen und der Umgebung.» Blickt sie zurück, verspürt sie grosse Dankbarkeit: «Ich bin froh, dass ich es so machen durfte.»