Preis für Naturwerkstatt Eriwis

Die Naturwerkstatt Eriwis überzeugt die Sophie-und-Karl-Binding-Stiftung und ­gewinnt den gleichnamigen Preis für Biodiversität 2025.
Die Landschaftsarchitekten Victor Condrau (im Bild) und Elisabeth Dürig setzen auf Biodiversität. (Bild: nb)

Schinznach-Dorf – Das diesjährige Motto «Biodiversität und Gesundheit» traf der Verein Naturwerkstatt Eriwis in Schinznach-Dorf gut. Der Binding Preis ist mit 100 000 Frankenin die schweizweit höchstdotierte Auszeichnung für Naturschutz. Passend zum Jahresmotto pflegt und bewirtschaftet die Naturwerkstatt Eriwis einen Arzneigarten an etwa 120 verschiedenen Arten. Ein Ort, wo Biodiversität und Gesundheit Hand in Hand gehen. Mit dem rasanten Fortschritt in der Schulmedizin, die nur selten auf natürliche Produkte setzt, geriet die heilende Wirkung von Pflanzen in den letzten Jahrzehnten zunehmend in Vergessenheit. Die Naturwerkstatt will dazu beitragen, dieses Kulturerbe zu bewahren. Sie ist aber nicht nur für ihren Arzneigarten bekannt, sie fördert auch die Biodiversität auf einer grösseren Ebene.
Mit etwa einem Dutzend Naturräumen wird versucht, dass die über 100 Wildbienenarten, bis zu 30 verschiedenen Vogelarten und viele weitere Tier-, Insekten- und Pflanzenarten einen Lebensraum erhalten. 

Tongrube wird zur Naturwerkstatt
2006 entdeckten die Landschaftsarchitekten Victor Condrau und Elisabeth Dürig die Tongrube Eriwis und erkannten sofort das Potenzial für Biodiversität und Erholung. Nach kurzer Zeit initiierten sie die Gründung des Vereins Naturwerkstatt Eriwis, um dann mithilfe von Zivildienstleistenden Pflegeeinsätze zu erbringen. Die grosse Fläche, insgesamt rund 135 000 Quadratmeter, kauften sie Anfang 2016 gemeinsam mit Birdlife Aargau. Weitere Projekte organisiert Eri­wis mit dem Kanton Aargau, Abteilung für Landschaft und Gewässer, und dem Jurapark Aargau, in dem der Verein Mitglied ist. Wenn man aber von der Vereinsebene auf die nationale oder internationale Ebene blickt, sieht die Tendenz im Bereich Biodiversität eher schlecht aus.

Kontroverse Initiative
Am 22. September 2024 wurde die Volksinitiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft» (Biodiversitätsinitiative) mit rund 63 Prozent klar abgelehnt. So ein klares Nein wird oft mit einer starken Gegenkampagne in Verbindung gebracht. Auf der einen Seite sagten der Bund sowie eine Mehrheit der Parteien, dass die Initiative zu weit ginge und schon viel für die Biodiversität gemacht werde. Auf der anderen Seite standen Parteien wie die Grünen und die Linken, die mit der momentanen Entwicklung der Artenvielfalt nicht zufrieden sind.

Realität ist, dass die Biodiversität in der Schweiz stark unter Druck steht. Es gibt einzelne Fördermassnahmen, diese zeigen aber oft nur lokal Wirkung, generell nimmt die Artenvielfalt ab. Ungefähr ein Drittel aller Arten und etwa die Hälfte der Lebensraumtypen der Schweiz sind gefährdet.

Trotzdem klingt Victor Condrau positiv: «Man muss optimistisch bleiben, aber mehr Einsatz ist dringend nötig.» Ganz in diesem Sinne werden in der Eriwis laufend Pflege- und Aufwertungsmassnahmen mit Zivildienstleistenden und Birdlife Aargau realisiert. Der Verein sagt, dass die Sensibilisierung von Privaten und Gemeinden sehr wichtig sei, damit sich ein breites Bewusstsein für die Biodiversität entwickle, ob nun für die Artenvielfalt oder die Gesundheit der Menschen.