Ein Schaufenster ins Brutgeschäft

Dank Tourismus Region Brugg und Birdlife lässt sich das Brutgeschäft eines Mauer­seglerpaars in einem Schaufenster live beobachten.
Bei Susann’s Hair-Team lassen sich die Brutaktivitäten ­verfolgen. (Bild: bh)

Brugg – allgegenwärtig. In rasanten Flugmanövern und begleitet von kreischenden «Sriihh»-Rufen, fliegen die eleganten Vögel durch Strassen und Gassen und über die Plätze der Stadt, die notabene eine der grössten Mauerseglerpopulationen im Kanton Aargau aufweist. Einen Teil der von Birdlife bereitgestellten Nisthilfen sind im Schwarzen Turm – vier in den Schiessscharten auf der Nordseite, je zwölf in Nistkästen auf der West- und Südseite des Brugger Wahrzeichens.

In einer Schiessscharte installierte Birdlife-Vorstandsmitglied Fritz Schärer in Zusammenarbeit mit Wegmann Informatik GmbH im Jahr 2021 eine Webcam. Mit dieser lassen sich die Aktivitäten des dort brütenden Mauerseglerpaars live verfolgen, vom Besetzen des Nests über das Bebrüten der Eier bis zum Füttern der Jungvögel. Bisher konnten die Livebilder nur auf der Website birdlife-brugg.ch angesehen werden. «Eigentlich schade», fand Barbara Iten vom Verein Tourismus Region Brugg, «denn diese Attraktion sollte doch einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.» Gemeinsam mit Fritz Schärer suchte sie ein Schaufenster in der Altstadt, wo die Livebilder der Webcam auf einem Bildschirm für die Passanten sichtbar sind. Sie wurden fündig bei Susanne Käppeli, die an der Hauptstrasse 32 – gegenüber vom «Scharfen Eck» – seit vielen Jahren den Salon Susann’s Hair-Team betreibt. Neben dem Bildschirm finden sich im Schaufenster ausserdem einige spannende Informationen über das Leben der Mauersegler.

Pflegeeltern für Pechvögel
Wenn die Jungvögel flügge sind, was meist zwischen Anfang und Mitte Juli der Fall ist, stürzen sie sich mutig in die Tiefe. Meistens verläuft dieser «Jungfernflug» problemlos, aber es gibt immer wieder Missgeschicke. Zum Beispiel, wenn Jungvögel zu früh ausfliegen oder wenn sie ihre Brutnische unter einem Dach verlassen, weil es ihnen zu heiss wird. Solche auf den Boden stürzende «Pechvögel» sterben, wenn sie nicht vorher von Menschen lebend aufgefunden werden. Mit etwas Glück finden sie den Weg in eine Vogelpflegestation, wo sie gepflegt und aufgefüttert werden.
Da die Brutplätze im Schwarzen Turm und in der Klosterkirche Königsfelden von der Innenseite zugänglich sind, können hier aufgepäppelte Jungvögel unter bestimmten Bedingungen bei «Pflegeeltern» eingesetzt werden. Diese füttern sie wie ihre eigenen Jungen weiter, bis sie ihr notwendiges «Abfluggewicht» erreicht haben und die Chance für einen zweiten Start ins Leben erhalten. Es ist aber auch möglich, einen flüggen Jungvogel von der Hand oder vom ­Boden aus starten zu lassen. Jedoch ist meist viel Geduld gefordert, bis dieser abhebt.
Faszinierend ist dabei der Gedanke, dass der junge Mauersegler von diesem Moment an fast sein ganzes Leben in der Luft fliegend verbringt. Er wird ab Ende Juli mit seinen Artgenossen ins südliche Afrika ziehen, wo er nie einen Fuss auf die Erde setzt. Er sammelt Futter, frisst und schläft im Flug. Erst nach seiner Rückkehr und erst im dritten oder vierten Lebensjahr wird er für einige Wochen an seinem Brutplatz wieder Boden unter den Füssen spüren.