Wer will in den Gemeinderat?

Der Gemeinderat von Rüfenach geht bei den Gesamterneuerungswahlen einen eigenen Weg und sucht via Flyer nach Kandidaturen.
Die Verwaltung von Rüfenach sucht Kandidierende für den Gemeinderat. (Bild: zVg)

Es ist ein Problem, das viele kleinere Gemeinden kennen: Ein Mitglied des Gemeinderats tritt zurück, aber niemand rückt nach. Was tun, wenn die Bereitschaft zur politischen Beteilung in der Dorfgemeinschaft eher gering ist und sich schlicht keine valablen Kandidatinnen und Kandidaten für eine Wahl finden lassen? Oft lässt sich im Umfeld des Gremiums am Ende ­jemand überreden. Oder man geht einen weit offensiveren Weg und richtet sich direkt an die Bevölkerung.
Die Gemeinde von Rüfenach hat das getan und im Vorfeld der Gesamterneuerungswahlen vom kommenden Herbst kürzlich einen Aufruf gestartet. Mit einem Flyer unter dem Titel «Setz dich ein! Nimm Platz im Gemeinderat» versucht er, Interessierte für den Gemeinderat zu finden. «Für die Amtsperiode 2026 bis 2029 werden zwei engagierte Persönlichkeiten gesucht, die sich als Gemeinderätin oder Gemeinderat für das Wohl unseres Dorfs einsetzen», so der Wortlaut.

Entspannter Tonfall
Der Tonfall auf dem Flyer ist entspannt. Es wird geduzt. So will die Verwaltung Berührungsängste nehmen und politisch Interessierten aufzeigen, dass die Aufgabe für Normalsterbliche durchaus machbar ist.
Der Jobbeschrieb auf dem Aufruf erinnert ansonsten an eine übliche Stellenausschreibung. Aufgeführt wird, welche Voraussetzungen man mitbringen muss und wo die Erwartungen liegen. Neben einigen konkreten Punkten finden sich Sätze wie «Du willst Neues lernen, hast Durchhaltewillen und bewahrst in Krisensituationen einen kühlen Kopf» oder «Du bist bereit, dich aktiv ins Team einzubringen, und hast gute Führungskompetenzen und gute Kommunikationsfähigkeiten».
Daneben wird die Funktion umschrieben. Grundsätzlich wird von den Kandidierenden die Bereitschaft erwähnt, sich «einige Stunden pro Woche» für die Gemeinde zu engagieren. Man könne dabei eigene Ideen einbringen, mitgestalten und sich für wichtige Themen einsetzen, so die Gemeinde weiter. Die grundlegenden Aufgaben werden mit den Stichworten politische und strategische Führung, Zusammenarbeit mit der Verwaltung und dem Gemeindepersonal, regelmässige Teilnahme an Sitzungen und Veranstaltungen, Leitung oder Mitgliedschaft in Kommissionen, Ausschüssen und Arbeitsgruppen, Kooperation mit anderen kommunalen, regionalen und kantonalen Gremien sowie Vorbereitung, Antragstellung und Vollzug von Beschlüssen der Gemeindeversammlung umschrieben. Und der Gewinn für die Kandidierenden selbst wird auf dem Flyer ebenfalls erwähnt. So heisst es: «Stelle deine Führungsqualitäten unter Beweis und verbessere deine beruflichen Chancen.»

Zuversicht bei der Verwaltung
Zu den Erfolgsaussichten des Aufrufs gibt sich die Gemeindeschreiberin Dagmar Bochsler zuversichtlich: «Ich glaube, es wird sich schon jemand melden», sagt sie auf Anfrage. «Es sind ja zwei Bisherige, die aufhören. Dadurch ergeben sich zwei Vakanzen, und im ersten Wahlgang sind alle wählbar. So kann sich jeder oder jede zur Wahl stellen.» Aber was, wenn niemand kandidiert? «Dann gibt es einen ganz normalen ersten Wahlgang», erklärt Bochsler. «Erst danach käme der Moment, sich zu fragen, wie weiter.»
Wer sich für die Aufgabe im Gemeinderat interessiert, kann bei der Gemeindekanzlei ein Wahlvorschlagsformular verlangen. Auf diesem Formular braucht der oder die Kandidierende dann die Unterschriften von mindestens zehn in der Gemeinde wohnhaften Stimmberechtigten, welche die Kandidatur unterstützen. Das ausgefüllte Formular ist bis spätestens 15. August um 12 Uhr bei der Gemeindeverwaltung einzureichen.