«Ich begann mit einem 20-Liter-Kübeli»

Paul Roduner war früher Fachmann für Marketing und Verkauf. Dann entdeckte er seine Leidenschaft für die Bierbrauerei.
Paul Roduner ist Bierbrauer aus Leidenschaft. (Bild: hl)

Mönthal – Zwar verfügt Mönthal weder über eine Schule noch eine Poststelle noch einen Laden, aber über ein Brauhaus. Paul Roduner betreibt es seit 17 Jahren mit Leidenschaft und hat schon Hunderte Liter Gestensaft produziert.
Der freundliche Bierliebhaber gibt einen Einblick in seine Welt, seine ­Motivation, sein Produkt und seine Unterstützer. Denn trotz seiner 72 Jahre ist er kein bisschen müde. «Obwohl ich Bier schon immer schätzte, dachte ich keinen Moment daran, es selbst herzustellen», erzählt Paul Roduner. «Bis mich vor vielen Jahren ein Kollege für einen Bierbrauerkurs überredete. Ich ging mit wenig Begeisterung hin und kam begeistert wieder hinaus», so der ehemalige Fachmann für Marketing und Verkauf zum Beginn seines Hobbys.
Nach dem Kauf der ersten Hilfsmittel und Zutaten mussten zuerst die Waschküche und dann der Freizeitraum für die ersten Brauschritte ­herhalten. «Ich begann mit einem 20-Liter-Kübeli», erinnert sich der Wahlremiger. «Ich braue sogenannt obergäriges Bier, also solches, das bei rund 20 Grad Celsius hergestellt wird und das während der Gärung keiner Kühlung bedarf, was bei untergärigem Bier notwendig wäre. Ich produziere es bevorzugt im Winterhalbjahr. So entsteht ein fruchtiges, gehaltvolles, stammwürziges Getränk mit 4,8, beim Weihnachtsbier mit gegen 5,8 Volumenprozent Alkohol.»
Bald wurde Paul Roduner auf den aufgelassenen Mönthaler Kindergarten aufmerksam, bei dem alles vorhanden war: ein grosser Eventraum, eine Küche und Platz für die nun grössere Brauanlage. Sowohl für die Gemeinde als auch für den Betreiber der Mikrobrauerei war das eine Win-win-Situation.

Mit dem Braumeister voran
Seither hat der gebürtige Höngger, der mit seiner Frau Evi seit 37 Jahren in Remigen lebt, aufgestockt: Heute steht eine 50-Liter-Braumeister-­Anlage vor Ort, die – sobald er die Zutaten eingefüllt hat, wobei er das Braumalz selbst schrotet – den Herstellungs- und Umwälzvorgang selbstständig vornimmt. Nach der 90-minütigen Siedephase folgt die Gärphase, in der die Hefe das Genusswasser reifen lässt, das während der anschliessenden Lagerzeit von sechs bis acht Wochen zur Vollkommenheit gelangt. «Rezepturen gibt es viele», weiss Paul Roduner. «Selbstverständlich tüftle ich an eigenen Rezepten, gebe dieses Kräutchen oder jenes Gewürz hinzu. Auch bei den Malz- und Hopfensorten – Letztere sorgen für die Bitterstoffe und machen das Bier haltbar – existieren Dutzende von Aromahopfenvarianten.» Damit lasse sich ausgezeichnet spielen. Nur einmal musste Paul Roduner eine Charge wegschütten: Bieressigbakterien hatten ihr Un­wesen getrieben. Zum Schluss füllt das Ehepaar Roduner den Schaumsaft in 3,3-Dezi­liter-Flaschen und verschliesst diese mit Kronenkorken. Oder es verwendet
die beliebten Halbliter-Bügelglas­flaschen. Die Biere werden nicht pasteurisiert und sind etwa ein Jahr haltbar.

Produktion zur 750-Jahr-Feier
Natürlich hat es Paul Roduner gefreut, als ihn die Gemeindeverantwortlichen für die 750-Jahr-Feier von Mönthal im Jahr 2023 um ein spezielles Jubiläumsbier baten. Mit Feuereifer braute er auf der grösseren Anlage eines Kollegen das «Mönthaler Festbier hell». Davon wurden im Verlauf des Jubiläums stattliche 1500 3-Deziliter-Flaschen sowie einige Hektoliter im Offenausschank konsumiert.
«Natürlich kreierten wir eine Festetikette, und ein spezielles Trinkglas wurde von der Gemeinde Mönthal in Auftrag gegeben. Die eigens ausgetüftelte Rezeptur kam gut an, sie war ein toller Erfolg», kommentiert der Fachmann. «Man muss sehr sauber arbeiten. Die Hälfte des Aufwands ist putzen. Schliesslich sind wir offiziell als Bierbrauer registriert und führen die Brauereinummer 357.»
Steuern müsse er selten abliefern, denn für Hobbybrauer liege die Freimenge bei 500 Litern pro Jahr für den Selbstkonsum, erläutert der Brauer.
Seit Jahren bietet das Ehepaar sogenannte Brauplauschtage an, also Kurse für Interessierte. «Die ersten Teilnehmerinnen waren tatsächlich die Mönthaler Landfrauen», erinnert sich Paul Roduner. «Und auch den Familienverein Bözberg durften wir in unsere Kunst einführen.»