Der Wert der Biene für die Landwirte

Kanton und Trägerschaft präsentierten auf dem Endinger Föhrenhof die Ergebnisse eines achtjährigen Biodiversitätsprojekts.
Beatrix Vonlanthen, Agrofutura, und Karin Keller auf der Apfelplantage. (Bilder: sma)

Endingen – Am 17. September luden der Verband Aargauischer Bienenzüchtervereine, der Bauernverband Aargau sowie der Kanton (Abteilung Landschaft und Gewässer) zum Medienanlass nach Endingen. Acht Jahre lang wurden im Rahmen eines Projekts Massnahmen ausprobiert, mit denen die landwirtschaftliche Bewirtschaftung bienenfreundlicher gestaltet werden kann. Der Föhrenhof der Familie Keller, der malerisch oberhalb von Endingen liegt, war einer der landwirtschaftlichen Betriebe, die sich am Projekt beteiligten. Die 14,5 Hektar werden für die Pferdehaltung und den Obstanbau genutzt. So war das Bienenhaus direkt neben der Apfelplantage platziert. Insgesamt waren am «Ressourcenprojekt bienenfreundliche Landwirtschaft» etwa 340 Landwirtinnen und Landwirte sowie 260 Imkerinnen und Imker beteiligt. Das Ziel: die Lebensgrundlagen von Honig- und Wildbienen im Kulturland zu verbessern.

Lebensräume schaffen
Landwirtin Karin Keller erklärte in ihrer Ansprache, wie die Arbeiten auf dem Föhrenhof in Zuge des Projekts angepasst worden seien, zum Beispiel beim Sandhaufen, der gepflegt werde und der von den bodennistenden Wildbienen gern als Lebensraum angenommen werde. Ausserdem habe man die Arbeitsweise den Bienenwegen angepasst, also so, wo die Insekten während ihrer Bestäubung unterwegs seien.
Beim anschliessenden Rundgang mit zahlreichen Vertretern aus Politik und Medien wurden weitere Nist- und Lebensraummöglichkeiten vor Ort präsentiert. Darunter ein Stapel Holz für Wildbienen, in das Löcher gebohrt wurden, die Wiese mit Klee, die sechs Wochen lang nicht gemäht wird, und ein neuer Lindenbaum, der Nahrung für Wild- und Honigbienen in jenen Monaten bereithält, wenn ansonsten wenig blüht.

Allgemein kann die Landwirtschaft beim Schnittzeitpunkt und bei der Schnitttechnik auf die Bienen Rück­sicht nehmen, beide Massnahmen reduzieren die Mortalität von ­Honig- und Wildbienen. Auf dem Föhrenhof hat man zudem auf eine Reduktion des Kontakts zwischen Pflanzenschutzmittel und Bienen gesetzt, um das Blütenangebot auf der Obstanlage zu vergrössern. «Man merkt es ­sicher, dass die Bestäubung besser ist, weil wir so viele Völker vor Ort ­haben», erzählt Karin Keller im ­Anschluss an den Rundgang. Für sie habe das Projekt vor allem das Bewusstsein dafür geschärft, wie wichtig die Zusammenarbeit mit den Imkern sei.

Gemeinschaftsinn
Eines der Ziele das Projekts war, das gegenseitige Verständnis zwischen Landwirten sowie Imkerinnen und Imkern zu fördern. Was auch daran liegt, dass die beiden Berufe heute wenig Kontakt zueinander haben, während die Landwirte historisch gesehen sich früher selbst häufig mit der Imkerei beschäftigten. Der Nutzen der Bienen ging durch die Industrialisierung des Berufs etwas in Vergessenheit.

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Regierungsrat Markus Dieth betonte das Bekenntnis zur Biodiversität. (Bilder: sma)

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Blühender Klee

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Bienen erkennen Farben und Muster wieder

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Die Pollen werden nach Hause getragen.

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Ein Rückzugsort für die Bienen

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Andreas König, Präsident des Verbands Aargauischer Bienenzüchtervereine: «Das Wissen fliesst jetzt in die Politik des Bundes ein – das wird ernst genommen.»

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Markus Dieth erinnerte in seiner Rede daran, dass der Start des Projekts im Jahr 2017 einer seiner ersten Medienanlässe als Regierungsrat gewesen sei. Das Projekt sei ein Bekenntnis zur Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen und beispielhaft dafür, dass Landwirtschaft und Naturschutz kein Widerspruch seien. Die 18 konkreten Massnahmen, die im Projekt wissenschaftlich überprüft würden, würden auch zukünftig zur Anwendung kommen, zusätzlich zur Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Biodiversität und konkret die Biene. Ausserdem wurden im Rahmen des Projekts auf den teilnehmenden Bauernhöfen insgesamt 50 Linden gepflanzt. Nicht nur für die Wildbienen, sondern ebenso als Symbol – die Linde als Platz der Gemeinschaft.

«Die Landwirtschaft lernt von der Imkerei, was sie benötigt, und umgekehrt – eine gute Einheit für unsere Biodiversität», lobt der Regierungsrat die Zusammenarbeit der beiden Berufsgruppen bei dem Projekt. «Die Landwirtschaft macht heute schon sehr viel bezüglich Biodiversität. Und das nicht nur, weil es Fördergelder gibt. Man hat ein grundsätzliches ­Interesse daran, dass man einen wesentlichen Beitrag an die Ernährungssicherheit leistet», erklärt der Politiker weiter.

Schwarz und Gelb ist mein ­Verein
Von Anfang an dabei bei dem kantonalen Projekt war Andreas König, Präsident der Verbands Aargauischer Bienenzüchtervereine. Er hob noch einmal hervor, dass es sich um ein Dialogprojekt handle, das vom Austausch lebe und Interessengruppen zusammen­gebracht habe. König sprach von «Aha-Effekten», die alle Beteiligten zusätzlich motiviert hätten. Bei den Grund- und Einzelmassnahmen, die betriebsspezifisch gewesen seien, hätten nicht immer nur die Fördergelder eine Rolle gespielt. Landwirte hätten zudem in gewissen Bereichen von sich aus einen Mehraufwand zum Schutz der Insekten betrieben.

Das Ziel, die bestehenden Bienenvölker und Wildbienen besser mit Nahrung zu versorgen sowie die Belastung durch Pflanzenschutzmittel und Erntetechniken zu reduzieren, fasste König zusammen und sieht eine sehr positive Tendenz hinsichtlich Futterbedarf, Völkerentwicklung und Mortalität der schwarz-gelben Insekten. «Das Wissen fliesst jetzt in die Landwirtschaftspolitik des Bundes ein – das wird ernst genommen», so König erfreut, der als Bienenliebhaber durchaus emotional auf den Abschluss des achtjährigen Projekts zurückblickte.