Anerkennung für ein Lebenswerk

Das Weingut Hartmann in Remigen feierte am 1. Mai sein 40-jähriges Bestehen. Es war ein Rückblick auf eine Erfolgsgeschichte.
Bruno Hartmann schildert den 200 Gästen an der Jubiläumsfeier die Entwicklung des Weinguts. (Bild: hpw)

Bruno und Ruth Hartmann sind ein Beispiel für einen gelungenen Strukturwandel in der Landwirtschaft. Sie bauten den ursprünglichen konventionellen Landwirtschaftsbetrieb in Remigen mit Viehhaltung, Ackerbau und 50 Aren Reben in eines der grössten privaten aargauischen Weingüter um. Heute keltert der Familienbetrieb von 16 Hektaren Reben mit 19 Traubensorten 23 Rot- und Weissweine sowie Spezialitäten. Die 40-jährige Erfolgsgeschichte wurde am 1. Mai mit einer gediegenen Jubiläumsfeier und 200 Gästen gewürdigt.
Der Aargauer Landwirtschaftsdirektor und Regierungsrat Markus Dieth, der Präsident des Bauernverbands Aargau, Christoph Hagenbuch, und der Präsident des Branchenverbands Aargauer Wein, Roland Michel, sowie der Gemeindeammann von ­Remigen, Markus Fehlmann, und der Gemeindeammann von Villnachern, Roland König, lobten die Hartmanns dafür, dass sie für den Weinbau in unserer Gegend neue Massstäbe setzten. Die Gemeinde Remigen drückte ihre Anerkennung mit einer Urkunde aus.

Rebland statt Ackerland
Bruno Hartmann zeichnete die Entwicklung des Familienbetriebs nach. Er verschwieg nicht, dass es eine intensive Zeit war. «Aber für unsere Arbeit und Leidenschaft haben wir jedes Jahr einen Leistungsausweis in Form eines neuen Weinjahrgangs bekommen.» Das Betriebsleiterpaar war dem schrittweisen Ausbau des Weinguts durch die Ausbildung als Landwirt, Önologe, Winzermeister und Betriebsleiter sowie den Abschluss der Bäuerinnenschule gewachsen.
Die ersten 2,5 Hektaren Reben wurden 1985 in dem bei der Güterregulierung neu angelegten Rebberg Sommerhalde in Villnachern, dem Bürgerort der Hartmanns, geschaffen. Eigentlich war dort auch der Bau einer neuen Rebsiedlung geplant, doch Einsprachen verhinderten das Vorhaben. Stattdessen wurde der bestehende Hof in Remigen ausgebaut, das Ackerland verkauft, dafür unkultiviertes Rebland an den sonnigen und mineralisch reichen Jurasüdhängen über dem Dorf erworben und sukzessiv mit Reben bestockt.
Durch die Zusammenarbeit mit zehn örtlichen Nebenerwerbswinzern entstand wieder eine geschlossene, 25 Hektaren grosse Rebbergkulisse, die das Ortsbild prägt und Remigen zur drittgrössten Aargauer Rebbau­gemeinde macht.

Qualität und Nachhaltigkeit
Innovation und Tradition zeichnen das Weingut Hartmann aus. Der Betrieb achtet streng auf Qualität und Nachhaltigkeit. Er besitzt moderne Einrichtungen sowie gediegene Degustations- und Verkaufsräume. 80 Prozent der Betriebsenergie stammen aus erneuerbaren Quellen. Die Rebberge erfüllen die hohen ökologischen Q2-­Anforderungen für Artenvielfalt, und die Weine tragen Terroir-Gütezeichen als Ausdruck ihrer Authentizität.
Auf dem Betrieb gelten bereits acht Rebsorten als pilzwiderstandsfähig, wodurch der Pflanzenschutzmitteeinsatz um 80 Prozent gesenkt werden konnte. Auf diesem Gebiet gehört das Weingut zu den Pionieren im Weinbaukanton Aargau.
Bruno und Ruth Hartmann pflegen den Weinbau auch als Kulturerbe. Durch ihre Initiative entstanden in Remigen ein Reb- und Naturwanderweg sowie in der Region Brugg im Einklang mit dem Vindonissa-Museum vier schweizweit einzigartige Römerrebberge. Sie zeigen, wie die Römer vor 2000 Jahren die Reben und den Wein in die Gegend des einstigen Legionslagers Vindonissa brachten. Mit Anlässen, Betriebs- und Rebbergbesichtigungen baut das Weingut Hartmann Brücken zur nicht bäuer­lichen Bevölkerung.
Als nächste Herausforderung für das Familienunternehmen zeichnet sich eine Nachfolgeregelung ab. Weil Tochter Nadine und Sohn Dominic in anderen Berufen tätig sind, streben Bruno und Ruth Hartmann eine ausserfamiliäre Lösung an. Ihre Hoffnung ist, in absehbarer Zeit etwas kürzertreten zu können.