Zivilschutz übt den Ernstfall

Beim diesjährigen Wieder­holungskurs evakuierte der ­Zivilschutz 150 Menschen aus Schulen und Altersheimen und brachte diese nach Brugg.
Bei einem echten Waldbrand hätte man nicht den Evakuierungsplatz hinter dem Schulgebäude genutzt. (Bilder: sma)

Würenlingen | Brugg – Der Siggenberg brennt! So lautete zumindest die Ausgangslage für die Evakuierungsübung Evak 25 der beiden Zivilschutzorganisationen (ZSO) Brugg Region und Baden am vergangenen Donnerstag. Ein Waldbrand ist eines von über 25 Szenarien, auf die sich der Zivilschutz vorbereitet. Ausgewählt werden für die jährlichen Wiederholungskurse die wahrscheinlicheren Szenarien.
Da der fiktive Brand über Tage beobachtet wurde und weitestgehend kontrolliert abläuft, hat der Zivilschutz ausreichend Zeit für eine geordnete Organisation. Ansonsten wäre die Feuerwehr im Einsatz, die heute zusammen mit Polizei und Militär nur unterstützt. Der Fokus der Evakuierungsübung liegt auf jungen und betagten Menschen, also auf denjenigen, die zu den vulnerablen Personengruppen gehören und Betreuung benötigen.

Geordnet und mit der nötigen Ruhe verlassen die Schüler und Schülerinnen das Gebäude.

Geordneter Rückzug
Kurz vor 10.30 Uhr geht im Würenlinger Schulhaus Weissenstein die Alarmmeldung ein. Geordnet und klassenweise verlassen die Schüler und Schülerinnen das Gebäude und werden von ihren Lehrkräften auf den Evakuationsplatz geführt. Sichtlich amüsiert salutieren einige Kinder den Zivilschützern, die sich auf dem Schulhof aufgestellt haben. Bei einem tatsächlichen Waldbrand hätte man den Sammelpunkt allerdings anders gewählt, versichert der Zugführer, da er sich in der Nähe des Waldes befinde.
Als sich die rund 100 Schulkinder versammelt haben, geht es klassenweise in Richtung des Zivilschutzzeltes. Hier müssen alle Evakuierten ­registriert werden. «Jeder kann Menschen von einem Ort an den anderen transportieren. Wichtig ist, dass bei der Evakuierung niemand verloren geht», sagt einer der Zivilschützer. Man nimmt sich Zeit, verweist noch kurz auf die Sturzgefahren beim Sportplatz und setzt die Arbeit fort, während der monotone Alarm langsam verklingt.
Um 11.06 Uhr ist Abfahrt. Die Kinder und ihre Lehrerinnen steigen gut gelaunt in die bereitgestellten Busse – vom Postauto bis zum Reisecar. Das Ziel: die Kaserne in Brugg.
Die aktuelle Weltlage hat in den letzten Jahren ein neues Bewusstsein für den Zivilschutz in der Schweiz geschaffen. Erst die Pandemie, bei der man viel über die Zusammenarbeit mit den Altersheimen lernte, dann der Ukrainekrieg. Mit den Neueinstufungen von Gefahrenszenarien sind die Anforderungen an den Zivilschutz gestiegen. Dazu zählen zum Beispiel die Sicherung oder die Wiederherstellung der Kommunikationsinfrastruktur.
Mit den öffentlichen Übungen möchte man die Bevölkerung sensibilisieren. Es braucht mehr Freiwillige. Denn selbst wenn sich die Politik bei diesem Thema wieder ein Stück rückwärts bewegt, spürt man die kürzere Dienstpflicht an vielen Stellen.

Nichts dem Zufall überlassen
Es ist das erste Mal, dass die ZSO Baden und Brugg Region gemeinsam eine Übung durchführen. In der Kaserne in Brugg werden die 50 Betagten, alles Freiwillige aus den umliegenden Seniorenheimen, registriert und anschliessend in die Mehrzweckhalle gebracht. Die Busse wurden so platziert, dass die älteren Passagiere mit ihren Rolatoren und Rohlstühlen nicht in der Sonne warten müssen. Nichts wurde bei der einjährigen ­Planung dem Zufall überlassen. Die Logistik ist einer der wichtigsten ­Aspekte, wenn 80 Zivilschützende, 20 Transporter und 5 Busse im Einsatz sind.
In der Mehrzweckhalle warten Bänke und Tische mit Wasserflaschen auf die Evakuierten. Man lässt sich bewusst Zeit, es ist eine Übung für den sicheren Ablauf, nicht auf Zeit. Im hinteren Bereich der Turnhalle können sich die Kinder austoben, allerdings rennen immer mal wieder ­einige entlang der Bänke. Der Lärm­pegel scheint die Senioren aber nicht zu stören. Als alle registriert und in der Halle sind, beginnt die Mittagessensausgabe. Ghackets mit Hörnli und ­Apfelmus, dazu Salat, ist das Menü des Tages aus der Küche des Zivilschutzes. Im Ernstfall könnten die Evakuierten mehrere Tage in der Kaserne verbringen. Heute geht es aber bereits ab 15 Uhr wieder in Richtung des eigenen Zuhauses.
«Die jungen Leute müssen Fehler machen können. Dafür ist die Übung da», sagt Kommandant Robert Stöckli am Tisch, während er seine Truppe achtsam beobachtet.

Zivilschutz übt Ernstfall

Alle Kinder und Lehrpersonen werden registriert. (Bilder: sma)

Zivilschutz übt Ernstfall

Anschliessend geht es zu den Bussen …

Zivilschutz übt Ernstfall

… in die Kaserne Brugg

Zivilschutz übt Ernstfall

Vor Ort werden alle evakuierten Personen erneut erfasst.

Zivilschutz übt Ernstfall

In der MZH finden alle eine passende Beschäftigung.

Zivilschutz übt Ernstfall

Auf dem Menüplan: Ghackets mit Hörnli und Apfelmus.

previous arrow
next arrow
Shadow