Baden – Zu den schönsten Parkanlagen unserer Dorf- und Stadtkerne zählen die Friedhöfe. Mehr und mehr werden sie zu Orten, die nicht mehr für ihren ursprünglichen Zweck genutzt werden. Die einst Gottesäcker oder Rosengärten genannten letzten Ruhestätten sind an die Peripherie der Gemeinden gewandert – so auch in Wettingen, wo 1973 der neue Friedhof Brunnenwiese samt Kirche eingeweiht wurde. Wie aber soll der alte Friedhof St. Sebastian – in dem 2036 die letzten Grabräumungen anstehen – umgenutzt und umgestaltet werden?
Gemeinderätin Kirsten Ernst – für das Thema zuständig – betont, dass ihr ein respektvoller Umgang mit dem alten Friedhof wichtig sei, «was im Rahmen der öffentlichen Mitwirkung allseitig geschätzt wurde». In diesem Zusammenhang: Wie auf allen Friedhöfen gibt es im St. Sebastian eine grössere Zahl künstlerisch und historisch wertvoller Grabdenkmäler. Diese bleiben auch nach der Aufhebung des Friedhofs erhalten und erinnern für immer an die ursprüngliche Funktion des Parks. «Ziel ist es», sagt Kirsten Ernst, «einen hochwertigen Freiraum zu schaffen, der ökologische Aufwertung, Spielmöglichkeiten sowie Erholungsflächen für die Bevölkerung verbindet.»
«Friedhofsschulhaus»
In der auf die Partizipation folgenden Studie wurde der Umfang des Projektgebiets auf den angrenzenden Lindenplatz und das dortige Schulhaus erweitert. Dieses stammt aus dem Jahr 1808. Davor fand der Unterricht im Kloster und sporadisch in Wohnhäusern statt. Das bisher als «Friedhofschulhaus» bezeichnete Gebäude heisst neu «Haus am Lindenplatz». Mit diesem Namen solle die für alle offene Nutzung unterstrichen werden, sagt Gemeinderat Philippe Rey. Er ist für die Bereiche Gesellschaft, Kultur und Sport zuständig.
Das ehemalige Schulhaus steht seit 2022 im Sinne eines Versuchsbetriebs für Vereine, für Tagungen und die Volkshochschule offen. «Eine Erfolgsgeschichte», sagt Philippe Rey erfreut. «Wir sind ausgebucht, das Projekt ist zum Selbstläufer geworden.»
Leider ist die Gebäudestruktur alt. «Der Sanierungsbedarf ist hoch und das Haus nicht hindernisfrei zugänglich», stellt Gemeinderat und Hochbauvorsteher Martin Egloff fest. Vorgesehen ist, die Haustechnik und die Elektroinstallationen zu ersetzen. Die bestehenden Elektrospeicheröfen weichen einem neuen Heizsystem mit einem nicht fossilen Energieträger. Die Fenster bekommen Isolierverglasung, und der Dachstock wird gedämmt und ausgebaut.
Im Kontext zum Friedhof, zur geplanten Aufwertung des Lindenplatzes und zum Hochwasserschutzprojekt Dorfbach werde das Haus zum zentralen Element einer öffentlichen Parkanlage. Zu diesem Zweck erhält das Gebäude einen neuen barrierefreien Zugang mit Lift. Geplant ist zudem eine Buvette für Aktivitäten auf dem Lindenplatz. Während dem Einwohnerrat die Studie Friedhof zur Kenntnisnahme vorgelegt wird, geht es bei der Sanierung des Hauses um Geld und somit um einen Kreditantrag in Höhe von 2,93 Millionen Franken.
Neuauflage der Klosterspiele
Geld benötigt der Gemeinderat zudem für das Jubiläum «800 Jahre Kloster Wettingen», das 2027 stattfindet. Gefeiert wird dieses im Rahmen eines kantonalen Klosterjahres, da gleichzeitig Muri das 1000-Jahr-Jubiläum begeht. Laut Gemeinderat Philippe Rey wird das Klosterjahr «einerseits die Klostergeschichte vermitteln, aber auch einen Bezug zur Gegenwart und Publizität für die Standorte schaffen».
Unter Einbezug diverser Akteurinnen und Akteure auf der Klosterhalbinsel sollen in Wettingen über das ganze Jahr verteilt verschiedene Veranstaltungen stattfinden. Philippe Rey denkt an 30 bis 60 über das Jahr verteilte Anlässe, zu denen eine Neuauflage des Klosterspiels gehört. Für die Vorbereitung und die Planung der Anlässe wird dem Einwohnerrat ein Kreditbegehren in Höhe von 150 000 Franken unterbreitet.