«Musik machen ist 90 Prozent Arbeit»

Seit 30 Jahren arbeitet Levi Bo als selbstständiger Musiklehrer und Unternehmer. Die Musik begleitet ihn aber schon sein ganzes Leben.
Musikunterricht neben der Gitarrensammlung. (Bild: sma)

Gut sichtbar an der Landstrasse in Kirchdorf steht ein Glascontainer mit Instrumenten darin. Sie gehören zum danebenliegenden Geschäft Levi Music. Für den einheimischen Musiker Levi Bo ist es ein besonderes Jahr, denn seit 30 Jahren bietet er als selbstständiger Unternehmer eine Vielzahl von Instrumenten an und unterrichtet Kinder und Erwachsene. «Aber noch länger mache ich natürlich Musik», erzählt der Musiker auf seiner Terrasse im Hinterhof. Das eine sei der Beruf, das andere die Berufung. «70 Prozent Musiker, 30 Prozent Lehrer», sagt Levi Bo mit einem Lächeln.

Das erste Geschäft eröffnete er am 2. Mai 1995 noch in Nussbaumen. Er sei dem Aargau stets treu geblieben, betont der in Rheinfelden geborene Musiker. «Für die ersten Instrumente musste ich mein damaliges Auto verkaufen. Ich habe sehr klein angefangen, und jetzt sind wir hier», erzählt Levi Bo, der stets Unternehmer war. Neben dem Geschäft in Nussbaumen eröffnete er im Badener Kappelerhof die Musikfabrik, die sich im herausfordernden Business mit der neu aufkommenden Konkurrenz aus dem Internet aber nach knapp zehn Jahren geschlagen geben musste.
«Ich hatte früher das Gefühl, dass ich alles verkaufen muss – von der Blockflöte bis zum Flügel, von der Harfe bis zur Tuba», erzählt Levi Bo. Später hat er sich auf Instrumente konzentriert, die man ungern im Netz kauft, wie zum Beispiel handgemachte klassische spanische Gitarren.

Von klein auf
Heute betreibt Levi Bo seine Musikschule im Keller des Wohnhauses in Kirchdorf. «Ich bin hauptsächlich Pianist. Wenn man ein Instrument sehr gut beherrscht, sind die anderen nicht mehr so schwierig zu lernen», erzählt der Musiker. Da man das Klavier jedoch schlecht zum Lagerfeuer mitnehmen konnte, brachte er sich in der Schulzeit selbst das Gitarrenspielen bei.
«Ich habe einige Schüler, die bei mir den ersten Ton gelernt haben und die mittlerweile in verschiedenen Bands spielen. Eine unterrichtet inzwischen sogar selbst. Auf diese Schüler und Schülerinnen bin ich sehr stolz», erzählt Levi Bo im Rückblick. Sich selbst bezeichnet er dabei als durchaus strengen Lehrer, der gut mit den Kindern auskommt. Wer keine Lust habe, könne sich ein anderes Hobby suchen. «Wir brauchen auch die, die zuhören», ergänzt Levi Bo verschmitzt. Am Ende sei Musik 90 Prozent Arbeit und 10 Prozent Talent.
Kurz vor dem Gang auf die Bühne ist die Vorfreude bei Levi Bo heute grösser als das Lampenfieber. Aber wenn er sein alljährliches Weihnachtskonzert mit seinen Schülerinnen und Schülern gibt, ist der erfahrene Musiker dann doch aufgeregt. Die Show für die Eltern gleicht einer Zeugnisvergabe.

Wandervorbilder
Ein anderes Projekt und die Sehnsucht nach der Natur haben Levi Bo in den letzten Jahren immer wieder in die Heimat seiner Eltern gezogen. Mit mehreren Anläufen und inspiriert von Hape Kerkelings Reise auf dem Jakobsweg hat Levi Bo den lykischen Weg im Süden der Türkei gemeistert. Seine Abenteuer hat er in seinem ersten Buch «Levi ist dann mal weg» verarbeitet. Genau drei Jahre später erschien nun die Fortsetzung, weil Levi Bos Weg damals noch nicht zu Ende war.

Das Schreiben eines ganzen Buches sei etwas völlig anderes als das Schreiben von Songtexten. «Das erste Buch habe ich für mich geschrieben. Aber als ich Feedback von den Leuten erhielt, war klar, dass die Geschichte weitergehen muss», erzählt der zweifache Autor. Der knapp 535 Kilometer lange und teilweise gefährliche Pilgerweg führt in abgelegene Bergregionen. Beim ersten Versuch musste Levi Bo nach einem Sturz die Reise abbrechen, beim zweiten Anlauf verhinderten Waldbrände das Weiterkommen. «So habe ich einige Etappen dreimal absolviert. Man kennt mich inzwischen, und mein Buch ist dort überall hinterlegt», berichtet Levi Bo. Inzwischen hat der Musiker in der Schweiz seine erste Lesung hinter sich. Ein Erlebnis, das ihm durchaus gefallen hat, sodass die nächsten Lesungen geplant sind.
Anlässlich des runden Jubiläums blickt Levi Bo ein Stück voraus. Nach der Pensionierung wolle er vielleicht keine Instrumente mehr verkaufen, «aber Musik machen werde ich sicher bis zum letzten Atemzug. Da gibt es nichts anderes», so der Lyriker.