Wer wird Nachbar der Kirche?

Die reformierte Kirchgemeinde entscheidet über den Kauf der ehemaligen Rot­hübel-Turnhalle neben der Kirche Hausen.
Die alte Rothübel-Turnhalle (rechts) in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche (im Hintergrund) soll abgebrochen und das Grundstück mit einem neuen Wohngebäude genutzt werden. (Bild: hpw)

Hausen – Der Gemeinderat von Hausen will die ehemalige Rothübel-Turnhalle verkaufen. Er sieht für das 70-jährige Gebäude keinen öffentlichen Nutzungszweck mehr. Der Erlös soll zur Entlastung des Finanzhaushalts beitragen. In den letzten zwölf Jahren investierte die Gemeinde über 22 Millionen Franken in Neubauten. Die 1946 für 37 000 Franken erstellte Rothübel-Turnhalle wurde 1966 von einer Mehrzweckhalle abgelöst. 2018 kam eine Doppelturnhalle mit Gemeindesaal hinzu. Damit hatte das älteste Turnlokal endgültig ausgedient. Die Parzelle wurde bereits von der Zone für öffentliche Bauten in die Wohnzone A umgeteilt.
Neben der Rothübel-Turnhalle wurde 1978, ebenfalls auf ursprünglichem Gemeindeland und in leicht erhöhter Lage über dem Dorf, die reformierte Kirche gebaut. Die Anregung des Gemeinderats Hausen, ein ökumenisches Zentrum zu schaffen, fand weder auf reformierter noch auf katholischer Seite Zuspruch. Der reformierte örtliche Kirchenbauverein mochte nicht von seinem Gründungszweck abrücken, während die Katholiken nach der frisch erstellten Marienkirche in Windisch keinen zusätzlichen Bedarf an kirchlichen Räumen hatten.
Der reformierten Kirchgemeinde ist es nicht gleichgültig, was in der ­unmittelbaren Nachbarschaft ihrer Kirche geschieht. Sie ist an einem weiterhin konfliktfreien Nachbarschaftsverhältnis bezüglich Geläute, Besucherverkehr und Grenzabstände interessiert. Diese Haltung teilt auch der Gemeinderat. Deshalb bot er die 858 Quadratmeter grosse Nachbarparzelle vorweg der Kirchgemeinde zum Preis von 817 000 Franken an. Die Kirchgemeindeversammlung beschliesst am 13. Mai über den Kauf. Falls sie ihn ablehnen sollte, würde der Gemeinderat das Grundstück auf dem freien Markt feilbieten. Über den Verkauf entscheidet endgültig die Einwohnergemeindeversammlung Hausen – im besten Fall schon am 11. Juni.

Langfristiges Investment
Die Kirchenpflege liess mit einer Machbarkeitsstudie abklären, ob sich auf dem Areal, nach dem Abbruch der Turnhalle, ein Gebäude mit vier Wohneinheiten in schöner Aussichtslage verwirklichen liesse, womit ein angemessener Mietertrag erzielt werden könnte. Weil sich das Grundstück über einem aufgefüllten Steinbruch befindet, wurde durch Bodenunter­suchungen sichergestellt, dass keine Schadstoffe vorhanden sind.
Laut der Präsidentin Barbara Stüssi-Lauterburg ist sich die Kirchenpflege bewusst, dass es sich bei dem Erwerb und der künftigen Nutzung des Nachbargrundstücks zur Kirche um ein längerfristiges Investment handelt – aber immerhin um eine mögliche zukünftige Ertragsquelle, worüber die Kirchgemeinde in Anbetracht der nicht mehr so ergiebig sprudelnden Steuereinnahmen froh sein könnte.