Loslassen lernen, Verbundenheit spüren

Trauerbewältigung ist sehr individuell. Die Trauertreffs des Hospizes Aargau bieten Raum für Begegnung, Austausch und Gemeinschaft.
Andreas Zimmermann, Seelsorger, und Katja Zubler, Mitglied der Geschäftsleitung. (Bild: isp)

Brugg – Abschied nehmen und loslassen ist nicht leicht. Der Tod eines nahestehenden Menschen hinterlässt eine schmerzhafte Lücke und konfrontiert einen unweigerlich mit der eigenen Vergänglichkeit. Trauernde brauchen Zeit und Möglichkeiten, um ihr seelisches Gleichgewicht wiederzufinden. Das Hospiz Aargau organisiert deshalb seit geraumer Zeit sogenannte Trauertreffs. Sie stärken die Betroffenen durch Gemeinschaft, persönliche Gespräche und Austausch.
Ausgebildete Freiwillige begleiten in den bis zu zwei Stunden dauernden Anlässen Personen während ihres Trauerprozesses. Die Treffs finden monatlich oder im 2-Wochen-Rhythmus an acht Standorten im Kanton Aargau statt – auch in Brugg.

Ins Leben zurückfinden
«Interessierte können vorbeikommen und Menschen mit ähnlichen Er­fahrungen kennenlernen», erklärt ­Andreas Zimmermann vom Hospiz Aargau. «Sie können sich gemeinsam auf den Weg des Trauerprozesses ­machen.» Die Treffs sind wertvolle Gelegenheiten, um sich in einem geschützten, mitfühlenden und vertrauensvollen Umfeld auszutauschen, um das Geschehene gemeinsam zu verarbeiten und wieder neuen Mut zu fassen. «Nicht immer ist es der Tod eines nahestehenden Menschen, der belastet», ergänzt Andreas Zimmermann, «auch wer gerade eine schwierige Zeit durchlebt, sei es durch Trennung, Scheidung, den Verlust eines Tieres oder des Arbeitsplatzes, ist bei uns willkommen.»

Im Trauertreff darf man weinen
Der Beginn eines Trauertreffs gestaltet sich an den verschiedenen Orten unterschiedlich: Ein Kerzenritual zur Einstimmung oder ein Impulstext gibt aber in der Anfangsphase allen die Möglichkeit (freiwillig), die eigene Befindlichkeit mit den anderen zu teilen – zu erzählen, was man als Thema mitgebracht hat. Danach kann man sich im gemeinsamen Gespräch austauschen und mitteilen oder nur still zuhören. Im Trauertreff hat alles Platz – auch Tränen. Wer trauert, erlebt viele Gefühle. Manchmal kommt Wut, manchmal Stille. Und manchmal möchte man einfach nur weinen. Das ist vollkommen in Ordnung, schliesslich ist Weinen kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Ausdruck von Liebe, Schmerz und Erinnerung, es kann sich etwas lösen. Es zeigt, dass ein Mensch oder etwas Wichtiges fehlt, manchmal sogar noch nach Jahren. Die Treffs sind unentgeltlich, man freut sich aber über einen bescheidenen Unkostenbeitrag als kleine Spende an das Hospiz.