Das Schulhaus ist auch ein Kraftwerk

Die Innen- und Aussenrenovation des Lindhofschulhauses in Hausen ist abgeschlossen. Das neue Sonnenkollektorendach liefert Strom.
Das sanierte Lindhofschulhaus hat eine besser isolierte Fassade und ein neues Solardach. (Bild: hpw)

Hausen – Schulhäuser sind in übertragenem Sinne auch Kraftwerke, nämlich Energieträger der Bildung. Diesen Anspruch erfüllt das Lindhofschulhaus in Hausen seit 68 Jahren. Aber jetzt ist es daneben noch zu einer wortwörtlichen Energiequelle geworden: Es produziert Strom. Bei der soeben beendeten umfassenden Innen- und Aussensanierung wurde das Ziegeldach durch ein komplettes Solardach ersetzt. Die 271 Solarmodule auf einer Gesamtfläche von 393 Quadratmetern versprechen eine Leistung von 72 000 Kilowattstunden. Das könnte den Strombedarf von 20 3½-Zimmer-Wohnungen decken.
Die Schulhaussanierung ist ein Musterbeispiel für eine zeitgemässe Werterhaltungsstrategie. Davon konnte man sich am letzten Freitag anlässlich einer kleinen Feier und Gebäudebesichtigung überzeugen. Kurt Schneider, Gemeinderat (Ressortchef des Bauwesens), und der Architekt Reto Burri betonten, es sei das Ziel gewesen, eine an sich gute alte Bausubstanz für weitere Jahrzehnte zu ertüchtigen und auf moderne Bedürfnisse auszurichten – aber ebenso die typischen Gebäudemerkmale zu erhalten. Die Sanierungskosten waren auf brutto zwei Millionen Franken veranschlagt. Energetische Verbesserungen standen im Vordergrund.
So wurde der Dachraum isoliert, wurden die Fassaden mit einer 22 Zentimeter dicken Aussenwärmedämmerung erneuert und die Fenster durch eine dreifache Insolierverglasung ersetzt. Ausgewechselt wurden zudem die WC-Anlagen, die Wasser- und Abwasserleitungen sowie die elektrischen Einrichtungen samt der Beleuchtung in den Gängen und Klassenzimmern. Weitere Massnahmen galten der Verstärkung der Erdbeben- sowie der Brandschutzsicherheit. In Anlehnung an den Schulhausnamen bekamen die Schulräume zum Teil lindengrüne Wandanstriche. Sie schaffen eine freundlich-warme Atmosphäre.

Ausrichtung auf die Zukunft
Ursprünglich plante der Gemeinderat von Hausen, die erneuerungsbedürftige Gasheizung, die das Lindhofschulhaus, das Gemeindehaus und das Meyerschulhaus mit Wärme versorgt, durch eine Holzpelletheizung zu ersetzen. Hingegen wollte er aus Rücksichtnahme auf die hohe Gemeindeverschuldung auf eine Photovoltaikanlage verzichten. Doch die Gemeindeversammlung traf im November 2023 zwei Korrekturentscheide. Sie beschloss eine Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsprüfung für ein Solardach und den vorläufigen Verzicht auf den Heizungsersatz, um die Entwicklung eines Fernwärmeprojekts auf dem Reichhold-Campus abzuwarten.
Der Gemeinderat erfüllte diesen Auftrag und legte im Juni 2024 ein Photovoltaikprojekt mit einem zusätzlichen Kredit von 473 000 Franken vor, dem die Gemeindeversammlung fast einhellig zustimmte. Nach den Plänen des einheimischen Spezialisten Reto Miloni wurde auf der südlichen und der nördlichen Dachhälfte eine Photovoltaik-Indachanlage anstelle der Ziegel konzipiert. Sie fügt sich problemlos in die Umgebung ein. Zur Optimierung ihrer Leistung wurden zwei, drei inzwischen hoch­gewachsene Bäume auf der Schulhaussüdseite gefällt.

Und die Sonnenuhr?
Bei der Sanierung bereitete dem Gemeinderat und den Planern neben technischen Kniffligkeiten ein künstlerisches Problem etwas Kopfzerbrechen. Auf der Westseite des Lindhofschulhauses prangte von Anfang an ein Bild mit Sonnenuhr des Brugger Malers Otto Kälin. Aber die neue Fassadendämmung überdeckte das Kunstwerk. Was tun? Den Wandschmuck verschwinden lassen? Ja und nein, lautete die Lösung. Das original Sgraffito wurde abgedeckt und von den Isolierplatten überdeckt, aber es entstand als originalgetreue Kopie wieder auf der neuen Fassade, aus­geführt von den Lenzburger Restauratorinnen Ina Link und Anita Filli. An der neuen Hauswand kommt das Bild wieder sehr schön zur Geltung. Es stellt symbolisch den Tagesablauf dar mit tag- und nachtaktiven Tieren oberhalb und unterhalb des «Ziffernblatts», an dem der Schatten des Uhrenstabs auf die richtige Stunde fällt.
Die Schülerinnen und Schüler umrahmten die kleine offizielle Einweihungsfeier mit Liedern. Von den anwesenden Behördenmitgliedern, Baufachleuten und Gästen erinnerten sich einige, im Lindhofschulhaus einst selbst die Schulbank gedrückt zu ­haben, zum Beispiel der ausführende Architekt Reto Burri sowie der Präsident des Aargauer Heimatschutzes und ehemalige Brugger Stadtrat Christoph Brun.