Möwen, Menschen, Magie aus Glas

Zwei Frauen, zwei Hand­schriften, zwei Welten: In der Sommerausstellung trifft ­Acryl auf Glas, Leichtigkeit auf Nachdenklichkeit.
Susanne Brugger Fitze und Elke Delimar im Gemeindehaus. (Bild: isp)

Obersiggenthal – Den Sommer findet man auf vielen ihrer Werke, dabei werden menschliche und tierische Momente gezeigt. «Einige Bilder sollen zum Nachdenken anregen», bemerkt Elke Delimar aus Windisch. Sie ist eine der beiden Künstlerinnen, die anlässlich der Sommerausstellung ihre Arbeiten im Gemeindehaus in Obersiggenthal zeigen dürfen.

Inspiriert vom Leben
«Das Malen war immer schon da, mittlerweile hat es sich zu einer Notwendigkeit entwickelt. Seit etwa zwei, drei Jahren hat sich die Sache weiter intensiviert, und ich gebe nun Künstlerin als meinen Beruf an, obwohl ich etwas anderes gelernt habe», sagt Elke Delimar. Des Weiteren sei Malen eine Form der Kommunikation. Sie teile sich über ihre Bilder mit, und so könne ein Bild auch ohne sie sprechen. Die 58-Jährige beobachtet Menschen und studiert ihre Gesichter. Inspirationen holt sich die Künstlerin dort, wo das Leben pulsiert. So lasse sie sich gern durch Städte treiben, liebe Märkte, Cafés und Konzerte. Elke Delimar schätzt ausserdem die Nähe zum Wasser, das Meer oder ein Seeufer. Manchmal reicht ihr ein Blick aus dem Fenster. Sie mag zudem Vögel. Ein besonderes Faible hat sie für Möwen und Krähen – ihr Verhalten scheint ihr oft frappant menschlich.

Elke Delimar arbeitet überwiegend mit Acrylfarben. Das erlaubt ihr ein rasches Vorgehen oder Übermalen, da die Farbe schnell trocknet. «Früher nahm ich gern Kohle, man kann damit gut  eine Skizze aufreissen, wieder verwischen und ergänzen. Das ewige Schwarz war mir dann aber irgendwann verleidet», sagt Elke Delimar. Heute greift sie beim Skizzieren gern zu Tusche in Kanülen. «Es geht leicht von der Hand, und man muss nicht absetzen, da die Tinte durch den Behälter nachfliesst», so die Künstlerin. Vor einigen Jahren sei das Drucken hinzugekommen. Vor allem Tiefdruck mittels Tetrapack entfalte einen ganz eigenen Charme. 

Grössere Bildformate bevorzugt
Die Kunstschaffende, die zu Hause ein kleines Atelier hat, bevorzugt eindeutig grössere Bildformate, das entspreche eher ihrem Temperament und ihrer Handschrift. Zudem arbeite sie ausschliesslich stehend. «Wenn ich etwas Konkretes im Kopf habe, überlege ich mir, wie ich anfange oder welche Schritte sinnvollerweise nacheinander kommen. Wenn ich dagegen einfach in Schwung kommen möchte, fange ich recht wild und chaotisch damit an, Farbe auf die Leinwand zu spachteln, zu walzen oder zu drucken», erzählt Elke Delimar.

Sie liebt es, Hintergründe zu erstellen. «Bereite ich allerdings eine Druckvorlage vor, muss ich wissen, was ich tue, denn geritzt ist geritzt. Hier gibt es kein Zurück», so Elke Delimar weiter.

Die quirlige Deutsche besucht regelmässig Porträt- oder Aktkurse, um ihr Handwerk zu vertiefen und ihre Kenntnisse zu erweitern. Ausserdem kommt sie so in Kontakt mit Gleichgesinnten, was zusätzlichen Input gibt. Und Elke Delimar gibt zu, dass sie erkannt habe, dass jedes Bild eine Eigendynamik entwickle, und dass es zuweilen nötig sei, den ursprünglichen Plan loszulassen. So entstünden manchmal ausdrucksstarke Arbeiten.

Dem Material Glas verfallen
Die andere Kunstschaffende in der Sommerausstellung ist Susanne Brugger Fitze aus Würenlingen. Ihre Arbeiten sind alle aus Glas. Diesem Material ist sie bereits in jungen Jahren verfallen. «Zuerst habe ich mit Tiffany angefangen und mehrheitlich Lampen hergestellt», verrät Susanne Brugger Fitze, «denn ich mag das äusserst leichte filigrane Material, die Brüchigkeit und gleichzeitig die Festigkeit.» Später versuchte sie sich in Fusingarbeiten und im Perlendrehen. Heute bläst sie Glas.

Als sie einer Kollegin half, einen Haushalt aufzulösen, stiess sie auf einen Brennofen, der keine Verwendung mehr fand. «Seit ich den Ofen habe, kann ich mich noch mehr austoben und verwirklichen», sagt die 68-Jährige erfreut. Wann immer es die Würenlingerin packt, findet man sie im hauseigenen Atelier, das früher einmal als Garage gedacht war. Mehrheitlich arbeite sie am späten Abend, denn sie sei definitiv eine Nachteule. So erstaunt es nicht, dass ihr die besten Ideen für ihre Kunstwerke im Bett einfallen, und zwar kurz vor dem Einschlafen.

Agnes Wüthrich (l.) von der Kulturkommission neben den Künstlerinnen. (Bild: isp)

Die Schale mit dem gewissen ­Etwas
Inspirationen holt sich die Kunstschaffende teilweise an Ausstellungen oder in den sozialen Medien mit Videos anderer Künstler. Sie sei eher chaotisch unterwegs, werkle einfach drauflos und lasse sich vom Prozess leiten. «Und wenn nichts daraus wird, landet es eben im Abfallkübel», verrät Susanne Brugger Fitze tiefenentspannt.

Dann gibt es noch diese eine Schale, welche die zweifache Mutter nie verkaufen würde. Entstanden ist sie in ihrer Anfangszeit des kreativen Wirkens, und eigentlich sei die Schale nicht wirklich gelungen, aber gerade deshalb etwas Besonderes. Sie hat eine Luftblase, die eher als Buckel daherkommt und der Schale das gewisse Etwas verleiht. Inzwischen mutierte die Schale zu einer ganz besonderen Rarität, ausgestellt hat sie sie allerdings noch nie. In der aktuellen Ausstellung findet man viele Glasarbeiten, so unter anderem Vögel, Windlichter, Vasen und einen Glasturm. «Ein Sammelsurium aus meinem langjährigen kreativen Schaffen», sagt ­Susanne Brugger Fitze.

Die Ausstellung, die bis zum 30. September dauert, hat die Kulturkommission Obersiggenthal organisiert, allen voran Agnes Wüthrich und Rita Strebel.

Öffnungszeiten
Montag, Mittwoch, Freitag: 8.30 bis 11.30 Uhr, 13.30 bis 16.30 Uhr
Dienstag: Vormittag geschlossen, 13.30 bis 18 Uhr
Donnerstag: Vormittag geschlossen, 13.30 bis 16.30 Uhr
Gemeindehaus, Obersiggenthal
Landstrasse 134 a, 5415 Nussbaumen