Bagni Popolari zweifach ausgezeichnet

Der erste Werkbundpreis für den öffentlichen Raum geht an den Verein Bagni Popolari, der für seine Thermalwasser­projekte gewürdigt wird.
Die heissen Brunnen beidseits der Limmat, hier jener in Baden, erfreuen sich grosser Beliebtheit. (Bild: Archiv)

Der Schweizerische Werkbund ist ein nationaler Verein, der Mitglieder aus gestalterischen und handwerklichen Berufen zusammenbringt. Die Organisation hat dieses Jahr den Werkbundpreis für den öffentlichen Raum ins Leben gerufen. Mit dem Preis werden jährlich neue Wege und Lösungsansätze im öffentlichen Raum gewürdigt. Aus 100 eingereichten Bewerbungen hat die Jury 12 Beiträge nominiert und unter diesen den Werkpreis 2025 sowie den Prix de Charme vergeben. Mittels Onlinevoting wurde zudem der Prix du Public bestimmt.

Werkpreis und Publikumspreis für Bagni Popolari
Der Verein Bagni Popolari wurde bei der ersten Verleihung für seine heissen Brunnen in Baden und Ennetbaden sowie für seine Bemühungen im Zusammenhang mit dem Bad zum Raben gleich doppelt bedacht: Sowohl der Werkpreis als auch der Publikumspreis gehen an den Badener Verein, dem es mit seinen Projekten laut der Jury gelungen sei, Menschen aus unterschiedlichsten sozialen und kulturellen Hintergründen zusammenzubringen. Die niederschwellige Zugänglichkeit und Offenheit machten die heissen Brunnen zu inklusiven Begegnungsorten. Besonders gewürdigt wurde der Umstand, dass die Badegäste nicht nur eingeladen wurden, im heissen Wasser zu entspannen, sondern das Projekt aktiv mitzugestalten – als Vereinsmitglieder, als Gäste der künstlerischen Interventionen, die der Verein veranstaltet, oder als Genossenschafterin oder Genossenschafter des künftigen Bades zum Raben. Der gesellschaftliche Mehrwert liege nicht nur in der Wiederbelebung einer Tradition, sondern ebenso in der Schaffung neuer Formen des Zusammenlebens im urbanen Raum.
Das Projektteam von Bagni Popolari – Rolf Meier, Daniela Dreizler, Marc Angst und Christoph Lüber – freut sich ausserordentlich über die zweifache Auszeichnung: «Uns berührt die Aussage der Jury, das Projekt habe eine Atmosphäre des Gemeinwohls geschaffen. Das ist eine wunderschöne Bestätigung für unser Engagement und unsere Projekte und verleiht uns zusätzlichen Schub für unser nächstes grosses gemeinnütziges Projekt: das Bad zum Raben.» Die feierliche Preisverleihung findet am Sonntag, 29. Juni, statt, dem Tag des öffentlichen Raums.

Breite Anerkennung
Die Auszeichnungen des Schweizerischen Werkbunds sind lediglich die jüngsten in einer Reihe von Würdigungen, die der Verein Bagni Popolari für seine Projekte erhielt. Das Projekt «Heisse Brunnen» zählte zu den Gewinnern des Ideenwettbewerbs des Bundesamts für Kultur im Rahmen des Kulturerbejahres 2018. Auch die Regionale Projektschau Limmattal erwählte die heissen Brunnen sowie das Bad zum Raben als unterstützungswürdige Vorhaben und nominierte sie für die Projektschau 2025. Darüber hinaus wurde das Projekt 2022 mit dem SIA-Aargau-Preis des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins ausgezeichnet und erhielt von der Architekturzeitschrift «Hochparterre» einen «Silbernen Hasen».
Die beiden heissen Brunnen in ­Baden und Ennetbaden sind seit ihrer Inbetriebnahme im Herbst 2021 täglich geöffnet und sehr beliebt. Etwa 150 Jahre nach der Schliessung des letzten Thermalfreibades kehrte das naturbelassene Thermalwasser damit beidseits der Limmat zurück in den öffentlichen Raum. Die Becken wurden von den Gemeinden Baden und Ennetbaden realisiert und werden dreimal pro Woche professionell gereinigt. Das Baden erfolgt ohne Aufsicht und in Eigenverantwortung.

Impulse für die Badekultur
Der Verein Bagni Popolari ist ein Zusammenschluss kulturell interessierter Ehrenamtlicher, die sich dafür einsetzen, das Wasser der heissen Quellen in Baden und Ennetbaden einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Seit der Schliessung des alten Badener Thermalbades 2012 engagiert sich der Verein für die Bäderkultur und die breite Nutzung des Thermalwassers. Dazu betrieb und betreibt der Verein zu verschiedenen Gelegenheiten temporäre Thermalbecken, die von Kunstinterventionen, Ausstellungen und Performances begleitet werden.
In den vergangenen Jahren hat der Verein ausserdem das Bad zum Raben am Badener Kurplatz mit Ausstellungen, Lesungen, Konzerten und Performances als Zwischennutzung wiederbelebt. Die aus Bagni Popolari hervorgegangene Raben-Genossenschaft, mit inzwischen über 1000 Genossenschafterinnen und Genossenschaftern, konnte das Badegeschoss im ehemaligen Bäderhotel zum Raben 2022 erwerben und plant einen umfassenden Umbau, um dem jahrhundertealten Bad im Bäderquartier wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. (sim)