«Es ist schon irgendwie einschüchternd»

Soft Loft haben ihre Wurzeln in Brugg und gelten als eine der aufregendsten Indie-Bands des Landes. Ein Gespräch mit Sängerin Jorina Stamm.
Jorina Stamm ist die Frontfrau von Soft LoftBild: Flavio Leone

Brugg – Soft Loft gehen als Headliner auf Europatournee.

Jorina Stamm, Sie gehen mit Soft Loft im Oktober und Dezember zum ersten Mal als Hauptband auf Europatournee – mit Konzerten unter anderem in Paris, London, Madrid und Amsterdam. Wie ist es zu dieser Tour gekommen?
Unser neuer Tonträger «Modern Roses», eine EP mit sechs Liedern, erschien im April bei der internationalen Indie-Plattenfirma Pias. Fast zeitgleich konnten wir die Zusammenarbeit mit der international tätigen Londoner Booking-Agentur ATC Live für unsere Konzerte in Europa eingehen. Daneben arbeiten wir weiterhin mit der Schweizer Agentur Grundiykommen zusammen.

Sie spielen in diesem Sommer auch an grossen Schweizer Festivals wie am Open Air St. Gallen oder auf dem Gurten. Wie fühlt es sich an, plötzlich auf den grossen Bühnen des Landes zu stehen?
Es ist schon irgendwie einschüchternd, zumindest im ersten Moment, wenn man eine solche Bühne betritt. Man fragt sich, wie man den ganzen Platz füllen will. Aber sobald das ­Konzert beginnt, legt man die Nervosität erstaunlich schnell ab. Und am Ende ist es nur eine weitere Bühne, auf der man seine Musik spielt, ob nun vor wenig oder sehr viel Publikum. In St. Gallen durften wir auf der Hauptbühne spielen, was wunderschön war. Unser Auftritt war am Nachmittag, die Stimmung war bestens, und das Publikum machte mit.

Soft Loft sind vom Musikstil her keine Stadionband, sondern eher feingliedrig und fragil. Nach den ersten Erfahrungen auf sehr grossen Bühnen: Denken Sie, Ihre Musik funktioniert eher in einem intimen Rahmen oder an einem Open-Air-Festival?
Auch wenn wir keine Stadionrockband sind, funktioniert unsere Musik in einem grösseren Rahmen ebenso gut wie in einem kleinen Club. Als leisere Band muss man einfach einen gewissen Mut aufbringen, um die ruhigere Musik auf eine grosse Bühne zu bringen. Grundsätzlich mag ich beide Szenarien, den intimen Rahmen wie die grosse Bühne. Was mir in St. Gallen gefiel, war, dass ich die einzelnen Leute im Publikum weniger wahrnehmen konnte als in einem kleinen Club, wo sie direkt vor mir stehen und ich allen ins Gesicht sehen kann. Es ist eigentlich absurd, aber ich fühle mich auf einer grossen Bühne weniger beobachtet, weil ich die einzelnen Gesichter nicht so gut lesen kann.

Im Raum Brugg sind Soft Loft schon seit Jahren bekannt. Bild: zVg


Sie haben Ihre neue Plattenfirma Pias erwähnt – ein durchaus grosses und bedeutendes internationales Indielabel. Wie kam es zu dieser ­Zusammenarbeit?
Die Leute von Pias kamen von sich aus auf uns zu, nachdem sie unser erstes Album «The Party And The Mess» gehört hatten. Wir trafen uns an einigen unserer Konzerte, wo wir sie kennenlernen konnten. Die Treffen fühlten sich für beide Seiten sehr gut an, sodass wir nach längeren Verhandlungen einen Vertrag über die aktuelle EP und zwei Alben unterschrieben.

Das klingt sehr vielversprechend. Träumen Sie insgeheim von einer Profikarriere?
Auf jeden Fall. Wie bei den meisten Bands ist es unser Traum, uns selbst und unser Team irgendwann fair für die Musik entlöhnen zu können. Das würde bedeuten, dass wir noch eine Stufe professioneller werden müssen und noch eine Stufe grösser. Im Moment sieht es diesbezüglich gar nicht schlecht aus, aber wir wissen, dass es viel Geduld und Arbeit auf diesem Weg braucht.

Sind die fünf Bandmitglieder alle noch anderweitig berufstätig?

Ja, ich selbst bin zum Beispiel Lehrerin in Dietikon für die Stufen Kindergarten und 2. Klasse Primar. Aber wir alle haben unsere Pensen im vergangenen Jahr auf rund 40 Prozent reduzieren können, um uns mehr auf die Musik zu fokussieren. Und für die Tournee im Oktober und Dezember mussten wir alle unbezahlten Urlaub nehmen. Wir freuen uns schon sehr darauf.