Strohhut, Fussbad, kühler Tee

Wie kommen Betagte gut durch den Hitzesommer? Die Pflegeheime der Region lassen sich etwas einfallen – von feinen Drinks bis zur Poolparty.
Jedes Glas zählt. (Bild: Adobe Stock)

«Als Erstes, wenn wir hereinkommen, bieten wir den Menschen ein Glas Wasser an», sagt Maja Bruggisser von der Spitex Nord Ost Aargau (NOA) in Ehrendingen. «Beim Hinausgehen stellen wir wieder ein Glas hin – oder gleich eine ganze Flasche.» Damit spricht Bruggisser den wohl wichtigsten Punkt an, wenn es um betagte Damen und Herren in der Hitzewelle geht: viel trinken. Am besten ist Wasser, «aber auch Süssgetränke sind in Ordnung, sofern die Betroffenen nicht adipös sind oder an Diabetes erkrankt sind», sagt die seit 14 Jahren bei der Spitex tätige Pflegefachfrau. Also lieber etwas Zuckerhaltiges konsumieren als auf Flüssigkeit verzichten. Besonders viel trinken sollten Menschen, die ausschwemmende Medikamente (sogenannte Diuretika) nehmen, oder Personen, die viel schwitzen.

Der Körper reguliert seine Temperatur über Schweissbildung: Die auf der Haut verdunstende Flüssigkeit kühlt ihn ab. Befindet sich zu wenig Wasser im System, fällt diese Regulation aus. Überhitzung oder Dehydrierung droht. Die Symptome sind ­ähnlich: Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwäche oder Verwirrtheit sind Alarmsignale. Eine drohende Austrocknung lässt sich mit dem Faltentest erkennen, den Bruggisser erklärt: «Bleibt eine Hautfalte am Unterarm nach dem Zusammendrücken stehen, ist Vorsicht geboten.» Dann heisst es trinken, aber nichts Eiskaltes, denn das strengt die Organe ­zusätzlich an. Kalte Umschläge am ­Nacken und an den Handgelenken, wo die Arterien verlaufen, helfen dagegen. Oder «künstliches Schwitzen»: die Haut befeuchten und Luft zufächeln.

Damit es gar nicht so weit kommt, sorgen die Pflegeinstitutionen in der Region für ein attraktives Trinkangebot. Im Alters- und Pflegeheim (APH) Schenkenbergertal gebe es kühlenden Pfefferminztee und «wunderschön ­roten» Hibiskusaufguss, wie die stellvertretende Geschäftsführerin Simone Burger erklärt. Und manchmal kommt ein wenig Strandbarfeeling auf: «Wir geben Crushed Ice mit einem Zitronenschnitz ins Wasser oder in den Sirup», sagt Burger. Im Alterszentrum am ­Buechberg in Fislisbach gibt es dagegen Melonendrink. «Und wir bieten gekühlte Tees an», sagt Thomas Rohrer, Buechberg-Geschäftsführer. Da das Durstgefühl im Alter zurückgehe, sei es wichtig, immer wieder aktiv Trinkangebote zu machen. Und wenn jemand lieber wenig zu sich nimmt, weil er oder sie den häufigen Gang aufs WC scheut? «Dann bieten wir aktiv Unterstützung an, also Begleitung aufs WC», sagt Rohrer.
Nur von Alkohol sollte man die ­Finger lassen, was in Hitzephasen im Übrigen für alle Altersgruppen gilt: ­Alkohol entzieht dem Körper Wasser. «Ausserdem zeigt er im Sommer schneller Wirkung, weil man mehr schwitzt und damit der Wassergehalt des Körpers tiefer ist als üblich», weiss Bruggisser.

Drei goldene Regeln
Auch beim Essen achten die Heime auf Entlastung: Leichtere Kost, stark wasserhaltiges Gemüse wie Gurken oder eine kalte Suppe stehen auf dem Speiseplan. Da man beim Schwitzen Salz verliert, bietet das APH Schenkenber­gertal den Bewohnerinnen und Bewohnern zwischendurch Salzstängeli an. Das allerdings in wohldosierten Mengen – zu viel Salziges wäre wiederum kontraproduktiv.
Und wie schlägt man der Hitze sonst noch ein Schnippchen? «Einkaufen sollte man in den kühlen Morgenstunden», sagt Bruggisser von der Spitex NOA. «Und zwischendurch die Arme unter kaltes Wasser halten.» Im APH Schenkenbergertal haben alle Bewohnenden Strohhüte erhalten, zudem ist eine «Poolparty» in Planung: mit Kinderplanschbecken, die als Fuss­bäder zum Kneippen genutzt werden.
In Sachen hohe Temperaturen ist die Pflege also gewappnet. «Wir beginnen im Mai damit, das Team und die Angehörigen für die heissen Tage zu sensibilisieren», sagt Rohrer vom Alterszen­trum am Buechberg. «Die drei goldenen Regeln sind: Anstrengung vermeiden, Hitze aussperren und Körper kühlen, viel trinken.»