Brugg – Die Brücke über die Aare in Brugg, die anfänglich aus Balken bestand, die von Ufer zu Ufer gelegt wurden, und mit Bohlen und zwei Lehnen versehen wurde, hat eine lange Geschichte. Die Brugger hatten ihre liebe Not mit dem Bauwerk. Hochwasser rissen es mit, die Widerlager gaben nach, das Holz faulte, und der Feind steckte die Brücke in Brand. In der Folge wurde die Brücke mit einem Dach versehen und höher über dem Wasserspiegel erstellt sowie durch den schwarzen Turm und je einen Torturm links und rechts gesichert.
Als die Berner Brugg 1415 eroberten, wurde die Stadt Grenzpfeiler des bernischen Stadtstaats, und die Aare galt als Grenzgewässer, bis Bern seine Hand 1460 auch auf das Schenkenbergertal und den Bözberg legte. Österreich war dannzumal der Erzfeind der Eidgenossen, und so lies sich Bern fast bis ans Ende seiner Herrschaft mit dem Ausbau der Bözbergstrasse Zeit.
Die Reuss trennte Brugg von der Grafschaft Baden. 1577 wurde eine Brücke aus Stein gebaut. Als das Gewölbe fast geschlossen war, drohte das Lehrgerüst einzustürzen, und Frauen und Kinder mussten mithelfen, um das zu verhindern. Die Brücke war der Stolz der Bürger, und so wurde sie zum Wappen der Stadt. Das kunstvolle Steingeländer wurde für jeden Rutenzug mit Blumen und Tannengrün geschmückt.
Prekäre Verkehrsverhältnisse
Nachdem die Brugger Bürger die angefaulte hölzerne Aarebrücke im Jahr 1577 durch einen Steinbau ersetzt hatten, ging man davon aus, ein Werk für die Ewigkeit geschaffen zu haben. Doch der Schein trog. Der stärker werdende Transitverkehr ging der «guten Brücke» durch Mark und Bein und brach ihr, ohne dass es jemand merkte, sacht den Rücken. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg stellte das kantonale Baudepartement der Stadt den Antrag, den altehrwürdigen Aareübergang angesichts der prekären Verkehrsverhältnisse zu verbreitern. Das Gesuch wurde gutgeheissen. In der Folge wurde die ortsansässige Bauunternehmung Gentsch, Strasser & Cie. beauftragt, die bestehende Brücke flussabwärts zu verbreitern.
Zu dieser Zeit war Walter Kistler, Bauingenieur ETH, in das alteingesessene Geschäft eingestiegen, in dem er bereits erfolgreich seine Lehre abgeschlossen hatte. Ihm oblag die Aufgabe, die Ausführungspläne für die Brückenerweiterung zu erstellen und bei der Realisierung die Hauptrolle in der Bauleitung zu übernehmen.
Den Aufzeichnungen kann entnommen werden, dass anfänglich alles planmässig vonstattenging. Ein kritischer Blick in das Innenleben der betagten Brücke enthüllte die Gebrechlichkeit des Bauwerks und bescherte dem jungen Baufachmann grosse Augen. Leider gab es nach damaligem Wissensstand keine Möglichkeit für eine Sanierung des Werks, und so musste ein vollständiger Neubau ins Auge gefasst werden.
Nach der Vollendung erhielt das wieder erstellte Wahrzeichen der Stadt ein Steingeländer, geschaffen nach den Entwürfen des bekannten Architekten Albert Froelich. Selbstverständlich nahm damals ganz Brugg regen Anteil am Schicksal seiner Brücke. Ausführungen belegen, dass am 26. September 1925 die Einweihung des nun 100-jährigen Bauwerks als «Nachjugendfest» mit einer kirchlichen Feier, einem Umzug über die Brücke, Tanz, Wurst und Brot, Tranksame, einem Feuerwerk und einem Fackelzug gefeiert wurde. Für Walter Kistler war es der Brückenschlag von seinen Lehr- und Wanderjahren in eine erfolgreiche Unternehmerzukunft.