Spreitenbachs beinahe vergessene Seite

Der rund 4,5 Kilometer lange Buurelandweg Aargau ist bis Ende Oktober geöffnet und führt heuer über die Felder Spreitenbachs.
Guido Weber gehört zu den letzten Landwirten in Spreitenbach. (Bild: pg)

Spreitenbach erkundet seine land­wirtschaftliche Geschichte: Unter tatkräftiger Mitwirkung und in enger ­Zusammenarbeit mit drei lokalen Landwirtschaftsbetrieben wurde im ursprünglichen Bauerndorf, das aktuell noch sechs Landwirtschaftsbetriebe zählt und deshalb eher für Industrie und Shopping bekannt ist, der Buurelandweg des Aargauer Bauernverbands realisiert.
Zur feierlichen Eröffnung des etwa 4,5 Kilometer langen Buurelandwegs konnte Christoph Hagenbuch, Präsident des Bauernverbands Aargau, neben Regierungsrat und Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth, Spreitenbachs Gemeinderat Edgar Benz und Mitarbeitende des Departements, Landfrauen auch die Landwirtinnen und Landwirte der drei am Projekt ­beteiligten Landwirtschaftsbetriebe willkommen heissen. Wegen des regnerischen Wetters fand die Eröffnung in der hofeigenen Stallbar auf dem Bauernhof Obstgarten statt, wo sich Start und Ziel des Rundwegs befinden.

Spannende Entdeckungsreise
Vor der Informationstafel begrüsste Vera Koch, Fachmitarbeiterin des Bauernverbands, die Teilnehmenden und erläuterte Sinn und Zweck des Buurelandwegs. Dabei handelt es sich um einen Erlebnisweg für die Bevölkerung, der seit 2016 immer in der ­Vegetationszeit in einer anderen Gemeinde aufgebaut wird. In diesem Jahr führt der Weg sogar ins zürcherische Dietikon, da einer der Betriebe ausserhalb der Kantonsgrenze liegt.
Neben einer 3-D-Tabelle, auf der die Saisonzeiten von Früchten auf­gezeigt sind, illustrieren zwei lebensgrosse Tiermodelle die Herkunft verschiedener Fleischstücke, und ein grosses Memory gibt Einblicke in die Biodiversität. Zudem vermitteln 17 Informationstafeln vertiefte Eindrücke in Landwirtschaft, Wald und Natur, und durch ein Fernrohr lässt sich die Umgebung erkunden.

Die Protagonisten bei der Eröffnung des Buurelandwegs vor der Infotafel beim Hof Obstgarten der Familie Lienberger. (Bild: pg)



Geschenkkörbe zu gewinnen
In ihren Ausführungen verwies Vera Koch ausserdem auf das zunehmende Littering auf Feldern, das für Tiere gravierende Folgen haben kann. ­Obwohl der Rundgang für Alt und Jung gedacht ist, geht aus der Broschüre hervor, dass der Weg zwischen den Posten 9 und 10 nicht für Kinderwagen tauglich ist. Familien mit Kinderwagen wird deshalb geraten, vom Posten 9 zurück zum Posten 5 und von dort direkt zu Posten 10 zu gehen.
Während eine extra hergerichtete Feuerstelle auf halbem Weg zum ­Bräteln und Verweilen einlädt, dürfen die Parkplätze beim Hof Obstgarten nicht von Erkundungsfreudigen genutzt werden. Geöffnet ist der Rundweg bis zum 30. Oktober. Nimmt man am begleitenden Wettbewerb teil, kann man einen von drei Geschenkkörben mit regionalen Produkten gewinnen. Die Landwirtin und die Landwirte der im Projekt involvierten ­Betriebe nahmen die Gelegenheit wahr, um ihre Höfe und die daraus hervorgehenden Produkte, die in der Broschüre ebenfalls aufgeführt sind, näher vorzustellen.

Sichtbar und erlebbar
Mit rund 12 500 Einwohnenden zählt Spreitenbach zu den zehn grössten Gemeinden im Kanton Aargau. In seinen umfassenden Ausführungen lobte Gemeinderat Edgar Benz das Engagement und die Innovation der Spreitenbacher Landwirtschaftsbetriebe, die heute einen kleinen, jedoch sehr wertvollen Teil des Dorfs ausmachen. Er kam aber auch auf die gesellschaftlichen Pro­bleme zu sprechen, die das grosse ­Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre mit sich gebracht haben.
Zum Schluss dankte Markus Dieth dem Bauernverband sowie den Landwirtinnen und Landwirten für dieses Projekt, das in einem Gebiet, in dem viele Menschen leben und wo der ­Zugang zur Landwirtschaft im Alltag nicht selbstverständlich ist, eine wichtige Brücke zwischen der Landwirtschaft und der Bevölkerung schlägt. «Landwirtschaft geht uns alle an, sie lebt vom Dialog. Der ­Buurelandweg macht die Landwirtschaft sichtbar und erlebbar. Das stärkt das Verständnis für regionale Kreisläufe und Produktionsbedingungen. Es zeigt auf, mit welchen Herausforderungen unsere Bäuerinnen und Bauern tagtäglich konfrontiert sind. Nicht zuletzt wird die jüngere Generation angesprochen, und vielleicht entsteht durch die Nähe ein neuer Blick auf das, was Landwirtschaft heute ausmacht», so Markus Dieth.