Neue Schmetterlingsgeneration

In diesen Tagen hat der Schwalbenschwanz mit der Fortpflanzung begonnen. Auf einer ­Fenchelpflanze legt das ­Weibchen seine Eier ab.
Der Schwalbenschwanz ist zurück. (Bild: bhe)

Villnachern – An einem warmen Frühlingstag erscheint der prächtige Schmetterling plötzlich in unserem naturnahen Garten in Villnachern. Er fliegt immer wieder suchend über die verschiedenen jetzt blühenden Pflanzen hinweg, aber diese interessieren ihn kaum. In einigen Töpfen im Garten wächst Wildfenchel, und auf diesen hat er es abgesehen. Mehrmals fliegt er – eigentlich ist es eine «sie» – die Fenchelpflanze an und legt seine Eier geschickt und schnell auf die filigranen Blätter ab. Mehr noch: Er klebt die Eier regelrecht mit einem selbst produzierten Eiweisssekret an der Pflanze fest. Damit hat er den Start für eine neue Schmetterlings­generation gelegt.
Dass der Schmetterling das in unserem Garten tut, ist nicht ganz zufällig. Wie viele Schmetterlingsfreunde helfen wir dabei etwas nach, indem wir die Raupen im Garten einsammeln, damit sie sich unter «geschützten Bedingungen» verpuppen können. In unserem Fall ist das in einem sogenannten Aerarium, einer Art Netzbehälter. Aus diesen Puppen schlüpfen dann wieder neue Schmetterlinge. Und damit sie möglichst ihre Eier wieder in unserer Nähe ablegen, stellen wir ihnen rechtzeitig im Frühjahr die nötige Menge ihrer Wirtspflanzen zur Verfügung. Zu diesen gehören Wilde Möhre, Gartenmöhre, also Rüebli, alle Fenchelarten, Dill und Pastinake. Wegen ihrer Vorliebe für Möhrenpflanzen wird die Raupe des Schwalbenschwanzes bei uns als Rüebliraupe bezeichnet.

In schwirrendem Flug heftet ein Schwalbenschwanzweibchen seine Eier an eine Fenchelpflanze. (Bild: bhe)

Bis drei Generationen pro Jahr
Der Schwalbenschwanz kommt bei uns in zwei, manchmal drei Generationen vor. Die erste Generation fliegt in Mitteleuropa von April bis Juli, die zweite im Juli und August. Je nach Zeitpunkt der Eiablage und der Witterung im Spätsommer/Herbst ist es für die Puppen der zweiten Generation noch zu früh zum Überwintern. Dann gibt es eine dritte Generation Falter mit Eiablage und Raupe, deren Puppen schliesslich überwintern.
Zu dieser Generation gehört unser aktuell beobachtetes Schwalbenschwanzweibchen, das irgendwann Anfang April aus der Puppe geschlüpft ist. Ein Schwalbenschwanz lebt als Schmetterling nur zwei bis drei Wochen. Das Weibchen muss in dieser Zeit ein Männchen suchen, es muss sich paaren und seine Eier ablegen. Ob das Weibchen oder das Männchen aus unserer «Aufzucht» stammt, ist dabei offen. Beide könnten sich auch auf einer Wiese an den Hängen oberhalb von Villnachern, wo noch viele Wilde Möhren wachsen, entwickelt und dort als Puppe überwintert haben.
Schwalbenschwänze können nur im Puppenstadium überwintern. Andere Schmetterlingsarten haben andere Überwinterungsstrategien. Sie können als Raupe, Falter und sogar als Ei durch den Winter kommen. Falter suchen hierfür frostgeschützte Räume auf, oder sie haben eine Art «Frostschutzmittel» im eigenen Körper wie der ­Zitronenfalter. Raupen verkriechen sich unter dicker Baumrinde oder hüllen sich in einen Blattkokon. Und schliesslich gibt es noch die Wanderfalter wie zum Beispiel den Admiral. Sie verhalten sich wie Zugvögel und fliegen im Herbst südwärts in wärmere Gefilde.

Wie geht es weiter?
Aus dem Ei, das sich von Hellgelb ins Orange verfärbt, schlüpft nach ungefähr zehn Tagen eine winzig kleine Raupe, die zuerst die Eihülle auffrisst. Unter mehrmaligem Häuten wächst die Rüebliraupe heran und vertausendfacht ihr Gewicht in etwa zwei Wochen. Hierzu braucht sie eine beträchtliche Menge der oben erwähnten Wirtspflanzen. Am Ende hängt sie sich mit einem Faden an einen Pflanzenstängel und verpuppt sich. In der Puppe entwickelt sich der Schmetterling und wartet, bis seine Zeit zum Schlüpfen gekommen ist.