Kläranlage setzt auf Solarstrom

Der Abwasserverband Region Baden Wettingen präsentierte in Turgi seine neue Photo­voltaikanlage und sprach über kommende Projekte.
Philippe Ramseier und ABW-Geschäftsführer Thomas Schluep. (Bild: zvVg)

Turgi – Der Abwasserverband Region Baden Wettingen (ABW) hat auf seiner Kläranlage (ARA) im Turgemer Laufäcker eine Photovoltaikanlage in Betrieb genommen. Seit dem 4. Juli ist die Anlage am Netz. Sie ist fast so gross wie ein halbes Fussballfeld und wurde am 14. August im Beisein von Behörden und den beteiligten Planungs- und Bauunternehmen eingeweiht. Nach einer halbstündigen Präsentation in den Räumlichkeiten der ARA zog es die Gäste nach draussen vor die Anlage.

Die knapp 3000 Quadratmeter grosse Solaranlage funktioniert als Dach über den Vor- und Regenklär­becken, was das Wachstum von Algen im zu reinigenden Abwasser minimiert. Die insgesamt 1152 Solarpanels sind auf einem Stahlgerüst montiert und dürften an die 500 Megawattstunden (MWh) Strom pro Jahr produzieren, womit etwa 150 Haushalte versorgt werden könnten. Effektiv kommt man auf eine Leistung von 486 MWh.

Die ARA Laufäcker nutzt den Solarstrom aber selbst und kann damit ein Viertel ihres Jahresbedarfs abdecken. Für die Eigennutzung können rund 70 Prozent des produzierten Stroms verwendet werden, der Rest wird ­wieder in das Netz gespeist. Das ist vor allem in den Sommermonaten der Fall, wenn tagsüber die Produktion den Bedarf übersteigt. Genau das war auch an jenem heissen Donnerstag der Fall, wie Verbandspräsident ­Philippe Ramseier erfreut anmerkte. Bei der Ansprache kamen neben ihm und ABW-Geschäftsführer Thomas Schluep alle beteiligten Bau- und Technikunternehmen zu Wort.

Lange Lebensdauer
Nach den ersten Abklärungen 2022 stand noch ein faltbares Solardach im Vordergrund, wie sie in anderen Kläranlagen vorkommen. Bewegliche Solarpanels haben den Vorteil, dass sie bei Hagel und Schnee eingefahren werden können. «Unsere technische Kommission hat einen Variantenvergleich gemacht und ist zu dem Schluss gekommen, dass fest verbaute Panels für unsere Gegebenheiten geeigneter sind», sagt Philippe Ramseier. Bei etwa gleich hohen Investitionskosten sei der Stromertrag einer fixen Anlage besser, allfällige Ausfälle wegen Schneebedeckung einberechnet. Zudem gehe man von einer deutlich längeren Lebensdauer aus.

Ein Blick auf die Enthüllung vor Ort. Am Mikrofon: Philippe Ramseier. (Bild: sma)


Investiert hat der ABW nach Abzug von Förderbeiträgen rund 1,35 Millionen Franken. Der 2024 vom Verbandsvorstand gesprochene Kredit von 1,91 Millionen Franken wird demnach deutlich unterschritten.
Ein kleiner Teil der Investitionskosten fällt besonders ins Auge. Entlang der seitlichen Dachkanten mit einer Spannweite von stattlichen 35 Metern ist ein Schriftzug angebracht: Nachhaltige Solarkraft für sauberes Wasser. Die Botschaft soll von der Bahnstrecke Baden–Turgi aus gut sichtbar sein. Eine Alternative zur populären Zähleruhr, die den vor Ort produzierten Strom darstellt.
Selbstversorgung und Nachhaltigkeit seien ein Gebot der Stunde, sagt Philippe Ramseier. «Die Solaranlage war eine persönliche Herzensangelegenheit von mir.» Dementsprechend liess er es sich nicht nehmen, selbst auf das neue Solardach zu steigen, um sich an der Enthüllung des Schriftzugs zu beteiligen.

Netto-Null
2022 wurde auf der damals sanierten Schlammlagerhalle eine erste Photovoltaikanlage installiert, die seither zuverlässig in Betrieb ist. Ein Startschuss auf dem Weg zum Netto-Null-Ziel im Jahr 2050. Mit der zweiten ­Solaranlage geht der ABW einen weiteren Schritt in Richtung Klimaziele des Bundes. «Wir sind bereit», hiess es vor Ort. Weitere Projekte bis zum Ende des Jahrzehnts in Sachen Gewässerschutz und Reduktion von Treibhausgasemissionen seien in Planung.
Die grössten Vorhaben der kommenden Jahre sind der Ausbau der ­biologischen Reinigungsstufe und
die räumliche Verlegung der Klär-schlammfaulung, um dem Ausbau der benachbarten Kehrichtverwertungsanlage Platz zu machen. Schon jetzt sei man bei der Reinigung aufgrund des Bevölkerungswachstums am Limit. Mit dem Ausbau möchte man die Anlage fit für die kommenden 25 Jahre machen.