Meilenstein für Fahrdienst

15 000 Mal MiA-Support auf vier Rädern – einsteigen, ans Ziel gefahren werden und wieder nach Hause. Einfach und doch wertvoll.
Kurt Hochreutener, Leiter Fahrer MiA, überreicht Liselotte Dingeldein einen ­Blumenstrauss. Es ist die 15 000. Fahrt, die MiA durchführt. (Bild: isp)

Obersiggenthal – Es war ein gewöhnlicher Freitagmorgen, der 22. August, und doch ein ganz besonderer Tag für den Verein Mobil im Alter (MiA) Obersiggenthal. Denn an diesem Tag wurde die 15 000. Fahrt seit der Gründung des Freiwilligenfahrdiensts im Jahr 2013 durch­geführt.

Pünktlich hielt das Auto einer der 25 ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer vor einem Reihenhäuschen in Kirchdorf bei Liselotte Dingeldein. Die 93-Jährige, die an diesem Vormittag zum Arzt begleitet werden sollte, wurde mit einem freundlichen Lächeln begrüsst. Ruhig und geduldig half Fahrer Hans-Jakob Lüthi (79) der Seniorin beim Einsteigen, und schon ging es los. «Ich bin so dankbar für diesen Dienst», meinte Liselotte Dingeldein unterwegs, «sonst müsste ich jemanden aus meinem privaten Umfeld damit beauftragen, und das möchte ich nicht.»

Die Fahrt führte zur Praxis nach Baden in die Nähe des Bahnhofs. Vor der Tür stieg Hans-Jakob Lüthi aus, begleitete Liselotte Dingeldein bis ins Wartezimmer und wartete, bis der Arztbesuch beendet war. «Unsere Aufgabe ist nicht nur das Fahren», erzählt Hans-Jakob Lüthi engagiert, «sondern auch das Begleiten, denn wir möchten, dass sich die Menschen sicher und gut aufgehoben fühlen.» Eine Stunde später sass die Seniorin wieder im Wagen. Auf dem Heimweg wurde gelacht, über alte Zeiten erzählt und darüber gesprochen, wie wertvoll es sei, in einer Gemeinde zu leben, in der man aufeinander schaue. Zu Hause half Hans-Jakob Lüthi der Pensionärin beim Aussteigen, und als Liselotte Dingeldein die Fahrtkosten bar beglichen hatte, verabschiedeten sich die beiden. 

Gelebte Solidarität mit jeder Fahrt
Für Hans-Jakob Lüthi war es eine Fahrt wie viele andere auch. Der Kirchdorfer ist Gründungsmitglied von MiA. Seit zwölf Jahren ist der ehemalige ETH-Professor ehrenamtlich im Einsatz. Für den Verein hingegen war dieser heutige Auftrag aussergewöhnlich: Es war die 15 000. Fahrt seit Bestehen von MiA Obersiggen­thal.

«Dass wir so viele Einsätze zählen dürfen, zeigt den grossen Bedarf, aber ebenso die enorme Einsatzbereitschaft unserer Freiwilligen», betont Kurt Hochreutener, Leiter Fahrer. «Jede einzelne Fahrt steht für Menschlichkeit und gelebte Solidarität.» Hans-Jakob Lüthi selbst schätzt den Austausch mit den vielen Fahrgästen und gibt zu: «Ich schenke Zeit, und ich stelle fest, dass ich viel mehr Geduld im Kontakt mit meinen Kundinnen und Kunden habe als mit meiner eigenen Frau.» Zudem findet der Pensionär, dass er viel von seinen Fahrgästen profitieren könne, so zum Beispiel was den Lernprozess des eigenen Alterns betreffe. 

«Es macht Freude, Teil dieses Projekts zu sein» 
Im vergangenen Jahr wurden über 1700 Fahrten durchgeführt. Dabei unterstützen die Fahrerinnen und Fahrer nicht nur Seniorinnen und Senioren, sondern auch Personen, die vorübergehend in ihrer Mobilität eingeschränkt sind – zum Beispiel nach einer Operation oder Krankheit. Das Prinzip ist stets gleich: abholen, begleiten, warten, wieder nach Hause bringen. Ein verlässlicher Ablauf, der für viele Menschen in der Region jedoch unbezahlbar ist. Die 15 000. Fahrt war also mehr als nur ein symbolischer Meilenstein. Sie war ein Beispiel dafür, wie einfach und wirkungsvoll Nachbarschaftshilfe sein kann, wenn Menschen Zeit schenken und Verantwortung übernehmen. «Es macht Freude, Teil dieses Projekts zu sein», ergänzt Hans-Jakob Lüthi. «Wir spüren immer wieder: Für unsere Fahrgäste bedeutet das viel mehr als nur ein Transport von A nach B.»