Erfreulich viele Windischerinnen und Windischer wollten sich ein Bild von den Kandidaten für den Gemeinderat machen: Deutlich über 100 Personen füllten die Aula des Chapf-Schulhauses. Eingeladen und den Anlass organisiert hatte die Mitte-Partei Windisch, und so war es deren Präsidentin Elsbeth Hofmänner, die mit einem Grusswort den Abend eröffnete.
Moderator Mathias Küng, langjähriger Aargau-Berichterstatter bei der AZ, forderte die Kandidaten zu einer einleitenden Vorstellungsrunde auf. Der Bisherige Reto Candinas (SP) hob seine Erfahrung als Raumplaner hervor, die ihm im Ressort Planung und Bau zugutekommt. Luzia Capanni (SP), Grossrätin, stellte sich als durch und durch politischer Mensch vor. Daniel Brassel (EVP) sucht als gegenwärtiger Einwohnerratspräsident den Perspektivenwechsel in die Exekutive. Philipp Umbricht (FDP) äusserte sich ähnlich, verwies aber auch auf seine grosse Führungserfahrung. Anita Bruderer (FDP, bisher) möchte – dann als Amtsälteste – ihre angefangene Arbeit im Gemeinderat weiterführen. Werner Rupp (SVP) sieht sich als Gegengewicht zu den allzu vielen Studierten im Gemeinderat. Heike Bauer Brösamle (GLP) unterstrich ihr Interesse an kommunalen Dingen mit dem Hinweis auf ihre vielfältige Mitarbeit in der Gemeinde, und Patrick Gloor (Mitte) hob seine Erfahrung hervor, die er als Notar vor allem in Baurechtsfragen aufweisen kann.
Dann der Eklat. Die grossformatigen Wahlplakate von Luzia Capanni und Heike Bauer Brösamle machten plötzlich schlapp, gingen förmlich in die Knie. Es wäre höchst verwerflich, wenn man daraus symbolische Rückschlüsse auf die Abgebildeten ziehen würde.
Der schnöde Mammon
Eine erste Fragerunde fokussierte auf das Dauerthema Finanzen. Umbricht meinte, man müsse sich eventuell in Verzicht üben: «Campussaal, Schwimmbad.» Brassel verwies gleich wie Candinas auf die immer weiter steigenden gebundenen Ausgaben, die vom Gemeinderat nicht beeinflusst werden können.
Bruderer will den Ausbau der verschiedenen Entwicklungsgebiete zügig vorantreiben – «und eine gute Durchmischung anstreben» (Bauer Brösamle). Rupp wünscht sich mit Blick auf kommende Steuereinnahmen Wohnungen mit hohem Standard, gibt aber zu bedenken, dass mehr Leute unweigerlich zu mehr Kosten für die Gemeinde führen. Gloor empfiehlt, schlankere Alternativen zu prüfen, und er wünscht sich für Windisch vermehrt Treffpunkte und Begegnungszonen. Capanni möchte einen faireren Kostenausgleich mit dem Kanton anstreben.
Betreuung und Pflege
Weitgehende Einigkeit gab es bei der Thematik Betreuungsangebote für pflegebedürftige Menschen. Sinngemäss äusserten sich alle Kandidaten zu zwei Schwerpunkten. Einerseits betonten sie die Bedeutung von Alterswohnungen, in denen Senioren und Seniorinnen möglichst lang selbstbestimmt leben können. Andererseits wurde eine vermehrte finanzielle Beteiligung jener Gemeinden gefordert, die pflegebedürftige Personen nach Windisch überweisen.
Die Aktualität gebot, dass als dritte Thematik über die Sicherheit gesprochen wurde. «Sicherheit ist ein relatives Gefühl – Suchtkranke können Angst machen», sagte Candinas. «Videoüberwachung ist problematisch und teuer. Die Polizei müsste aktiv werden, nicht private Sicherheitsfirmen», erklärte Capanni. «Sicherheit ist wichtig. Der Kanton müsste sich vermehrt engagieren», befand Gloor. «Die nach den jüngsten Massnahmen leeren Plätze sollten belebt und so neu erfahrbar werden», sagte Bauer Brösamle. Brassel erläuterte: «Repressive Massnahmen allein genügen nicht.» Und Umbricht ergänzte: «Das Ziel muss sein, die Suchtkranken zu therapieren.»
Der Gemeindeverband müsste die Massnahmen vermehrt mittragen, sagte Bruderer zu dem Thema. «Im Aargau kommt auf 700 Personen gerade mal ein Polizist. Das ist viel zu wenig», erklärte Capanni. Und drastisch äusserte sich Rupp: «Der Ist-Zustand ist schlecht. Es gibt nur eines: Die Süchtigen anhalten, verhaften, einsperren. Nur dann gibt es Fortschritte.»
Apropos Schritte: Philipp Umbricht tauchte kurzzeitig hinter dem Podium ab, konnte zum Glück aber noch aufgefangen werden. Ganz sicher wollte er sich nicht französisch verabschieden. Vielmehr ist anzunehmen, dass er sich mit gebührendem Abstand einen Überblick über die Geschehnisse zu verschaffen suchte.
Der Abend schloss mit einigen wenigen Fragen aus der Versammlungsmitte, unter anderem zur geplanten Zentrumsumfahrung, und mit einem weiteren intensiven Gedankenaustausch beim anschliessenden Apéro.