Baden – In der warmen Morgensonne glitzert eine mit Spiegelplättchen besetzte Discokatze neben dem Eingang. Im linken Schaufenster liegen Leuchtbuchstaben neben einem Beistelltisch, im rechten rosa angesprühte Gegenstände: Wählscheibentelefone, ein Plastikdino, eine Trompete. Die Auslage an der Wettingerstrasse 5 in Baden ist eine Wundertüte, und der Laden dahinter birgt so manchen unerwarteten Schatz.
Drinnen wartet Catia Koller, Mitarbeiterin der Inqubator GmbH, die in Otelfingen ihre Werkstatt hat und am Fuss des Schartenfelsen das kleine Ladenlokal betreibt. Hier werden überzählige und ausrangierte Objekte aus dem kreativen Arbeitsfeld des Unternehmens verkauft. Inqubator ist eine Art multikompetente Werkstatt mit Schlosserei, Schreinerei, Malerei, Szenografieabteilung und Planungsbüro. Sie gestaltet Interieurs und Aussenkonstruktionen aller Art: Filmsets, zum Beispiel jenes von «Dällebach Kari», Restauranteinrichtungen, Skulpturen oder Ladenausstattungen. «Wir arbeiten auch für Private, also kleinere Projekte», sagt Catia Koller. «Grundsätzlich gilt: Wir finden für jedes Kostendach eine Lösung.»
Vage Wünsche
Catia Koller ist gelernte Polydesignerin 3D (früher: Dekorationsgestalterin), bildete sich am Schauspielhaus Zürich zur Requisiteurin weiter und sammelte beim Film Erfahrungen im Bereich Szenenbild. «All das kommt jetzt bei meiner Arbeit für Inqubator zusammen», sagt die 39-Jährige und klingt sehr zufrieden. «Es gibt wenig, was ich lieber den ganzen Tag machen würde – ausser vielleicht am Strand liegen und Kokosnüsse essen.»
Die Wettingerin ist oft erste Ansprechperson für die Kundinnen und Kunden. Manchmal hätten die Leute nur einen vagen Wunsch, und sie machten dann Vorschläge zur Umsetzung. Andere kämen mit einer detailgenauen Vorstellung, bei der es nur noch um die Ausführung gehe. So fertigt Inqubator zum Beispiel für einen international renommierten Schweizer Künstler seit Jahren sämtliche Objekte. «Er hat die Idee, wir machen den Rest.» Im Projektalltag ist vielfältiges Wissen gefragt: Welches Material kommt infrage, wo treibt man es auf? Welche Farbe hält der Witterung stand? Und was muss bei der Statik beachtet werden? «Wir sind gut mit Aufträgen ausgelastet», sagt Catia Koller, «aber zuweilen kämpfen wir etwas damit, dass die Leute unserem Wissensgut und der kreativen Denkarbeit keinen finanziellen Wert beimessen wollen. Sie denken, dass wir das alles aus dem Ärmel schütteln.»
Der interne Zusammenhalt im 14-köpfigen Team hilft über schwierige Momente hinweg. «Wir ziehen alle am gleichen Strick und erhalten einen Einheitslohn. Es gibt Projektleiterinnen, aber keinen Chef», so Catia Koller. Sie schätzt es, wechselnde Rollen einzunehmen: «Es ist angenehm, manchmal das Hirn und manchmal die Macherin zu sein.» Frauen und Männer sind im Team gleichgestellt – vielleicht seien die Frauen «manchmal sogar etwas lauter als die Herren», meint Catia Koller schmunzelnd. Auf externen Baustellen koste es sie dagegen nach wie vor viel Energie, dass ihre Expertise in Zweifel gezogen werde, weil sie eine Frau sei. «Oft muss ich dann jemanden anfahren, damit man mich ernst nimmt.»
Im Laden findet man Lampen, Wandverkleidungen, WC-Aufkleber und bunte Fadenvorhänge – um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Ein Tisch ist für Produkte von regionalen Kreativköpfen reserviert, wobei diese ohne Marge verkauft werden. Daneben sind Hocker und Tische aus der hauseigenen Schreinerei ausgestellt; Möbel nach Mass sind ein weiteres Standbein von Inqubator. Mobiliaranfertigungen oder andere Ideen können direkt im Laden besprochen werden. Es lohnt sich aber absichtsfreies Stöbern in den Dingen, «die wir lieber günstig weitergeben, als dass sie im Lager vergessen gehen», wie Catia Koller es ausdrückt. Die Discokatze und die rosa Trompete befinden sich jedenfalls in spannender Gesellschaft.