Aufbruch in ein neues Zeitalter

Die neue RVBW-Direktorin Irina Leutwyler ist fest in der Region verwurzelt und freut sich schon auf die Herausforderungen, die auf sie zukommen.
Irina Leutwyler lenkt seit Anfang August die Geschicke der RVBW. (Bild: sim)

Region – Die Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen (RVBW) sind mit rund 240 Mitarbeitenden ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Noch bedeutsamer sind sie allerdings als Busunternehmen, dass täglich Zehntausende von Passagierinnen und Passagieren in der Region Baden-Wettingen befördert. Das Unternehmen zu leiten, ist nicht zuletzt deshalb eine verantwortungsvolle Aufgabe mit hoher öffentlicher Sichtbarkeit.

Dessen ist sich Irina Leutwyler, die seit dem 1. August offiziell die Geschicke der RVBW leitet, durchaus bewusst. Sie tritt damit in die Fussstapfen von Stefan Kalt, der die RVBW während der letzten 20 Jahre geleitet und kontinuierlich weiterentwickelt hat. Noch während zwei Monaten wird er Irina Leutwyler in ihre neue Stelle einführen, danach geht er in den Ruhestand.

Die Suche nach einer neuen Geschäftsleitung der RVBW startete bereits im Herbst 2024. Aufgrund des geplanten Verkaufs des international tätigen Wettinger Unternehmens ­WESCO AG an die Franke-Gruppe veränderte sich die bisherige Aufgabe der damaligen Geschäftsführerin Irina Leutwyler dahingehend, dass
sie künftig stärker international und weniger regional tätig sein würde.

Da ihr die regionale Verbundenheit für ihre berufliche Tätigkeit besonders wichtig war, begann sie sich nach einer neuen Herausforderung umzusehen. Ihr Interesse an der RVBW
war schnell geweckt – nicht zuletzt, weil sie schon in ihrer Kindheit den Wunsch entwickelte, eines Tages ein Unternehmen zu führen.

RVBW am eigenen Leib erfahren
Just zu dieser Zeit wurde auch die Stelle als Direktorin oder Direktor der RVBW ausgeschrieben, die Irina Leutwyler nicht zuletzt deshalb zusagte, weil die Badenerin in Mellingen aufwuchs und deshalb bereits seit ihrer Kindheit einen Bezug zu dem Unternehmen hat. «In den letzten Jahren war ich ausserdem selbst Nutzerin und bin mit dem Bus nach Wettingen zur Arbeit gefahren.»

Im Hinblick auf den Bau des neuen Busdepots im Segelhof in Dättwil, das dereinst Platz und Infrastruktur für bis zu 100 Elektrobusse bieten soll, kommt ihr neben ihrer langjährigen Führungserfahrung auch ihr technischer Hintergrund zugute. Die diplomierte Elektro- und Wirtschaftsingenieurin hatte bereits bei ABB, Cellpack und STS (Sensor-Technik Sirnach) leitende Positionen inne, bevor sie als Geschäftsleiterin zur WESCO AG wechselte, die auf Lüftungstechnik spezialisiert ist.
Entsprechend freut sich Irina Leutwyler insbesondere auf die technischen Herausforderungen, wovon in den kommenden Jahren einige auf die RVBW zukommen.

Aufbruch in elektrische Zukunft
Neben der Planung und Umsetzung des neuen Busdepots in Dättwil stellt insbesondere der bereits laufende Ausbau der Flotte von Elektrobussen eine Herausforderung dar. Diese sind im Betrieb und in der Wartung deutlich aufwendiger als die bis anhin eingesetzten Dieselbusse. Die Umstellung von Diesel auf Elektrizität bedingt ausserdem den Bau neuer Lade-Infrastruktur auch auf den einzelnen Strecken, der gegenwärtig in vollem Gang ist. «Für uns wird es entscheidend sein, dass wir das neue Busdepot bis Ende 2029 tatsächlich in Betrieb nehmen können», betont die Geschäftsführerin. «Sollte das nicht gelingen, werden wir die Elektrifizierung der Flotte nicht weiter vorantreiben können.»

Doch damit nicht genug: Damit die dereinst 100 Elektrobusse der RVBW auch während kürzeren Stromausfällen zuverlässig operieren können, soll das neue Busdepot über eine grosse PV-Anlage mit entsprechendem Batteriespeicher verfügen. In diesem Zusammenhang hätten bereits erste Gespräche mit dem Energiekonzern AEW stattgefunden, der schon für die verbesserte Netzstabilität eine ähnliche Lösung realisiert hat. «Hier schlägt mein Ingenieuren-Herz natürlich höher», sagt  Irina Leutwyler erfreut.

Das Unternehmen weiter­bringen
Neben den geerbten Projekten sind Irina Leutwyler als RVBW-Direktorin folgende Themen von Bedeutung: «Ich möchte gemeinsam mit dem RVBW-Team den Veränderungsprozess aktiv gestalten – insbesondere im Zusammenhang mit der Elektrifizierung, dem Einsatz neuer digitaler Tools und den aktuellen Innovationen im öffentlichen Verkehr. Damit noch mehr Menschen auf den öffentlichen Verkehr umsteigen, arbeiten wir daran, unser Angebot noch attraktiver zu gestalten.» Gerade der letzte Punkt ist in der Region Baden, die für den Verkehr insgesamt ein Nadelöhr darstellt, von zentraler Bedeutung. Zwar werden die RVBW unter Irina Leutwyler weiterhin darum bemüht sein, zur Entspannung der Verkehrssituation beizutragen. Sie werden das Problem alleine jedoch nicht lösen können, wie die Geschäftsführerin betont.

Neben der Optimierung der Effizienz und Sicherheit im Interesse der Reisenden möchte Irina Leutwyler die hohe Arbeitsplatzzufriedenheit bei den RVBW beibehalten. Und schliesslich hat sich die neue Direktorin, die in ihrer Freizeit gerne Ausflüge mit dem Motorrad unternimmt, zum Ziel gesetzt, der RVBW ein öffentliches Gesicht zu geben. Genau, wie ihr Vorgänger Stefan Kalt es während der letzten zwanzig Jahre tat.