Mit Volldampf Brugg–Frick retour

Eine schwere Dampflokomotive mit Jahrgang 1917 meldete sich an Pfingsten zum Dienst für Jubiläums-Nostalgiezüge.
Ein Tag im Zeichen der Lokomotiven. (Bild: vt)

Brugg – Am Pfingstwochenende hatte der Bahnpark Brugg wieder seine Tore geöffnet. Im Besonderen feierte man das Jubiläum einer bedeutenden Bahnstrecke der Schweiz. Die teilweise recht kühne Bözberglinie ist 150 Jahre alt geworden und nach wie vor eine Hauptverbindung von Zürich nach Basel. Die 1875 eröffnete Strecke hat Brugg mit dem Fricktal und Basel verbunden und war lebenswichtig für den Güter- und Personenverkehr zwischen dem Mittelland und dem süddeutschen Raum, aber auch generell für die wirtschaftliche Entwicklung in den Regionen. 

Imposante ­Lokomotive
SBB Historic, zusammen mit dem Bahnpark Brugg, offerierte daher am 7. und 8. Juni bewusst als Memorial an diesen zeitgeschichtlichen Kontext Rundfahrten mit der imposanten Güterzug-Gotthard-Dampflokomotive C 5/6 von Brugg nach Frick und wieder zurück. Dabei sorgten zwei speziell ausgebildete und erfahrene Lokführer, der eine als Heizer, der andere als Führer an Regler, Steuerung und Bremse für den reibungslosen Erfolg dieser Bahnfahrt in die Vergangenheit. Im vollbesetzen Zug erlebten die Nostalgiereisenden in drei Dritte-Klasse-Wagen (einen C4, zwei C3 und einen F3-Gepäckwagen) eine entschleunigte Fahrt mit offenen Fenstern und knarrenden Holzbänken. Sie genossen die Atmosphäre vergangener Zeiten und das unverwechselbare Aroma qualmender Dampflokomotiven.

Zweifellos liessen sich Menschen einmal mehr von ihrer absolut analogen Technik und Mechanik faszinieren, und das trotz miesem Pfingstwetter. Vor allem die liebevoll gepflegten Dampfveteranen sorgten für zahlreiches Publikum, das an diesem Feiertag auch eine Eb 3/5 «Habersack» und die elegante Schnellzugsmaschine A 3/5 unter Dampf bewundern konnte.

Die Dampflokomotive C 5/6 bei der Abfahrt in Richtung Brugg. (Bild: vt)

Die grösste Dampflok
Die Lokomotive C 5/6 ist übrigens die grösste und stärkste Dampflok der SBB. Man spricht hier auch von einer Vierzylinder-Heissdampf-Verbundlokomotive. Das heisst, zwei Zylinder sind aussen sichtbar und weitere zwei, im Innern der Maschine, nicht sichtbar.Ein Gleiches gilt für die Triebstangen. In den Jahren 1913 bis 1917 wurden insgesamt 28 Exemplare gebaut und das letzte erst 1968 aus dem Fahrdienst genommen. Es bringt 1190 kW Leistung und als C-Typ eine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h bei Fahrt mit Kessel nach vorne. Bei Fahrt, wie dieses Mal von Brugg nach Frick, mit dem Tender (Kohlewagen) nach vorne sind es nur noch 45 km/h. Damit wird verhindert, dass dem Lokführer und dem Heizer zu viel Kohlestaub um die Ohren fliegt.

Vorgaben der SBB
Einmal abgesehen vom Einheizen der Kessel während der Nacht, galt es, an diesem Tag auch noch andere Vorgaben zu berücksichtigen. Bevor der Nostalgiezug Fahrt aufnahm, musste ein Fahrplan beim sogenannten Trassee-Management der SBB eingereicht werden, welche den Organisatoren dann eine Fahrordnung übergab, an die sie sich zu halten hatten. Darin sind der Streckenverlauf, Kreuzungen, Überholungen und andere Details aufgelistet.Davon wussten aber die Fahrgäste und die zahlreichen Trainspotter vermutlich nichts. Als enthusiastische Betrachter genügte es ihnen, der digitalen Moderne für einen halben Tag entronnen zu sein. Was bleibt, sind intensive Erinnerungen. Bei den älteren Semestern sind es solche an ihre Kindheit, wo Dampfloks noch zum Courant normal gehörten. Daher bitte: Affaire à suivre – unbedingt.